ka-news.de: Guten Tag Herr Grenke, warum können Karlsruher Unternehmen auf Nachhaltigkeit/nachhaltiges Handeln heute nicht mehr verzichten?
Wolfgang Grenke: Dafür muss ich ein wenig weiter ausholen. Mein Grundsatz ist: Es ist nicht die einzige Aufgabe von Unternehmen Gewinn zu machen, sondern auch einen Kundennutzen zu generieren. Der Kundennutzen hat sich in den vergangenen Jahren verändert.

Die Frage des sparsamen Umgangs mit der Natur, Ressourcen oder Energie ist stärker in den Fokus gerückt und der Kunde möchte, dass diese Dinge berücksichtigt werden. Dies trifft nicht nur auf die Endkunden zu, sondern auch auf Produzenten und Lieferanten.

Ganz besonders wichtig ist es zuletzt durch die Preisverschärfung bei Energie und Rohstoffen geworden. Deswegen glaube ich, dass es sehr wichtig für Unternehmen geworden ist nachhaltig zu handeln. Der Aspekt der Nachhaltigkeit wurde in den letzten Jahren immer wichtiger und ist für den Unternehmenserfolg von großer Bedeutung. Kein Unternehmen kann es sich erlauben nicht nachhaltig zu handeln.
Wie lange beobachten Sie diese Entwicklung schon?
Die Anfänge liegen schon länger zurück. Aber in der Zeit von Corona und die Folgen des russischen Angriffskrieges haben gezeigt, dass die Preisentwicklung für Rohstoffe empfindlich ist. Man hat also nicht nur eine gesellschaftliche Verantwortung, sondern auch eine Verantwortung sich selbst gegenüber und für den eigenen wirtschaftlichen Erfolg.
Wie gut ist Nachhaltiges Handeln in der Karlsruher Wirtschaft etabliert?
Wir haben in Karlsruhe eine ganze Reihe von Maßnahmen und es gibt sehr viel Engagement bei uns. Viele Einzelunternehmen handeln entsprechend, vor allem aber gibt es viele Unternehmensnetzwerke zum Thema Nachhaltigkeit.

Zum Beispiel: Fairantwortung, fokus.energie, das Klimaneutralitätsnetzwerk, die Karlsruher Klimaallianz oder den ImpactHub. Wir als IHK Karlsruhe organisieren beispielsweise seit ein paar Jahren einen Runden Tisch Nachhaltigkeit bei dem sich viele Unternehmen auch regelmäßig austauschen. Dies alles zeigt, wie groß das Interesse der Unternehmen in Karlsruhe am Thema Nachhaltigkeit ist.
Wie groß ist das Problem von "Green-Washing" in Karlsruhe?
Ich sag mal so: Dort wo viele handeln, gibt es immer welche, für die die Versuchung vorhanden ist und die dann meinen sie müssten etwas anderes tun als das, was sie nach außen sein wollen. Es gibt nicht nur Idealmenschen, es gibt aber auch Maßnahmen, mit denen man gegen Green-Washing vorgehen kann. Zum Beispiel zertifizierte Umweltmanagementsysteme. Diese können Green-Washing verhindern und das nachhaltige Handeln wird im Unternehmen systematisch betrieben.
In welchen Nachhaltigkeitsbereichen sind die Karlsruher Unternehmen besonders gut und wo müssen Sie noch nachholen?
Ich denke insbesondere sind die Unternehmen gut, in denen sich die Geschäftsführung positiv für Nachhaltigkeit einsetzt. Auch die Verankerung von Nachhaltigkeitteams oder von Umweltmanagementsystemen sind sehr hilfreich. Ich denke dies sind die wichtigsten Punkte.
Was man noch tun kann, um nachhaltiger zu sein?
Das Potenzial der Mitarbeiter nutzen. Denn im Unternehmen arbeiten Menschen, denen ein nachhaltiger Arbeitgeber wichtig ist, das merken wir in Bewerbungsgesprächen. Ein gutes Beispiel sind die sogenannten Energiescouts.
Das sind Auszubildende, die in Projekten arbeiten, um Energie einzusparen und diese vor Ort umsetzen. Bei unserem IHK-Klimacoaching besuchen wir die Unternehmen und geben Tipps zur Einsparung von Ressourcen sowie zu Kooperations- und Fördermöglichkeiten.
Welche Tipps haben Sie für Unternehmen die nachhaltiger werden wollen?
Neben dem Klimacoaching ist es wichtig die regionalen Netzwerke zu nutzen. Es gibt sehr viele Ansprechpartner und Experten im Bereich Nachhaltigkeit in der Region, dies sollte man nutzen. Im Einzelfall unterscheidet sich der Bedarf oft, deswegen ist die Kommunikation ganz wichtig, um Potenziale herauszufinden, in denen sich im Unternehmen noch einsparen lässt.
In welchen Bereichen ist die IHK (besonders) nachhaltig?
Neben der Beratung und Sensibilisierung unserer Mitgliedsunternehmen bilden wir Energiescouts aus und suchen aktiv nach Einsparpotenzial im IHK-Gebäude. Kürzlich haben wir unser gesamtes Haus auf LED umgerüstet und unsere Fahrzeugflotte reduziert, wobei die vier gebliebenen Autos nun hybrid unterwegs sind.

In unserer Tiefgarage haben wir vierzehn Ladestationen für E-Autos eingebaut und wir haben unser Heizmanagement auf das mobile Arbeiten umgestellt, da mittlerweile mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten. Dazu sind wir Teil der Initiative „Drei Grad, jetzt“ und beziehen seit Juli letzten Jahres 100 Prozent Ökostrom. Im vergangenen Jahr haben wir einen internen Wettbewerb durchgeführt, um noch nachhaltiger zu werden.

Da ging es dann um „Kleinigkeiten“ wie auch vegetarisches Essen bei Events anzubieten oder das Drucken zu minimieren. Diese Maßnahmen mögen sehr klein erscheinen, viele solche Dinge zusammen machen aber einen großen Unterschied und natürlich sind wir noch nicht am Ende des Weges.