Am Sonntag, 15. August, wurden die letzten Spritzen in den Zentralen Impfzentren (ZIZ) aufgezogen und gegen das Corona-Virus immunisiert. Mit dem Schichtende endet auch das Dasein der ZIZ in Baden-Württemberg. Auch im ZIZ in der Messe Karlsruhe an der B36 hat der Abbau begonnen. Damit bleibt in der Fächerstadt nur das Kreisimpfzentrum in der Schwarzwaldhalle in Betrieb, doch auch das soll spätestens am 30. September schließen.
Droht bei der Booster-Impfung wieder ein Chaos? Land klärt auf
Vor dem Hintergrund der "Booster-Impfung" stellt sich damit eine Frage: Wie soll die zu erwartende Nachfrage für die dritte Impfung gemanagt werden? Eine Frage, die auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup während der jüngsten Corona-Pressekonferenz der Stadt am Donnerstag, 12. August, stellt.

Diese Frage klärt das Land Baden-Württemberg nun in einer Pressemitteilung. Wie bereits vom Karlsruher Stadtoberhaupt vermutet, sollen die Auffrischungsimpfungen am 1. September starten.
Die dritte Impfung betreffe "Menschen über 80 Jahren Personen, die in Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder dort leben. Pflegebedürftige, die zu Hause gepflegt werden sowie Personen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche oder unter immunsuppressiver Therapie", schreibt das Land.

Personen, auf die diese Kriterien zutreffen, könne sich ab dem 1. September im Impfzentrum, beim Hausarzt oder beim Betriebsarzt ein drittes Mal impfen lassen.
Nur mRNA-Impfstoffe
Die Impfung soll ausschließlich mit mRNA-Impfstoffen durchgeführt werden. Für den dritten Piks werden somit nur Biontech/Pfizer und Moderna angeboten. "Erfolgte die Grundimmunisierung bereits mit einem mRNA-Impfstoff, soll die Auffrischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff desselben Herstellers durchgeführt werden", schreibt das Land.

Auch Personen, die eine Kreuzimpfung mit AstraZeneca und einem mRNA-Impfstoff erhalten hätten, sollen den mRNA-Impfstoff desselben Herstellers als Auffrischimpfung erhalten.
Kommt nun wieder ein Ansturm?
Droht ohne die Impfzentren also erneut eine Terminhatz mit viel Frust für Impfwillige? Und werden die Hausärzte erneut überrannt und haben neben der Impfung genug freie Kapazität für ihr Tagesgeschäft?
Denn laut Statistischen Landesamt leben in Baden-Württemberg 752.000 Menschen die über 80 Jahre alt sind (Stand: 30. Dezember 2020). Im Stadtkreis Karlsruhe leben laut Stadtportal karlsruhe.de 57.271 Menschen über 65 Jahren.

Das Land Baden-Württemberg rechne nicht damit. "Nein. Die Situation jetzt ist eine völlig andere. Das Hauptproblem beim Einstieg der Hausärzte in die Impfkampagne war der riesige Mangel an Impfstoff. Dieses Problem haben wir mittlerweile nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Es gibt genug Impfstoff für alle. Damit sind auch noch ausstehende Erst- und Zweitimpfungen sowie die Auffrischimpfungen parallel gut machbar", so ein Sprecher des Sozialministeriums Baden-Württemberg gegenüber ka-news.de

Zusätzlich sei auch die Gruppe der Menschen, die ab September für eine Auffrischimpfung infrage käme, kleiner als die Zahl derjenigen, die beim Einstieg der Praxen in die Impfkampagne einen Anspruch auf eine Impfung hatten.

Außerdem müsse die Zweitimpfung mindestens sechs Monate her sein, um Anspruch auf eine Dritte zu haben. Auch für die Restzeit der Sommerferien rechne man im Sozialministerium nicht damit, dass es zu Frust oder Engpässen bei Terminen kommt.
Kassenärztlichen Vereinigung bewertet Lage ähnlich
Zu einer ähnlichen Einschätzung der Lage kommt auch die Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (Kvbw). "Es handelt sich bei der empfohlenen Patientengruppe um eine überschaubare Anzahl an Patienten. Der Ansturm im Frühjahr und der Frust bei den Patienten hatte viel mit dem Mangel an Impfstoff zu tun", heißt es von der Kvbw gegenüber ka-news.de.

Die Ärzte hätten auch damals schon deutlich mehr verimpfen können und schließlich würde es einen fließenden Übergang von den Impfzentren zu den Ärzten geben, so die Kvbw. Nach Schließung der Impfzentren wird außerdem noch mobile Impfteams geben. "Zu guter Letzt darf man auch nicht vergessen, dass vermutlich die Aufklärung und das Patientengespräch in den meisten Fällen dieses Mal weniger zeitintensiv sein wird."
Ärzte haben Kapazitäten
Soweit also die Theorie, doch wie sieht es in der Praxis aus? Dazu hat ka-news.de bei Dr. Heinke Rau nachgefragt. Sie ist Fachärztin für Innere Medizin Psychotherapie und impft in Ihrer Praxis in der Karlsruher Herrenstraße gegen das Corona-Virus.

"Unabhängig von den Impfzentren wird ein Ansturm kommen Wie groß dieser aber wird, kann ich nicht einschätzen. Sicher ist aber: An zu wenig Impfstoff wird die dritte Impfung nicht scheitern", so Rau im Gespräch mit ka-news.de.
Im Verlauf des Gesprächs bestätigt sie, die Aussage des Sozialministeriums, dass zum Einstieg der Hausärzte deutlich mehr Personen hätten geimpft werden können, wenn genug Impfstoff zu Verfügung gestanden hätten.

Allerdings seien zum Zeitpunkts des Gesprächs noch andere Fragen ungeklärt. Beispielsweise wie die "Booster-Impfung" abgerechnet werden solle.
Booster-Piks auch bei Impfaktionen möglich
Neben der Impfung bei Ärzten und in Impfzentren setzt das Land weiterhin auf niedrigschwellige spontane Impfangebote. Auch hier kann eine Auffrischungsimpfung durchgeführt werden.

"Informationen über die Öffnungszeiten der Impfzentren sowie die Vor-Ort-Impfaktionen und den jeweils angebotenen Impfstoff finden sich auf dranbleiben-bw.de", so das Land weiter.

Personen die ihre Auffrischimpfung bei einem offenen Impfangebot ohne Termin wahrnehmen möchte, sollten sich vorab informieren, ob der bei der Grundimmunisierung verwendete mRNA-Impfstoff bei dem jeweiligen Vor-Ort-Impftermin angeboten werde.