Seit Herbst 2019 laufen am badischen Staatstheater die ersten Vorabmaßnahmen für die geplante Großsanierung, die 2022 starten soll. Für satte zwölf Jahre soll das Staatstheater dann zur Großbaustelle werden.

Kosten könnten um weitere 200 Millionen Euro steigen

Bis es so weit ist, ist es aber noch ein weiter Weg, der noch nicht in Stein gemeißelt ist. Denn die Kosten werden zum Problem: Schon vor dem eigentlichen Sanierungsbeginn steigen diese von zunächst 125 Millionen Euro 2015, auf 325 Millionen 2017 und schließlich auf bis zu 500 Millionen Euro im Jahr 2020. Die Kosten werden jeweils zur Hälfte von Stadt und Land getragen.

Friedemann Kalmbach, Stadtrat der Freie Wähler/FÜR Gemeinderatsfraktion
Friedemann Kalmbach, Stadtrat der Freie Wähler/FÜR Gemeinderatsfraktion | Bild: Roland Fränkle

Doch damit nicht genug: Friedemann Kalmbach, Stadtrat der Gemeinderatsfraktion Freie Wähler/Für Karlsruhe, geht im Gespräch mit ka-news.de sogar von einer weiteren deutlichen Kostensteigerung aus: "Aus verschiedenen Gesprächen habe ich erfahren, dass viele schon mit 700 Millionen Euro rechnen. Dass es bei 500 Millionen Euro bleibt, glaubt keiner." Offiziell bestätigt wurde diese Zahl aber noch nicht.

"Eine erneute Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist unabdingbar"

Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Karlsruhe sind diese Zahlen für die Fraktion FW/Für Karlsruhe nicht tragbar. Sie will die Stadt nun zum Nachdenken anregen und beantragt, die Wirtschaftlichkeit eines Neubaus gegenüber einer Sanierung zu prüfen. 

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Die Fraktion geht dabei in einem Rechenbeispiel von 325 Millionen Euro Sanierungskosten aus - bei einem Neubau könne man somit geschätzt zirka 48 Millionen Euro einsparen. Bei einer höheren Summe sei die Einsparung noch größer. "Eine erneute Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist nicht nur vertretbar, sondern im Sinne eines wirtschaftlichen Handelns unabdingbar", so die Fraktion in ihrem Antrag an den Gemeinderat.

Nicht nur das Gebäude soll einen neuen Anstrich bekommen, auch der Platz soll in neuem Glanz erstrahlen.
Nicht nur das Gebäude soll einen neuen Anstrich bekommen, auch der Platz soll in neuem Glanz erstrahlen. | Bild: Hammer Photographie

"Eine Sanierung ist deutlich risikobehafteter als ein Neubau", so Friedemann Kalmbach gegenüber ka-news.de. Wichtige Informationen kämen bei einer Sanierung erst nach und nach ans Licht. "Hier fehlt oft die nötige Recherche - wie bei der Stadthalle Karlsruhe." 

Stadt strebt "wirtschaftliche Lösung" an

Für das Projekt Staatstheater ist der Stadtrat daher der Meinung: "Lieber ordentlich als schnell geplant." Deshalb wolle er mit seiner Fraktion einen Neubau anregen - auch, weil hier die Kosten deutlich besser beziffert werden könnten. "Wir sollten uns nicht auf ein Abenteuer einlassen." 

Neues Aussehen mit geschwungenem Dach unter dem sich später Technik versteckt.
Neues Aussehen mit geschwungenem Dach unter dem sich später Technik versteckt. | Bild: Hammer Photographie

Ein Lichtblick: Auch die Stadt Karlsruhe scheint einer "wirtschaftlichen Lösung" für das Großprojekt gewogen zu sein. "Sowohl das Land als aktiver Bauherr als auch die Stadt als passiver Part sind an einer wirtschaftlichen Lösung für das Badische Staatstheater verpflichtet", schreibt sie in ihrer Stellungnahme zu dem Antrag.

Die Stadt habe daher die Landesverwaltung gebeten, erneut die Wirtschaftlichkeit eines Neubaus gegenüber einer Sanierung zu prüfen." Das Ergebnis dieser Prüfung will sie im Frühjahr dem Gemeinderat vorstellen.

Scheitert es am Faktor Zeit?

Für Friedemann Kalmbach bedeute das einen ersten Schritt in die richtige Richtung, wie er im Gespräch mit ka-news.de erklärt. Allerdings könnte er mit dieser Meinung im schlechtesten Fall alleine dastehen, denn: Von Rückhalt aus den anderen Fraktionen sei bisher kaum etwas zu spüren gewesen. Am 19. Januar will der Hauptausschuss über den Antrag der FW/Für Karlsruhe beraten.

"Ich hatte mit mehr Zustimmung gerechnet. Ich glaube, dass viele Stadträte unsere Meinung teilen, aber Angst vor dem Faktor Zeit haben", so Kalmbach. 

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Der Grund: Ein Umdenken hin zu einem Neubau und die damit verbundene Neuplanung würde den auf ursprünglich rund zwölf Jahre angesetzten Zeitrahmen um mindestens weitere sechs bis acht Jahre verschieben, wie die Stadt in ihrer Stellungnahme schreibt. Für Friedemann Kalmbach dennoch kein Grund, das Ziel Neubau nicht weiter zu verfolgen: "Natürlich verlieren wir so Zeit, die können wir aber wieder aufholen, wenn gut und richtig gehandelt wird."

 
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