Herr Gänger, weshalb haben Sie sich dazu entschieden, das Amt bei den Julis aufzugeben und aus der FDP auszutreten?
Dieser Schritt kommt nicht spontan . Schon vor der letzten Wahl zum Vorsitzenden der Julis habe ich meinen Rückzug für das Frühjahr 2013 angekündigt. Meine politische Einstellung hat sich weiterentwickelt und deckt sich nicht mehr mit der der FDP. Durch mein Pädagogik-Studium hat sich mein Selbstverständnis verändert. Die Politik und Ideale der FDP sind derzeit nicht real greifbar in der Partei - es gibt zu viele alte und festgesetzte Strukturen. Außerdem herrscht zwischen der Karlsruher FDP und den Julis eine Grundskepsis. Die Jugend wird nicht immer ernst genommen. Zum Beispiel beim Fall Silvana Koch-Mehrin. Wir haben eine Protestaktion gestartet, weil das Verhalten Koch-Mehrins nicht mit unseren Wertevorstellungen vereinbar ist - unabhängig ihrer Parteizugehörigkeit.Dafür haben wir aus dem Kreisverband der FDP viel Kritik bekommen. In Karlsruhe wird den Julis leider keine Eigenständigkeit zugemutet und auch zugetraut.
Die Gründe für Ihren Rücktritt liegen also nicht nur am Verhalten der FDP auf Bundesebene, sondern auch an der Situation in der Karlsruher FDP?
Bundespolitisch gibt es derzeit keine andere Partei, der man mehr Vorwürfe machen kann - beispielsweise beim Meldegesetz, oder auch beim verfassungswidrigen Wahlgesetz. Aber auch in der Karlsruher FDP stimmt nicht alles. Eigentlich gab es immer eine gute und konstruktive Zusammenarbei in Karlsruhe. Aber auch mit dem Vorsitzenden Heinz Golombeck gab es unterschiedliche Ansichten. Zum Beispiel in den Diskussionen über die Strukturierung des Kreisverbands und über eine neue Satzung. Wir sind zwar nicht überall einer Meinung, aber damit die FDP in Zukunft bundespolitisch eine Rolle spielt, muss sie sich neu Erfinden - sonst wird die FDP von den Piraten links überholt. Die FDP in Karlsruhe zeigt aber zu wenig Willen, sich neu aufzustellen. Die Generationen Jung und Alt treffen hier aufeinander, dazwischen fehlt es an Mitgliedern. Die stark polarisierenden Ansichten sind einfach zu unterschiedlich. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die FDP stärker an diesem Problem arbeitet.
Sehen Sie also ein Generationenproblem innerhalb der Karlsruher FDP?
Ja, der Übergang zwischen den Generationen fehlt. Die älteren Mitglieder sagen: 'Die Jungen sollen ruhig etwas machen, aber nicht eigenständig sein.' Das fördert die Politikverdrossenheit bei jungen Menschen. Das ist schade. Mir ist bekannt, dass fünf bis zehn Juli- und FDP-Mitglieder ebenfalls austreten wollen.
Wie sieht Ihre politische Zukunft nach der FDP aus?
Ich will mich gerne weiter in der Politik einbringen. Ich will mich engagieren. Für mich ist durch mein Studium, welches einen großen Teil Katholischer Theologie enthält - insbesondere die christliche Denkrichtung der Soziallehre - ein wichtiger Punkt. Diese sehe ich in der CDU gut repräsentiert. Aber erst will ich in der FDP alles vernünftig zu Ende bringen und dann im Frühjahr regulär bei den Julis und der FDP ausscheiden.
Die Fragen stellte Felix Brenner
Siehe auch:
Julis rebellieren: Es rumort in der Karlsruher FDP