Einen Kaffee für eine Person aufschieben, die ihn gebrauchen kann - die Aktion "Suspended Coffee" ist in Karlsruhe leider vorerst ausgestorben. Für die teilnehmenden Cafés war die Nachfrage schlicht und einfach zu klein, die Aktion wurde außerdem nicht hinreichend beworben. Aber wie kam die Aktion überhaupt zustande?
Kontakte zur Zielgruppe durch die AWO
Somajeh Tewolde, Marketing-Mitarbeiterin bei der AWO Karlsruhe und Mitinitiatorin des Suspended Coffee, erzählt: "Wir unterstützen viele Menschen in unseren Einrichtungen, die Sozialhilfe oder Hartz IV bekommen und gerne Kaffee trinken, aber nicht über das nötige Kleingeld verfügen, um sich eine Tasse Kaffee zu kaufen. Ich dachte mir, das ist doch eine perfekte Möglichkeit, um Ihnen das zu ermöglichen."

Anschließend konnte das Projekt zumindest einen kurzen, aber großen Erfolg verbuchen. Im mittlerweile geschlossenen Café "Perlbohne" in der Innenstadt von Karlsruhe wurden in Kooperation mit der AWO Kaffee-Gutschein-Karten zum späteren Verteilen im Café ausgeteilt. Auf diese Weise konnten die Gutscheine an die entsprechenden Zielgruppen weitergegeben werden. Warum dann das Suspended Coffee-Prinzip weniger gut funktionierte, erklärt Tewolde folgendermaßen:

"Ich denke, dass Suspended Coffee schon gut ankommen kann, nur muss die Info, dass es die Möglichkeit gibt, auch an die Menschen gehen, die so ein Angebot nutzen möchten." Ihrer Meinung nach sei für den Erfolg die Zusammenarbeit mit einer sozialen Institution wie der AWO das Ausschlaggebende gewesen, da so leicht ein Kontakt zur gesuchten Zielgruppe hergestellt werden konnte.
Handgemachte Arbeiten für einen guten Zweck
Aber es blieb nicht nur beim Kaffee - die Perlbohne hatte sich auch mit der AWO Nähstube und Werkstatt zusammengetan. In dieser werden noch heute von langzeitarbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen Produkte der Marke "Heartwork" hergestellt. Darunter Geschenkideen und Deko-Artikel, allerlei Nützliches für Haus und Garten sowie praktische Give-Aways für Unternehmen. Im Café wurden die Sachen dann entweder verkauft oder für die eigene Ausstattung genutzt.

Derzeit sind 170 Personen für das Projekt tätig, welches es bereits seit 2002 gibt. Die Arbeit dort ist ein kleiner Zuverdienst für sie, das sie sich zu ihrem Arbeitslosengeld dazu verdienen dürfen", so Somajeh Tewolde. Der Job ist beliebt - es gäbe lange Wartelisten.
Wer sich selbst einen Eindruck von den handgefertigten Dingen machen und ein bisschen stöbern möchte, kann Dienstags, Donnerstags und Freitags zwischen 10 und 16 Uhr in das Bürgerzentrum in der Adlerstraße 33 kommen. Auch im "Fachl" in der Ritterstr. 3 sind die Produkte erhältlich.
Eine Wohnmöglichkeit auf Zeit oder Dauer
Doch auch darüber hinaus ist die AWO dafür bekannt, mit stationären und ambulanten Angeboten Menschen in Lebensnotlagen zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem Sucht- und psychische Erkrankungen, Wohnungslosigkeit, körperliche, psychische und geistige Behinderungen sowie Arbeitslosigkeit

Gerade jetzt, wenn es auf die kälteren Monate des Jahres zugeht, stellt sich vor allem die Frage, wo wohnungslose Menschen unterkommen können, um sicher durch die eisigen Nächte zu kommen. Die betroffenen Menschen sind im Zusammenhang mit ihrer Obdachlosigkeit nämlich zudem häufig mit Alkoholabhängig und leiden an psychischen und körperlichen Erkrankungen. Daher bietet die AWO im Mühlburger Hotel Anker diesen Menschen ein Zuhause auf Dauer, mit Betreuung rund um die Uhr an.

In der Sozialpension Augustiner in der Innenstadt-West werden wiederum Wohnungen als Übergangslösungen angeboten, meisten für ein paar Tage. Hier ist es das Ziel, möglichst schnell wieder die passende Wohnung für die Menschen zu finden.
Schutz vor dem Erfrieren
Zwischen Mitte Oktober und Mitte April hat das betreute Wohnen im Hotel Anker außerdem einen Erfrierungsschutz für Frauen eingerichtet. Hier können in dieser Zeit bis zu neun Frauen zwischen 19 und 8 Uhr für eine Nacht ein warmes Bett, eine Duschmöglichkeit und die Gelegenheit zum Austausch bekommen. Es ist das erste Angebot in dieser Form und wird im Auftrag der Stadt Karlsruhe mit der Fachstelle Wohnungssicherung initiiert.

Bei allen Hilfen, die der Verein anbietet, steht es nicht nur im Fokus den Betroffenen aus ihrer Notsituation heraus zu helfen. Auch die Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags, dem Erreichen persönlicher Ziele und der Teilhabe an der Gesellschaft steht bei der AWO auf dem Programm.
AWO Karlsruhe
Die AWO Karlsruhe
bietet in 90 verschiedenen Einrichtungen soziale Dienstleistungen für Menschen aller Generationen und in allen Lebenssituationen an. Dazu gehören unter anderem die Obdachlosenhilfe, Beratungsstellen für Frauen, sowie Kinder- und Jugendarbeit und viele weitere Personengruppen.
Dabei steht im Vordergrund, sich mit ehrenamtlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.