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Karlsruhe: KVV rechtfertigt teurere Tickets: Rechnen für Fortgeschrittene

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KVV rechtfertigt teurere Tickets: Rechnen für Fortgeschrittene

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    Straßenbahnfahren wird zum 9. Dezember teuer - für viele Fahrgäste wohl teurer, als die von den KVV ermittelten 4,2 Prozent. Pro Bahn kritisiert deshalb die Informationspolitik des KVV.
    Straßenbahnfahren wird zum 9. Dezember teuer - für viele Fahrgäste wohl teurer, als die von den KVV ermittelten 4,2 Prozent. Pro Bahn kritisiert deshalb die Informationspolitik des KVV. Foto: ErS

    Steigende Personalkosten, höhere Strompreise und strukturelle Anpassungen: Ende September kündigte der KVV an, dass zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 9. Dezember, die Fahrpreise wie erwartet steigen werden.Demnach müssen die Fahrgäste mit einer durschnittlichen Erhöhung von 4,2 Prozent rechnen. Walter Casazza, Geschäftsführer des KVV, unterstrich damals, dass Bahnfahren in Karlsruhe im Vergleich zu anderen Städten dennoch weiterhin günstiger sei.

    "Beliebteste Karten weniger erhöht"

    ka-news schaute sich die einzelnen Posten der Fahrpreiserhöhung aber einmal genauer an: Berechnet man die Preissteigerungen bei den von des KVV angegebenen Fahrkarten, ergibt sich ein Wert von knapp sieben Prozent - deutlich mehr als 4,2 Prozent. Bei der Monatskarte ab 60 beispielsweise ergibt sich demnach ein um 5,6 Prozent höherer Preis. Dieser gilt allerdings nur für neue Karteninhaber ab 63 Jahre. Bei dem jetzt nach Alter aufgeteilten Tarif zahlen Abonnenten bis 63 Jahre sogar 22,5 Prozent mehr.

    Wie kann das sein? Auf Anfrage, wie sich die 4,2 Prozent ergeben, erhielt ka-news zunächst keine Antwort aus der Tullastraße. Auf erneutes Nachhaken teilte der KVV dann schließlich mit, dass man, wie andere Verkehrsbetriebe auch, bei der Berechnung des Durchschnitts von einem Mengengerüst ausgehe. "In diesem Mengengerüst werden unter anderem 'Überwanderungen' von 4er-Karten zur 9-Uhr-Monatskarte oder von Monatskarten zur preiswerten Jahreskarte berücksichtigt. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die nachfragestärksten Fahrkarten unter dem Durchschnitt angepasst wurden", heißt es in der KVV-Antwort.

    Pro Bahn kritisiert Informationspolitik des KVV

    Das klingt dürftig, findet der Fahrgastverband Pro Bahn auf ka-news-Anfrage. Dass eine Preisanpassung in einem gewissen Umfang nicht zu vermeiden ist, wird dabei vom Fahrgastverband nicht in Frage gestellt. "Ein ehrlicher und transparenter Umgang mit den Zahlen sollte dabei jedoch eine Selbstverständlichkeit sein", so Pro Bahn weiter. Lediglich drei der 21 vom KVV angegebenen Einzelpreise seien demnach unter dem Durchschnittswert von 4,2 Prozent angepasst worden, stellte der Verband bei seinen Nachforschungen fest - 18 wurden um einen zum "Teil deutlich höheren und durchaus auch zweistelligen Prozentsatz" erhöht.

    Der KVV beurteilt hingegen diese Berechnung als nicht ausreichend: "Auch demografische Veränderungen wie beispielsweise der Rückgang der Schülerzahlen von etwa 1,5 Prozent werden eingerechnet". Ein reiner Preisvergleich sei nicht sachgerecht. Bei dem "anerkannten Berechnungsverfahren", so der KVV weiter, würden die Einnahmen nach der Fahrpreiserhöhung mit den Einnahmen der geltenden Fahrpreise verglichen - die Differenz ergebe, in Prozent ausgedrückt, die "mittlere Fahrpreisanpassung".

    Pro Bahn: KVV stellt eigene Glaubwürdigkeit in Frage

    Pro Bahn kritisiert indes die "verfehlte Informationspolitik" des Verbunds und fordert einen "ehrlichen und transparenten Umgang" des KVV mit den Zahlen. "Für den Fahrgastverband ist es nicht nachvollziehbar, wenn der KVV die Berechnung der durchschnittlichen Preiserhöhung von angeblich 'nur' 4,2 Prozent damit begründet, dass die nachfragestärksten Fahrkarten unter dem Durchschnitt angepasst worden seien." Durch den Wegfall der 24-Stunden Karte beispielsweise müssten Kunden angesichts der kürzeren Nutzungsdauer mit einer Verteuerung von schätzungsweise 40 Prozent rechnen, so Pro Bahn.

    Auch sei es nicht seriös, wenn der KVV die Berechnung durch einen möglichen Tarif-Wechsel der Kunden oder durch demographische Entwicklungen rechtfertigen wolle. "Der KVV und die in ihm organisierten Verkehrsbetriebe müssen aufpassen, dass sie ihre Glaubwürdigkeit nicht durch eine verfehlte Informationspolitik selbst in Frage stellen", heißt es in der Stellungnahme von Pro Bahn weiter. Der Verband spricht von einer "irreführenden Information" der Verkehrsbetriebe zu den Preiserhöhungen.

    Der Fahrgastverband empfiehlt den Fahrgästen die höheren Fahrpreise durch den Kauf einer Bahncard abzufedern. Hierdurch erhielten Kunden Ermäßigungen auf Einzelfahrten im gesamten KVV-Gebiet. Aber egal ob KVV-Mengengerüst oder Bahncard - ab 9. Dezember werden die Fahrgäste des KVV in Karlsruhe und dem Umland tiefer in die Tasche greifen müssen - und nüchtern gesehen deutlich tiefer als 4,2 Prozent.

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