Die Corona-Schutzimpfung. Für viele die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Corona-Pandemie und ein gutes Mittel zurück zu einer Normalität aus Zeiten von vor der Pandemie. In Baden-Württemberg sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) rund 51 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, knapp 60 Prozent haben den vollständigen Impfschutz erhalten (Stand: 27. Juli).
Immer weniger Impfungen
Allerdings ist die Zahl der Impfungen aktuell rückläufig. Während im Mai und Juni bundesweit noch regelmäßige die Millionen-Grenzen bei den Impfungen pro Tag geknackt wurde, bleibt diese Hürde seit Juli (teilweise deutlich) unberührt. Obwohl es mittlerweile deutlich einfacher ist, an eine Impfung zu kommen.

In den Impfzentren des Landkreises Karlsruhe ist es schon länger möglich, sich spontan ohne Termin einen "Piks" zu holen, das Kreisimpfzentrum in der Karlsruher Schwarzwaldhalle möchte ab nächster Woche durchgehend Impfungen ohne Termin anbieten. Hinzu kommen zahlreiche Impfangebote an verschiedenen Stellen. Auch diese sind meist ohne große Anmeldung wahrnehmbar. Und: Oft können sich Impfwillige den Impfstoff auch aussuchen.

Die Folge: Vor dem Hintergrund der sinkenden Impfzahlen und der langsam aber stetig steigenden Sieben-Tages-Inzidenz wächst die Angst vor einem "Sorgen-Herbst" und die Rufe nach einer Impfpflicht werden lauter. Auch Karlsruhes Oberbürgermeister äußerte sich jüngst zu dem Thema. Sind also Impfverweigerer ein Problem für alle Bürger und ist die Impfpflicht die einzig richtige Lösung?
"Mit unseren Impfaktionen erreichen wir nicht immer die Maximalgrenze der möglichen Impfungen", stellt der OB am Mittwoch auf der Corona-Pressekonferenz der Stadt fest. Aber: "Wir schaffen es immer wieder neue Personengruppen zu erschließen." Deshalb plane die Stadt weiterhin öffentliche Impfaktionen wie an Schulen, bei Tafeln oder gemeinsame mit dem Karlsruher SC. Auch eine Aktion am Werderplatz und viele mehr sollen der Impfkampagne in der Fächerstadt wieder Aufschwung verleihen.
Mentrup: "Müssen die Leute überzeugen"
Man müsse impfwilligen Personen nun ein möglichst unkompliziertes Angebot machen. "Wir müssen aber auch Leute überzeugen die aktuell noch Vorbehalte gegen die Impfung haben", so der OB weiter. Landrat Christoph Schnaudigel ergänzt: "Wir brauchen aufsuchende Angebote. Wir dürfen nicht erwarten, dass die Leute zu uns kommen sondern wir müssen dort hingehen, wo die Leute hingehen." Sprich: Die Impfung zu den Menschen bringen und nicht die Menschen zur Impfung. Das Wort "Impfpflicht" fällt am Mittwoch nicht.

Auch ein Sprecher des Sozialministeriums des Landes Baden-Württemberg vermeidet im Gespräch mit ka-news.de das Wort "Impfpflicht." Es ginge jetzt vor allem darum, mit gezielter Ansprache, guten Argumenten und einfach zugänglichen Impfangeboten die Impfquote noch einmal zu steigern. "Baden-Württemberg hat hier mit Vor-Ort-Impfungen und der Aktions- und Informationskampagne #dranbleibenBW bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Das ist ein hoher Aufwand, der sich aber lohnt. Denn viele Menschen sind einfach noch zögerlich und haben Fragen zur Impfung, die im persönlichen Gespräch ausgeräumt werden können."
Information statt Pflicht, aber...
Auf Aktions- und Informationskampagnen setzt auch die Fächerstadt. 20.000 Flyer und Prospekte in acht Sprachen wurden laut Mentrup jüngst im Stadtgebiet verteilt. Mit Erfolg, wie der OB meint. "Jetzt sagen auch Muttersprachler: Jetzt haben wir die Informationen die wir brauchen und man merkt, dass eine direktere Ansprache einen positiven Effekt hat.

Und wie steht es nun um die Impfpflicht? Kommt sie oder nicht? Offiziell ist sie aktuell kein Thema, aber ab Herbst soll der Druck auf Ungeimpfte deutlich erhöht werden, wie das baden-württembergische Sozialministerium erklärt. Im Ministerium rechne man voraussichtlich damit, dass jeder Bürger bis Mitte September die Möglichkeit hatte, ein Impfangebot wahrzunehmen. "Ab dann planen wir die Einschränkungen für Geimpfte zurückzunehmen. Das Leben für Ungeimpfte wird im Herbst dann wesentlich komplizierter werden", heißt es gegenüber der Redaktion.
"Es wird komplizierter"
Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass Ungeimpfte damit rechnen müssten bei öffentlichen Veranstaltungen einen negativen Test vorliegen müssen. "Hier ist aber die Frage, ob es dann noch die aktuelle kostenlose Testinfrastruktur gibt. Tests könnten dann kostenpflichtig werden", so das Ministerium weiter. Die Maßnahmen seien laut Ministerium noch "meilenweit weg" von einer Impfpflicht und dieses Wort würde im Ministerium auch nicht fallen.

Weitere konkrete Maßnahmen müssten noch über den Sommer genauer ausgearbeitet werden. Wunsch wäre es, eine bundesweite einheitliche Regelung zu finden. Wie diese aussehen könnte, sei noch offen. Sicher ist aber: "Ab Herbst gibt es Freiheiten für Geimpfte und es wird komplizierter für Ungeimpfte."