Ein Bierchen im Biergarten, eine Übernachtung im Hotel. Das alles ist dank sinkender Inzidenzen und einer fortschreitenden Impfkampagne inzwischen möglich. Aber einen Abstecher im Bordell erscheint auch in Zukunft unmöglich. Wo einige hier vermutlich die Nase rümpfen würden, geht es für andere hier ums Geschäft - und ums Überleben. Und dieses werde gegenüber anderen Berufsgruppen vernachlässigt.
Politik will sich damit nicht auseinandersetzen
So zumindest sieht es der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V., welcher seinen Unmut jetzt publik gemacht hat. Der Grund: Während andere körpernahe Dienstleistungen wieder getätigt werden dürfen, wird dem Sexgewerbe keine Perspektive gegeben und außen vor gelassen - so, wie es bereits nach dem ersten Lockdown der Fall gewesen sei.
Diese Auffassung teilt auch die 60-jährige Andrea aus Karlsruhe. Sie betreibt das "Haus Michelle" nahe des Weinbrennerplatzes seit über 16 Jahren. "Wir haben fast durchgehend seit letztem März geschlossen, die kurze Öffnung im Herbst, kurz vor dem zweiten Lockdown, hat ja nichts gebracht", erzählt sie im Gespräch mit ka-news.de. "Ich bekomme auch regelmäßig Anrufe von unseren Stammkunden und den Mädchen, wann es wieder losgehe."
Dass viele jetzt in die Illegalität abrutschen oder auf den unsicheren Straßenstrich gehen, sei ihrer Meinung nach nur die logische Konsequenz. "Ich denke, das ist teilweise auch politisch motiviert, die wollen sich nicht damit auseinandersetzen, sondern lieber alles verbieten", erläutert Andrea, "aber mit Verboten hört das Ganze ja nicht auf, sondern verlagert sich nur."
"Große Lust habe ich dann auch nicht mehr"
Bleibt die Frage: Ab wann dürfen die Prostitutionsstätten denn wieder öffnen? Auch Andrea hat darauf keine Antwort und betont: "Die Lage ist inzwischen eine andere als vergangenes Jahr. Die meisten unserer Kunden sind ja älter und damit meistens auch geimpft. Außerdem gibt es doch die Möglichkeit, sich vorab testen zu lassen. Theoretisch ginge das schon", sagt sie.

Aber Andrea, die sich zur eigenen finanziellen Lage nicht äußern möchte, sieht hierbei folgendes Problem: Selbst wenn bald geöffnet würde, könnte die Situation auch schnell wieder kippen - sowie es im letzten Jahr bereits geschehen ist. Andrea ist sich unsicher: "Es kann sich alles jederzeit wieder ändern, die Konzessionen sind ja nicht sicher. Und ganz ehrlich", so die Bordellbetreiberin mit Blick auf die Zukunft ihres Freudenhauses, "große Lust habe ich dann auch nicht mehr."
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!