Die Türkisch Islamische Gemeinde zu Karlsruhe gehört zum Dachverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib). Der Verein wurde bereits vor über 25 Jahren in Karlsruhe gegründet. Früher war die Gemeinde in der Wolfartsweierer Straße in einer angemieteten alten Fabrikhalle untergebracht. 1997 hat der Verein ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Käppelestraße in der Karlsruher Oststadt gekauft und umgebaut.
Heute gibt es dort Seminarräume, einen Konferenz- und Gebetsraum, eine Küche und eine Teestube. Hier findet Islamunterricht statt, die Jugend spielt Billard, die Frauengruppe tauscht sich über Alltagsprobleme aus, die Männer diskutieren in der Teestube. Auch religiöse Feste werden hier immer wieder gefeiert. Der Verein hat eigenen Angaben zufolge etwa 250 Mitglieder. Zum Freitagsgebet kommen jede Woche rund 800 Muslime aus ganz Karlsruhe in die Käppelestraße.
Moschee mit vier Minaretten auf 2.000 Quadratmetern
Doch mittlerweile seien die Räumlichkeiten in der Käppelestraße für die wachsende Gemeinde nicht mehr ausreichend und zeitgemäß, vieles sei provisorisch, erklärt ein Vorstandsmitglied im Gespräch mit ka-news. "Wir wollen uns ein würdiges Gemeindezentrum bauen. Der aktuelle Zustand des Gebäudes präsentiert unsere Möglichkeiten nicht", so der Sprecher. Die Gemeinde wünsche sich daher ein neues, modernes Gemeindezentrum und hat dafür schon ganz konkrete Pläne.
Auf dem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Oststadt soll nach Ansicht der Gemeinde ein dreistöckiges Gebäude entstehen, das alte soll abgerissen werden. Darin soll es unter anderem Seminar- und Gebetsräume, eine Zentralküche, einen Jugendtreff und eine Bibliothek geben. Von außen soll das Gebäude architektonisch wie eine Moschee gestaltet sein. Eine Kuppel und vier Minarette, jeweils 15 Meter hoch, sind geplant. Ein erster Entwurf liegt bereits bei der Stadt Karlsruhe.
Bauvoranfrage liegt bereits beim städtischen Bauamt
"Wir haben vor etwa einem Jahr eine Bauvoranfrage beim städtischen Bauamt gestellt", so der Sprecher aus dem Vorstand gegenüber ka-news. Dadurch soll geklärt werden, ob das Bauvorhaben genehmigungsfähig ist. Bisher liegen aber keine endgültigen Ergebnisse vor. Die Stadt habe jedoch signalisiert, dass das Grundstück in der Käppelestraße für das geplante Gebäude womöglich zu eng sei, zudem die Minarette zu hoch. "In der Nachbarschaft steht ein Schornstein, der ist viel höher", bemerkt der Sprecher in Bezug auf die geplante Höhe der Minarette. Außerdem liege die Baufläche in einem Gewerbegebiet. "Wir stören hier doch niemanden", so der Vorstandssprecher.
Die Stadt bestätigte auf ka-news-Nachfrage die Anfrage der Ditib-Gemeinde. Der bereits im Planungsausschuss vorgestellte Entwurf sei baurechtlich so derzeit aber nicht umzusetzen. Die Gemeinde genieße in dem Gewerbegebiet zwar "Bestandsschutz", doch seien die Vorstellungen der Ditib dort derzeit nicht realisierbar. Es werde in der Zukunft weitere Gespräche über die Pläne mit der Gemeinde und den Gemeinderatsfraktionen geben.
"Wenn die Stadt uns eine andere geeignete Fläche, die unserem finanziellen Rahmen entspricht, vorschlägt, dann wäre das durchaus eine weitere Option", so das Ditib-Vorstandsmitglied. Aber die Fläche dürfte nicht zu weit außerhalb der Stadt liegen und müsse gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Am liebsten würde die Gemeinde die Moschee aber in der Käppelestraße bauen.
"Gemeindezentrum ist Zeichen der Integration"
Die Gemeinde weiß, dass die Bau-Pläne unter einigen Karlsruher Bürgern auch Skepsis hervorrufen werden. Das Vorstandsmitglied bedauert im ka-news-Gespräch, dass manche sofort von einer "Islamisierung der Gesellschaft" sprechen und "Ängste schüren" würden. "Das tut weh." Der Wunsch nach einer eigenen Moschee sei vielmehr Ausdruck dafür, dass sich die Gemeindemitglieder hier heimisch fühlten, der Neubau sei ein "Zeichen der Integration". Zudem könnte eine Moschee "ein Wahrzeichen für Karlsruhe als interkulturelle Stadt" sein.
"Wir leben hier, wir arbeiten hier. Wir gehören zu dieser Stadt. Wir wollen aus eigener Kraft etwas bauen", so das Ditib-Vorstandsmitglied. "Deutschland ist unsere Heimat geworden. Wir sind nicht mehr die Gastarbeiter-Kinder. Wir investieren in dieses Land, kaufen Möbel, Wohnungen und Autos. Unsere Kinder studieren an deutschen Universitäten. Wir sind ein Teil der Zukunft dieser Gesellschaft. Wir fühlen uns hier wohl, die Moschee soll hierfür ein Zeichen sein: Wir gehören zu dieser Stadt, wir möchten uns hier verwirklichen."
Bauprojekt soll 4,5 Millionen Euro kosten
Der Gemeindesprecher betont zudem, dass das Gemeindezentrum kein reines islamisches Gebetshaus werden soll. Er spricht lieber von einem "Gemeinde-Kulturzentrum". Die Gemeinde wolle mit dem Neubau eine Begegnungsstätte für Jung und Alt schaffen. "Das "Gemeinde-Kulturzentrum steht jederzeit für jeden offen - auch Nicht-Muslimen." So sollen dort auch Diskussionsabende und öffentliche Vorträge stattfinden. "Ein Ort der Begegnung und des Dialogs", so die Pläne. Aber eben auch ein Ort des Gebets und religiöser Feste. Ein Ort an dem Muslime über ihre Alltagsprobleme sprechen und beten können. "Unsere Gemeinde ist offen für die moderne Gesellschaft. Dennoch ist es für die eigene Identität wichtig, einen Ort für seinen eigenen Glauben zu haben."
Das Bauprojekt soll etwa 4,5 Millionen Euro kosten und hauptsächlich durch Spenden der Ditib-Mitglieder ermöglicht werden. Der Vorstand der Ditib-Gemeinde will in nächster Zeit die Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat, Vereine und andere religiöse Gruppen zu Gespräche treffen und ausführlich über das Bauvorhaben informieren.
Ditib zählt 896 Ortsgemeinden zu seinen Mitgliedern
Die Türkisch Islamische Gemeinde zu Karlsruhe ist dem Dachverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) als rechtlich und wirtschaftlich selbstständiges Mitglied angeschlossen. Der Ditib gilt als größte Religionsgemeinschaft der Muslime in Deutschland und zählt 896 Ortsgemeinden zu seinen Mitgliedern.
Derzeit gibt es in Karlsruhe etwa 11 Moscheen verschiedener islamischer Gemeinden. Meist sind sie unscheinbar in Seitenstraßen oder Hinterhöfen versteckt. Die geplante Moschee in der Oststadt wäre die bis dahin größte und höchste ihrer Art in Karlsruhe. Bereits im Jahr 2011 hatte der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe (DMK) Pläne für den Bau einer Moschee in der Karlsruher Innenstadt öffentlich gemacht.
Kopftuch, Koran, Glaube, Irrtümer und Vorurteile: In unserem Dossier "Islam in Karlsruhe" haben wir zahlreiche Artikel über den Islam und Muslime in Karlsruhe für Sie zusammengefasst. Einfach hier klicken!
Liebe Kommentatoren, leider mussten wir unter diesem Artikel schon mehrere Kommentare entfernen, deren Ziel es offenbar war, eine Abneigung gegenüber dem Ausländern und/oder dem Islam zu provozieren oder mit Links auf vermeintlich "objektive" Webseiten mit "Islamische Terroristen Attentat-Tickern" und zum Teil falsch beschrifteten Fotos Angst zu schüren.
Wir halten es für wichtig, dass über den Plan, eine Moschee in der Oststadt zu bauen und auch über den Islam im Allgemeinen offen diskutiert wird. Wir würden die Kommentarfunktion zu diesem Artikel daher ungern schließen. Wir weisen aber noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die oben genannten Kommentare und Links auf ka-news nichts zu suchen haben.



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