"Die momentanen Temperaturen lassen den Winter fremd erscheinen." Mit diesem Satz eröffnet Bürgermeister Klaus Stapf das Pressegespräch am Montag. Tatsächlich denken wohl die wenigsten Karlsruhe nach dem vergangenen Wochenende mit seinen milden Mai-Temperaturen wohl nicht an vereiste Straßen und Schnee schippen. Immerhin kletterte das Thermometer stellenweise auf 20 Grad.
Dieser Trend wir aber wohl nicht anhalten. Meteorologen gehen davon aus, dass eine Kaltfront das Frühlingswetter schon bald ablösenwird. Ein zur Norwegischen See ziehendes Tief dringe von Nordwesten her nach Baden-Württemberg vor, so ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). "In zwei Wochen kann das Wetter anders sein", erinnert auch Bürgermeister Stapf. Und darauf müsse man sich vorbereiten.
Mit Sole statt Salz gegen Frost und glatte Straßen
Beim Karlsruher Amt für Abfallwirtschaft (AfA) sind die Mitarbeiter das ganze Jahr über mit dem Thema Winterdienst beschäftigt. In den wärmeren Monaten werden bereits Streu- und Bereitschaftspläne überarbeitet, Wissen der Beschäftigten aufgefrischt und Fahrzeuge gewartet. Insgesamt sind rund 200 Fahrzeuge und 500 Mitarbeiter des AfA, des Tiefbauamts, des Liegenschaftamts, des Gartenbauamts und von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) beauftragte Fremdfirmen im Winterdienst in der Fächerstadt im Einsatz.
Eine weitere Aufgabe vor Winteranbruch: Die Streumittelvorräte müssen wieder aufgefüllt werden. Wenn dann Schnee und Glätte auf den 670 Kilometern Straßennetz und 180 Kilometern Winter-Radwegenetz den Weg erschweren, kann die Stadt Karlsruhe in diesem Jahr auf 6.5000 Tonnen Streusalz zurückgreifen: 1.500 Tonnen hat die Stadt in eigenen Lagern, 2.000 lagern in Kronau im Salzkontor Hess und 3.000 Tonnen kann Karlsruhe auf Abruf aus Heilbronn bekommen. "Die verfügbare Menge liegt deutlich über dem, was gebraucht wird", erklärt Stapf. Da jeder Winter unterschiedlich ausgeprägt ist, will man beim AfA auf Nummer sicher gehen, erklärt Amtsleiter Stefan Kaufmann das Vorgehen.
Man will beim Winterdienst in Karlsruhe aber nicht reagieren, sondern vor allem agieren. "Es gilt die Devise: So viel wie nötig, so wenig wie möglich", schildert Stapf. Vor allem will man in Karlsruhe künftig Streusalz einsparen- und zwar, indem man Präventivmaßnahmen anwendet. So greift die Stadt unter anderem auf Feuchtsalzmischungen zurück, wobei das trockene Streusalz mit einer Salzlösung angefeuchtet wird. Ebenfalls einen reduzierenden Effekt hat laut Stadt die sogenannte Thermomatentechnik. Hierbei messen Sensoren am Fahrzeug die Belag- und Umgebungstemperatur. Bei Bedarf wird dann Salz gestreut.
Auf diese Weise habe man bereits Streusalz einsparen können, erklärt Kaufmann. Und Bürgermeister Stapf ergänzt: Indem man Streusalz einspare, schone man nicht nur die Umwelt, sondern vermeide auch durch Streusalz hervorgerufene Schäden an Hauswänden.
Seit vergangenem Jahr ist aber auch eine ganz neue Technik im Einsatz: sogenannte Solesprüher. "Diese Technik hat sich bewährt", meint Stapf. Durch den Einsatz von Solesprühern habe man die Menge des Streusalzes um 70 Prozent reduzieren können. Der Vorteil: "Das Sole bleibt in den Poren und wird nicht wie das trockene Streusalz von der Straße gefegt", erklärt der Bürgermeister, "so kann man sich das eine oder andere Streuen sparen." Derzeit hat die Stadt Karlsruhe zwei Geräte dieser Art. Künftig sollen weitere angeschafft werden. Kostenpunkt: 280.000 Euro pro Fahrzeug.
Stadt ermahnt Anwohner und Autofahrer
Trotz aller Bemühungen und technischen Fortschritten baut die Stadt Karlsruhe aber auch auf das Engagement der Anwohner- denn auch sie müssen ran, wenn Gehwege verschneit sind. Laut der Satzung über das Reinigen, Bestreuen und Räumen der Gehwege sind auch Anlieger verpflichtet, den Winterdienst auf den öffentlichen Gehwegen zu übernehmen. An Werktagen sollten die Gehsteige bis 7.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 9.30 Uhr bestreut und geräumt sein. "In der Vergangenheit hatten wir immer wieder das Problem, dass das nicht von allen Anwohnern ernst genommen wurde", mahnt Hans Peter Rapp, Abteilungsleiter der Stadtreinigung. Auch sich nur einmal täglich um Schnee und Eis zu kümmern, reiche nicht aus.
AfA-Amtsleiter Kaufmann appelliert aber auch an die Autofahrer, beim Abstellen des Autos darauf zu achten, dass die Straße nicht versperrt werde. "Wenn öffentliche Fahrzeuge nicht durchkommen, muss die Polizei verständigt und Fahrzeuge abgeschleppt werden", so der Amtsleiter im Gespräch mit ka-news. Doch nicht nur für die Autofahrer selbst, sondern auch für die Anwohner, könne es ärgerlich werden, wenn für die großen Fahrzeuge kein Durchkommen wäre. "Dadurch verzögert sich alles"- und zwar nicht nur in der eigenen Straße.

(Vorab-Informationen: Radler und Autofahrer können sich seit diesem Jahr über das Mobilitätsportal der TechnologieRegion (TRK) offiziell über den Winterdienst auf ihrem Weg informieren (Link führt auf externe Seite).
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