Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: "Klassischer Zielkonflikt"

Karlsruhe

"Klassischer Zielkonflikt"

    • |
    • |

    Hintergrund: In Kürze sollen Hubschrauber über dem Hardtwald zwischen Bietigheim im Kreis Rastatt und Graben-Neudorf im Kreis Karlsruhe Hubschrauber auf einer Fläche von zirka 2.000 Hektar biologische und chemische Vernichtungsmittel zur Reduzierung der Maikäferpopulation ausbringen (ka-news berichtete), kündigte das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Anfang April an.

    Gefahr für den seltenen und geschützten Heldbock?

    Die SPD-Abgeordneten Johannes Stober und Ute Vogt sowie die Karlsruher Grünen-Abgeordneten Renate Rastätter und Gisela Splett verweisen in dem Brief an Minister Hauk auf das Unverständnis vieler Bürger über die politische Entscheidung, großflächig Gift zur Bekämpfung des Waldmaikäfers einzusetzen. "Als Abgeordnete im Raum Karlsruhe halten wir diesen Einsatz für falsch", heißt es in dem Schreiben. Die Zeit großflächiger Pestizideinsätze im Wald sollte aus ökologischen Gründen der Vergangenheit angehören. "Es ist für uns und viele Bürgerinnen und Bürger nicht verständlich, wie das Insektizid Dimethoat großflächig gespritzt werden könne, von dem bekannt ist, dass es nicht nur auf alle Insekten wirkt, sondern auch für andere Tiere und den Menschen giftig ist", erläutern die vier Abgeordneten ihre Bedenken.

    So sei von früheren Einsätzen belegt, heißt es weiter, dass neben dem Maikäfer auch gefährdete Arten getroffen werden. "Nicht umsonst ist das Gebiet im Staatswald südlich des Pfinzentlastungskanals vom Spritzen ausgenommen, da hier unter anderem der seltene und geschützte Heldbock in großer Zahl auftritt." Aus diesen Gründen hätten sich auch die Gemeinderäte von Karlsruhe, Weingarten, Stutensee, Eggenstein-Leopoldshafen und Linkenheim-Hochstetten gegen einen solchen Gifteinsatz ausgesprochen, fügen die Oppositionspolitiker abschließend an und appellieren an den Minister, von dem geplanten Pestizideinsatz abzusehen.

    Minister Hauk kritisiert "Vogel-Strauß-Politik"

    "Die naturnahen Wälder in der Rheinebene sind durch die Maikäfer massiv gefährdet", reagiert Hauk auf die Kritik der SPD- und Grünen-Abgeordneten. Der Verzicht auf eine Bekämpfung bedrohe die Aufbauarbeit von 30 Jahren (ka-news berichtete). "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und die verschiedenen Naturschutzinteressen objektiv abgewogen", erläutert der Minister seinen Standpunkt. Maikäferbekämpfung sei "ein klassischer Zielkonflikt". Sie diene auch dem Naturschutz. "Eine pauschale Ablehnung ersetzt keine Lösung", so Hauk.

    "Wir investieren über 250.000 Euro in die Begleitforschung und alternative Bekämpfungsmittel", führt Hauk weiter aus. "Wer allerdings drei Tage vor Beginn der Aktion eine 'Vogel-Strauß-Politik' betreiben will, verschließt sich den Tatsachen", übt der Minister Kritik an der Haltung der vier Abgeordneten. Die von seinem Ministerium in Auftrag gegebene Studie bestätige dies eindeutig. Lebensräume gefährdeter Arten - eine Fläche von über 1.000 Hektar - seien von der Bekämpfung ausgenommen, und der Maikäfer werde keinesfalls ausgerottet, ergänzt Hauk abschließend.

    Die Maikäferbekämpfung im Hardtwald ist auch Thema der heutigen aktuellen Umfrage (ka-news berichtete). Was halten Sie von dem geplanten Gifteinsatz. Die Umfrage auf der ka-news-Startseite wartet auf Ihr Votum.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden