Seit dem 14. März sind sämtliche Prostitutionsgasstätten wegen Corona geschlossen. Sieben Monate später, am 12 Oktober, kommt der Wendepunkt. Ausgelöst durch eine Eilklage, die der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg nun befürwortet hat.
Für Gisela, seit 17 Jahren Betreiberin der Häuser Nr. 5 und 6 in der Brunnenstraße, ein Grund zum Aufatmen - aber auch des Bedauerns.
Denn ihrer Meinung nach, haben die sieben Monate dazu geführt, dass nun genau das eingetroffen ist, was die Regierung mit dem Prostitutionsschutzgesetz verhindern wollte: Eine Steigerung der Kriminalität, Zuhälterei und illegaler Prostitution.
"Jetzt blüht genau das, was der Staat verhindern wollte"
"Viele sind in der Illegalität geblieben", sagt Bordellinhaberin Gisela. " Viele hatten kein Ticket nach Hause oder kein Geld. Als die ganzen Monate keine Perspektive da war, zu öffnen, sind viele illegal arbeiten gegangen". Deshalb seien bei der Eröffnung auch zu wenig Frauen dagewesen, so Gisela.
Genaue Zahlen nennt Gisela jedoch nicht. Nur, dass "der Lauf gut war."

Mit illegal meint Gisela die Sexarbeiterinnen, die sich eigene Apartments gesucht haben oder inzwischen auf den Straßenstrich gehen. "Dort achtet man nicht auf Hygiene und die Gäste können praktisch machen, was sie wollen. Ich finde das ganz schlimm. Jetzt blüht genau das was unser Staat verhindern wollte", so Gisela im Gespräch mit ka-news.de.

Außerdem zahlen Sexarbeiterinnen weniger für ein Apartment, als für ein Zimmer im Bordellbetrieb. Das wären immerhin 110 Euro pro Tag. Doch der Preis beinhaltet nicht nur das Zimmer, sondern auch den Schutz der Frauen: Der sogenannte "Wirtschafter", dem sogar ein eigenes kleines Büro zur Verfügung steht.

Laut Gisela sei er Derjenige, der sich um die "komischen" Gäste kümmert, die im Betrieb auffällig werden. Des Weiteren sei ein Putzservice inbegriffen und die Frauen dürfen alles behalten, was sie verdienen - ohne Abgaben an einen Zuhälter.

Auch die Gewalt, die illegal arbeitende Prosituierte auf der Straße erfahren, ist ein Aspekt, der Gisela Sorgen bereitet: "Die Polizei hat mir mitgeteilt, dass eine der Frauen, die früher bei uns gearbeitet hat, überfallen wurde und Anzeige erstattet hat. Sowas passiert hier nicht."
"Privat ungeschützten Sex haben ist schlimmer"
Ein weiteres Problem sei bei illegaler Prostitution: Die Hygiene. "Mit Hygienevorschriften hatten wir vorher schon zu tun gehabt. Die Frauen dürfen zum Beispiel auch nicht in den gleichen Zimmern schlafen", sagt die Bordellinhaberin. Geschlafen wird aktuell im anderen Haus, der Nr. 5, das ebenfalls zum"6ex-Inn" gehört.
Dementsprechend stünden momentan auch nur die Hälfte der Betten für den Empfang von Kundschaft zur Verfügung.

Neu an der Corona Verordnung sei, dass Prostituierte und Gäste auf dem Zimmer eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen. Ebenso, wenn sie anderweitig im Haus unterwegs sind. Praktiken wie Gruppensex sind verboten - waren sie bei Gisela auch zuvor.

Außerdem müssen die Kunden Sicherheitsabstand zueinander halten und bekommen eines der allseits bekannten Formulare vorgelegt, sodass die Daten genauestens dokumentiert sind. "Wer das nicht will, den fordern wir auf zu gehen. Wir wollen keine Schwierigkeiten, sondern, dass es so bleibt wie es ist", betont Gisela.

Also keine Angst vor steigenden Corona-Fällen, trotz der körperlichen Nähe? Für Gisela ein gibt es hierfür ein klares Nein: "Wenn Männer und Frauen jemanden privat kennenlernen und ohne Schutz und Maske Sex haben, ist das dann nicht viel schlimmer?"
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