"In der Karlsruher FDP stimmt nicht alles", sagt Robert Gänger, der scheidende Vorsitzende der Julis im Interview mit ka-news. In den Diskussionen über die Strukturierung des Kreisverbands oder über eine neue Satzung habe es unterschiedliche Meinungen zwischen dem Vorsitzenden Golombeck und den Julis gegeben.
"Die FDP in Karlsruhe zeigt zu wenig Willen, sich neu aufzustellen", moniert Gänger im Gespräch mit ka-news. Das sei aber notwendig, damit die Liberalen auf Bundesebene weiter eine Rolle spielen könnten, ist sich der 24-jährige Student sicher. Daher habe er sich für einen Partei-Austritt entschieden. Gänger ist auch stellvertretender FDP-Vorsitzender und Büroleiter des Bundestagsabgeordneten.
Golombeck von Gängers Rücktritt überrascht
Aber auch von der Bundes-FDP ist Gänger enttäuscht. Es gebe keine Partei, der man derzeit mehr Vorwürfe machen könne als der FDP, sagt er. "Meine Wertevorstellungen sind mit denen der FDP nicht mehr deckungsgleich." Auch der fehlende Bezug zur Religion seien für den Pädagogik- und Theologiestudenten ausschlaggebend die Partei zu verlassen.
Für Heinz Golombeck kommt der Rücktritt Gängers überraschend. Das erklärt der Bundestagsabgeordnete auf Anfrage von ka-news. Er habe die Zusammenarbeit mit Gänger bisher als "durchaus positiv" wahrgenommen, lässt er aus Berlin verlauten. Doch Juli-Chef Gänger sieht die FDP-Jugendorganisation in der Fächerstadt nicht ernst genommen. "In Karlsruhe wird den Julis keine Eigenständigkeit zugetraut." Für die Karlsruher FDP sieht er ein Generationenproblem. Jung und Alt träfen aufeinander, die Meinungen seien innerhalb der Partei zu unterschiedlich. "Die älteren Mitglieder sagen: 'Die Jungen sollen ruhig etwas machen, aber nicht eigenständig sein.' Das fördert die Politikverdrossenheit", kritisiert er.
Austrittswelle? Mehrere Mitglieder der Julis und der FDP wollen austreten
Nicht nur Gänger geht es so: Nach seinen Informationen wollen zwischen fünf und zehn Juli- und FDP-Mitglieder in Karlsruhe ebenfalls die Partei und ihre Jugendorganisation verlassen. Insgesamt habe die Nachwuchsorganisation 45 Mitglieder. Golombeck kann die Kritik seines Stellvertreters und Büroleiters hingegen nicht nachvollziehen. Die Julis würden sehr wohl eingebunden. So seien zwei Julis Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands sowie auch stellvertretende Kreisvorsitzende. Ein weiterer Juli sei Mitglied des erweiterten Vorstands, teilt Golombeck gegenüber ka-news mit.
"Außerdem besteht ein Angebot der FDP-Gemeinderatsfraktion, dass ein Mitglied der Jungen Liberalen an den montäglichen Fraktionssitzungen teilnehmen darf. Leider haben die Julis dieses Angebot bisher nicht wahrgenommen. Daher kann ich die Behauptung nicht nachvollziehen, dass Potentiale und Talente innerhalb des Kreisverbands nicht gefördert werden", ergänzt Golombeck.
Julis können Gängers Rückzug nachvollziehen
Für die Jungen Liberalen in Karlsruhe ist der Schritt ihres Vorsitzenden nur allzu verständlich, teilen sie in einer Stellungnahme mit. "Für uns ist es wenig überraschend, dass Robert uns verlassen wird. Er hat allen Grund dazu, denn die FDP zeigt wenig Reformwillen und setzt nicht auf junge Talente und Potentiale innerhalb ihres Kreisverbands." Dominik Lorenz, Stellvertreter Gängers bei den Julis, hofft, dass die FDP den Warnschuss registriert: "Junge, liberale Denker verlassen die Partei und ihre Jugendorganisation, weil sie ihre Werte nicht mehr durch die FDP repräsentiert wähnen. Ich kann nur hoffen, dass die FDP die Vorkommnisse wahrnimmt."
ka-news sprach mit Robert Gänger über die Beweggründe für seinen Rückzug: Karlsruher Juli-Chef tritt aus FDP aus: "Wir werden nicht ernstgenommen"Zum vollständigen Interview geht's hier!