Ursprünglich bedeutet der Begriff Kiosk "nach mehreren Seiten geöffneter, freistehender Pavillon" - zuerst zu finden in Park- und Palastanlagen des islamischen Kulturraums. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff seit dem 19. Jahrhundert schon mit einem kleinen Stand gleichgesetzt, an dem Tabakwaren, Süßigkeiten, Getränke, Zeitungen und andere Kleinigkeiten verkauft werden. Und auch heute nutzen viele Karlsruher ihren Kiosk zum Zeitung holen, wenn die Kippen ausgegangen sind, zum Lotto spielen oder für den kleinen Noteinkauf, für den sich der Weg zum Supermarkt nicht lohnt.

Der älteste noch bewirtschaftete Karlsruher Kiosk befindet sich am Kolpingplatz vor dem Anwesen in der Karlstraße 128. Schon in den 1930er-Jahren wurden hier Zeitungen und andere Kleinigkeiten verkauft. Aber schon 1910 sprach man im Zuge der damaligen Umgestaltung des Karlsplatzes, wie der Kolpingplatz früher hieß, davon, dass hier ein "Zeitungs- und Blumenkiosk und Aborte angebracht werden könnten".

Nie aus der Mode gekommen - immer noch gefragt
Auch auf vielen anderen Karlsruher Plätzen gibt es ihn, den klassischen Kiosk mit langer Tradition: Werderplatz, Europaplatz, Karl-Wilhelm-Platz, Entenfang - die Liste könnte noch ewig weitergeführt werden. Und Kioske erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. So kam unlängst erst bei einer Anwohnerbefragung zur Gestaltung des "neuen" Durlacher Tors wieder der vielfache Wunsch nach einem Kiosk auf.

Allerdings macht die Planung wenig Hoffnung – ein neuer Kiosk ist dort nicht vorgesehen und die Verkehrsbetriebe sagen: "Vor dem Bau der Kombilösung stand am Durlacher Tor ein Kiosk, das im Eigentum der Verkehrsbetriebe Karlsruhe war. Daneben gab es noch einen Fahreraufenthaltsraum und eine öffentliche Toilette. Alle Gebäude wurden im Zuge der Kombilösung abgerissen. Im neuen Fahreraufenthaltsraum am Durlacher Tor gibt es keinen Kiosk mehr" - auch in den neuen Entwürfen zur Platzgestaltung kommt derzeit kein Kiosk vor.

Treffpunkt und soziales Netzwerk
"So ein Kiosk hat meistens eine feste Stammkundschaft aus der engen Nachbarschaft", weiß der 36-jährige Damian, der regelmäßig seine Zeitschriften im Kiosk am Karl-Wilhelm-Platz holt. "Man kennt sich, sagt Hallo, hält ein Schwätzchen und die Kinder bekommen schon mal was geschenkt. Das ist einfach eine schöne, analoge Anlaufstelle in unserer digital vernetzten Welt!"

Obwohl heutzutage ein Kiosk gerne mit dem Verkauf und dem Konsum von Alkohol in Verbindung gebracht wird und mit negativem Image zu kämpfen hat, war das nicht immer so: Eis, Süßwaren, Limonade oder Milch - auch in Karlsruher Freibädern gibt es noch heute noch die Milchhäusle - waren früher die Verkaufsschlager.
Kult aus den 50ern

In den späten 1970er- und frühen 80er-Jahren erhielten viele der Karlsruher Verkaufshäuschen ihr markantes, Design - wie die am Kolping- oder Werderplatz. Aber es gibt auch echte architektonische Perlen: Der Kiosk am Entenfang in Mühlburg ist beispielsweise ein Paradebeispiel der klassischen Architektur der 1950er-Jahre.

1955 als Wartehalle für die Straßenbahn erbaut, ist er erst seit 1979 ein Kiosk. Der Bau nimmt in seiner nierenförmigen Grundrissform die damals modernen organischen Rundungen auf. Auch das überstehende Dach und die Kachelverkleidung an den Außenwänden sind typische Merkmale dieses Architekturstils.