Herr Reinschmidt, welche Projekte stehen in diesem Jahr im Zoo an?
Wir beginnen das Zoojahr 2020 gleich mit der Eröffnung der neuen Totenkopfaffen-Anlage, wo wir gerade stehen. Das ist der erste Bauabschnitt dieses neuen Südamerikahauses.
Wir hatten bisher ein Raubtierhaus, in dem früher ganz viele verschiedene Raubtiere gehalten wurden, wollen aber langfristig daraus ein Südamerikahaus machen, in dem man die Biodiversität des Landes erfassen kann. Raubtiere werden hier nach wie vor gehalten werden, aber auch beispielsweise Affen, Vögel oder Reptilien.

Das ist aber ein Prozess, der sicher zehn Jahre gehen wird, weil wir ihn in viele verschiedene Bauabschnitte einteilen müssen. Als nächster Abschnitt wird in ein paar Monaten das Außengehege der Totenkopfaffen folgen, das mit einem Gang über das Dach mit dem Innengehege verbunden werden soll. Wie wir das genau bewerkstelligen wollen, da sind wir gerade noch in der Feinabstimmung, das wird aber in Kürze folgen.

Danach werden Löwen- und Chinaleoparden-Gehege baulich vorgezogen, mit einer Felslandschaft ausgestattet und die Gitter durch Glasscheiben ersetzt. Wenn die beiden älteren Chinaleoparden ihr biologisches Ende gefunden haben, wird ihr Gehege zudem - passend zu Südamerika - zum Jaguargehege umgebaut.

Auch unsere 22-jährige Löwin werden wir nicht mehr ersetzen, weil wir nicht mehr den adäquaten Platz haben, den man für eine Löwenhaltung braucht. Dafür werden andere Tiere gehalten, die für das Gehege besser geeignet sind.
Und was ist für den restlichen Zoo geplant?
Wir haben viele weitere Bauprojekte, werden in ein paar Monaten auch unsere Luchs-Anlage am Lauterberg eröffnen, deren Bau bereits weit fortgeschritten ist. Sie bietet den Tieren zehn Mal mehr Platz als jetzt.
Wenn die Luchse, die momentan noch hier im Raubtierhaus untergebracht sind, dann ausgezogen sind, können wir daraus eine Vogelvoliere machen. So kommt eines zum anderen.
Ein weiteres Projekt ist der Umbau und die Zusammenlegung der Afrikasavannen-Anlage: Hier haben wir vor ein paar Wochen angefangen, die alten Stallungen abzureißen. Das ist aber ein gigantisches Mammut-Projekt, weil wir aus vier Gehegen - dem der Giraffen, Zebras, Antilopen und Rinder - eines machen werden.
Dabei werden wir unter anderem die Innenanlage der Giraffen umbauen und für die Besucher Hochstege und Plattformen installieren, sodass sie auf Augenhöhe mit den Giraffen sind. Das alles wird drei Jahre dauern und 2022 dann hoffentlich fertig sein.

Vom Frühjahr bis zum Herbst wird jetzt erst einmal die Außenanlage gestaltet, dazu müssen alle Tiere außer den Giraffen das Gehege verlassen.
Im Ludwigsee soll zudem eine Katta-Insel gebaut werden - passiert das auch noch 2020?
Nein, da gehen wir in diesem Jahr nur in die Planung. Realisiert wird die Insel voraussichtlich im nächsten Jahr. Wir dürfen ja auch nicht zu viele Projekte auf einmal angehen, sonst sind wir nur eine einzige Baustelle.

Auf welche neuen Tiere können sich die Besucher in diesem Jahr freuen? Vielleicht gar ein neuer Elefant?
Hier sind wir gerade in Gesprächen, haben aber noch nichts konkretisiert. Da planen wir aber auch, dass wir dieses Jahr Zuwachs bekommen. Wir haben ja rund 300 Tierarten - da sind wir ständig im Austausch, was geht, was nicht geht, wo wir züchten können. Durch unsere Teilnahme an 60 Zuchtprogrammen müssen wir es einem Koordinator überlassen, ob wir züchten dürfen oder Tiere abgeben müssen.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter - Ihre Tipps: Was kann man zu welcher Jahreszeit im Zoo am besten machen?
Eine unserer attraktiven Veranstaltungen ist auch in diesem Jahr wieder der Nacht-Zoo, der an zwei Tagen im Juni stattfindet. Das ist sehr gut angekommen in den letzten drei Jahren, 9.000 Besucher hatten wir im vergangenen Jahr. In diesem Jahr wird im August auch wieder das Lichterfest stattfinden, zu dem an zwei Abenden zehntausende Besucher kommen.
Im Winter hingegen lohnt es sich zu kommen, weil hier beispielsweise die Eisbären sehr aktiv sind oder man die Roten Pandas in den lichten Bäumen besonders gut entdecken kann. Und: Ein Tipp für jedes Wetter ist auch unser Exotenhaus. Grundsätzlich aber gilt: Wir haben 365 Tage im Jahr geöffnet - jeder Tag im Zoo ist also immer wieder aufs Neue interessant.
