32 verletzte Polizisten, zwölf beschädigte Streifenwagen, 40 zerstörte Geschäfte: Das ist die erschreckende Bilanz der Krawalle in Stuttgart. In der Nacht auf den 21. Juni hatten 400 bis 500 Personen in der Innenstadt randaliert. Die Polizei war auf derartige Ausschreitungen nicht vorbereitet.

Die Krawalle kamen unerwartet, Ausgangspunkt war lediglich die Drogenkontrolle eines Jugendlichen. Unmittelbar solidarisierten sich mehrere hundert Personen aus der Partyszene und die Randale nahm ihren Lauf. Trotz eines "erheblichen Kräfteaufgebotes" gelang es der Polizei erst in den frühen Morgenstunden, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
Sicherheitskonzept für Karlsruhe wird erstellt
Die Ausschreitungen in Stuttgart haben die Öffentlichkeit schockiert. Um derartige Krawalle in Karlsruhe zu verhindern, wird derzeit ein Sicherheitskonzept erarbeitet, in das nun auch die Erkenntnisse aus Stuttgart einfließen. Mit dieser Aufgabe wurde Professor Hermann von der Universität Heidelberg beauftragt.

Mehr Polizei? Mehr Kontrollen? Alkoholverbote? Eigentlich sollte das Konzept im Sommer 2020 bereits komplett ausgearbeitet sein. Doch die Corona-Pandemie und die Berücksichtigung der unerwarteten Eskalationen in der Landeshauptstadt verzögern die Fertigstellung. Nun soll der "Masterplan" für mehr Sicherheit in Karlsruhe erst im Oktober vorgestellt werden.
Vor allem am Europaplatz fühlen sich Karlsruher unsicher
Sollte es zu Krawallen in Karlsruhe kommen, sind vor allem der Europaplatz, Kronenplatz und Stephanplatz potentielle Entstehungsorte. "Seit einigen Jahren kommt es schwerpunktartig auf diesen Plätzen zu teils massiven Übergriffen von jungen Männern gegenüber der Polizei", schreibt die Karlsruher CDU-Fraktion in einem Antrag an die Stadt.

Es sind die Plätze, an denen sich die Bürger in der Nacht am unsichersten fühlen. Spitzenreiter ist der Europaplatz: Bei einer Befragung gaben 58,9 Prozent der Menschen an, den Bereich in der Dunkelheit zu meiden. Zu groß ist das mulmige Gefühl, sich dort in eine gefährliche Lage zu begeben.
Vor allem zwei Dinge machen den Passanten Angst: Zu viele betrunkene, enthemmte Menschen und jugendliche männliche Migrantengruppen. An dritter Stelle folgen allgemeine Gruppen junger Männer, wobei die Herkunft nicht erwähnt wurde.
Aufgrund der Geschehnisse in Stuttgart ist die Karlsruher Polizei nun sensibilisiert. An den besonders prekären Orten in der Innenstadt zeigen die Beamten Präsenz und es erfolgen regelmäßig Aufklärungs-, und Kontrollmaßnahmen. Das teilt die Stadt Karlsruhe mit, die mit dem Polizeipräsidium laut eigenen Angaben in engem Austausch steht.
Ein fester Polizeiposten in der Innenstadt?
"Eine Einschätzung, ob einzelne Personen ein vergleichbares Verhalten wie in Stuttgart zugetraut werden kann, ist mangels objektiver Erkenntnisse nicht möglich", erklärt die Stadt in einer Stellungnahme. Entsprechende Tendenzen seien bislang nicht erkennbar gewesen.

Könnte ein fester Polizei-Kontrollposten in der Innenstadt an den Wochenenden für mehr Sicherheit sorgen? Dieser Ansicht ist die Fraktion der Freien Wähler/Für Karlsruhe. Erfahrungen aus anderen Städten würden zeigen, dass die damit einhergehende Polizeipräsenz der Straßenkriminalität Einhalt gebietet.
Ob am Europaplatz, auf der Kaiserstraße oder den "Party-Hot-Spots" der Stadt die Beamten in Zukunft eine feste Nachtwache aufschlagen, darüber wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 21. Juli entscheiden. Sollten sich die Stadträte für diese Idee stark machen, würde der Vorschlag in das Sicherheitskonzept aufgenommen werden.
