"Hiermit möchte ich alle Mitarbeiter der Kasig darüber informieren, dass Sie in meinem Geschäft absolutes Hausverbot haben, da Sie unseren täglichen Betriebsablauf stören." Unterzeichnet ist der Infozettel von der Geschäftsleitung des Friseursalons. Weniger als einen Meter vor der Eingangstüre und den Schaufenstern des Friseurs wartet der Bauzaun der Baustelle zur Kombilösung. Der Weg ist eng, nur über ungewohnte Umleitungen gelangen Kunden vom Kronenplatz zu ihrem Friseur.
Elektronikgeschäft musste vier Tage schließen - auf Befehl der Kasig
Auf dem Weg zum Salon führt der enge Fußweg am Fanartikelgeschäft "Walli" vorbei, der ebenfalls mit der Baustellensituation zu kämpfen hat. Den Zettel kennt auch Marco Wallitschek, der Inhaber des Geschäfts. Ein paar Tage hing er sogar auch an der Eingangstüre, bestätigt ein Mitarbeiter auf Anfrage von ka-news. Doch nun will sich Wallitschek ersteinmal "normal" mit der Kasig verständigen, der Kontakt sei besser geworden. "Natürlich sind wir nicht glücklich mit der Situation, das ist eine nervige Sache." Aber der Inhaber hofft nun auf ein gutes Ende mit der Kasig.
Ein Umweg über die Waldhornstraße führt vorbei am Friseursalon, der künftig keinen Kasig-Mitarbeitern mehr die Haare schneiden wird, zu SK Elektronic. Geschäftsführer Volkan Gür sitzt alleine in seinem Elektronikgeschäft, das auch Handyverträge verkauft. "Seit die Baustelle die Seite gewechselt hat, sind die Umsätze massiv eingebrochen - Verträge schließe ich keine mehr ab", erzählt der Ladenbesitzer im Gespräch mit ka-news. Letzten Montag habe er den ersten Kunden um 15.30 Uhr bedient, da die Gehwege von beiden Seiten gesperrt gewesen seien. Vor zwei Wochen musste Gür sogar für vier Tage seinen Laden schließen - auf Befehl der Kasig sozusagen.
Lärm, Staub und wenig Platz für den Einzelhandel
"Ich wurde von der Kasig informiert, dass ich vier Tage schließen muss." Gür soll nun von den "Instrumenten des Entschädigungsmanagements" - wie es die Kasig nennt - profitieren. "In zehn Tagen soll ich Ausgleichszahlungen erhalten. Wieviel, weiß ich nicht, aber meine Unterlagen habe ich eingereicht. Wenn in zwei Wochen kein Geld da ist, nehme ich mir einen Anwalt", so Gür. Für SK Elektronic wäre das die erste Ausgleichszahlung - von regelmäßigen Zahlungen der Kasig, um Umsatzeinbußen abzufedern, wisser er nichts.
Ein bisschen besser haben es die drei jungen Besitzer des griechischen Imbiss Kostalexis getroffen. Lediglich für einen Tag mussten die Jungunternehmer den Imbiss schließen. "Wir wussten im Vorfeld, dass wir irgendwann schließen müssen - aber nicht wann", so Alex, einer der Besitzer, gegenüber ka-news. Als es soweit war, sei die Nachricht recht kurzfristig durch die Kasig überbracht worden. Seit Beginn der Baustelle müssen auch die Imbiss-Betreiber mit den Folgen der Baustelle leben: Lärm, Staub und weniger Gäste im und weniger Platz vor dem Lokal. "Die machen hier auf und zu was sie wollen, wann sie wollen", so Alex.
Kasig: "Schließung erfolgte in enger Abstimmung"
Auf Anfrage von ka-news vernimmt man aus Kreisen der Kasig andere Töne: "Die Kasig ist mit den Einzelhändlern und Anliegern im Bereich der Baustelle Kronenplatz in einem guten Kontakt." Dem widerspricht Alex: "Bevor wir für einen Tag schließen mussten, haben wir zwei oder drei Wochen versucht bei der Kasig einen Ansprechpartner zu finden. Aber keiner wusste etwas und keiner war zuständig", beklagt er sich. Die Kasig meldet hingegen auf ka-news-Anfrage: "Die Schließung der Geschäfte und auch die Erreichbarkeit anderer Einzelhändler erfolgte in enger Abstimmung mit den Inhabern."
Aktualisierung Donnerstag, 11. Oktober:
Mittlerweile hat sich die Besitzerin des Friseurladens gegenüber ka-news geäußert. Sie sieht ihre Absichten und den Aushang in ihrem Schaufenster fehlinterpretiert - auch wenn dieser, wie sie zugibt, missverständlich verfasst wurde: "Mitarbeiter der Kasig dürfen als Kunden gerne weiterhin zu uns kommen. Es geht um die Mitarbeiter der Kasig im Dienst, die während unserer Arbeitszeit in unserem Laden stehen und vor der Kundschaft mit uns über die Baustelle reden", sagt die Besitzerin. Solche Diskussionen vor den Kunden seien überflüssig und unangebracht. Entsprechende Räume für Gespräche gebe es im Laden nicht, weshalb sie durch den Aushang erreichen wolle, dass sich die Kasig in geschäftlichen Belangen in anderer Form an den Friseurladen wenden..
Alle weiteren Informationen zur Kombilösung finden Sie im Dossier von ka-news.