"Wir denken bei der Gesetzgebung beispielsweise an die Amokfahrt in Hessen von 2020, bei der beim Rosenmontagsumzug mehr als 100 Menschen verletzt wurden", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling dem Südwestrundfunk. Anschläge wie diese Amokfahrt seien der Grund für das neue Sicherheitsgesetz von Rheinland-Pfalz, das nun erstmalig für die Fastnacht greifen soll.

Michael Ebling, Minister des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz.
Michael Ebling, Minister des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz. | Bild: Mdl Rheinland-Pfalz/Silz

Ein Problem dabei: Das Polizei und Ordnungsbehördengesetzt (POG) von 2021 verlangt unter anderem, dass "der Veranstalter einer öffentlichen Großveranstaltung ein Sicherheitskonzept vorzulegen und einen Ordnungsdienst für die Veranstaltung vorzusehen hat." Dazu zählen auch ausgearbeitete Rettungs- und Kommunikationswege oder Sicherheitsmaßnahmen wie Zäune. Mit diesen neuen Regeln entstanden Mehrkosten, die bereits mehrere Umzüge im Land zur Absage drängten - darunter Bellheim, Westheim oder auch Germersheim.

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Ein Fastnachts-Ansturm aus Rheinland-Pfalz?

Wörth beispielsweise, das kaum zehn Minuten mit dem Auto von Karlsruhes Grenzen entfernt liegt, muss daher ebenfalls auf seine Umzüge verzichten. Könnte es also zu Überbelastungen der Karlsruher Fastnachtsumzüge kommen, wenn viele enttäuschte Fans aus Rheinland-Pfalz eine Alternative suchen? Und: könnt das nicht wiederum die hiesigen Sicherheitsbestimmungen überlasten?

 

Fastnachtseröffnung 2022
Michael Maier, Präsident des Festtagsausschusses Karlsruher Fastnacht (Archivbild). | Bild: Lars Notararigo

"Wohl kaum", meint der Präsident des Festtagsausschusses Karlsruher Fastnacht, Michael Maier. "Sicherlich werden die ein oder anderen zusätzlichen Zugnummern bei uns mitmachen dieses Jahr und es wird bestimmt auch der ein oder andere aus Rheinland-Pfalz zu uns kommen. Das wird aber weder unsere Fastnacht noch unser Sicherheitskonzept überbeanspruchen."

"Mit ein paar Gästen mehr kommen wir klar"

Immerhin sei das baden-württembergische Sicherheitskonzept im Gegensatz zum rheinland-pfälzischen "immer etwas schärfer gewesen", habe aber trotzdem - oder gerade deshalb - funktioniert. "Mit ein paar Gästen mehr werden wir ohne Probleme klar kommen", sagt Maier weiter. "Vermutlich hat genau diese plötzliche Verschärfung der Regeln auch viele Vereine in Rheinland-Pfalz überrannt. In Karlsruhe kennt man das bereits."

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Außerdem weist Maier darauf hin, dass die Termine für die Hauptveranstaltungen in der Regel auch nicht zusammenfallen werden. "Viele unserer großen Umzüge finden ja am Fastnachtsdienstag statt, während oben in Rheinland-Pfalz ja sehr viel am Wochenende stattfindet."

Grötzingen: "Wir haben ein aufwendiges Sicherheitskonzept"

Wie steht es also mit Veranstaltungen, die eben doch am Wochenende stattfinden? Etwa dem Narrensprung der Grötzinger Hottschecken? Um das herauszufinden, wendet sich ka-news.de an den Zunftpräsidenten Uwe Herbold. "Nein, ich denke nicht, dass wir überlastet sein werden", sagt er zum anstehenden "Narrensprung" in Grötzingen.

"Zunächst einmal haben auch wir ein sehr aufwendiges Sicherheitskonzept mit Polizei, Jugendschutz, Ordnungshütern und Rotem Kreuz, die immer unterwegs sein werden. Wir sehen schon zu, dass alles den Auflagen entspricht - dafür nehmen wir auch jedes Jahr 15.000 bis 18.000 Euro im Voraus in die Hand", sagt er.

"Wir haben jedes Jahr Gruppen aus Rheinland-Pfalz hier"

Besagtes Sicherheitskonzept werde auch nicht kollabieren, wenn Fastnachtsgänger aus Rheinland-Pfalz dem "Narrensprung"-Umzug ebenfalls beiwohnen werden. "Immerhin findet das unter freiem Himmel statt und da haben wir mit Sicherheitsmaßnahmen Platz für bis zu 20.000 Leute. Außerdem haben wir ja schon immer Gruppen aus Rheinland-Pfalz bei uns mitlaufen."

Blick über den Norden von Grötzingen Richtung Bahntrasse/Mitte.
Auch bei vielen verwinkelten Straßen soll Grötzingen zur Fastnachtssaison sicher sein. | Bild: Tim Carmele | TMC-Fotografie

Wie viele Leute nun wirklich die rheinland-pfälzische Grenze passieren werden und in Karlsruhe feiern, sei dabei aber nicht vorauszusehen. Auch deshalb, weil die Narrenzunft dieses Jahr ihr 55. Jubiläum feiert. "Man fängt auch bei Jubiläen immer bei null an. Und wie viele Leute überhaupt kommen, weiß man nie genau. Sicher ist nur, Leute aus Rheinland-Pfalz kriegen wir auch versorgt - und sie sind natürlich herzlich willkommen."

 
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