Fast 30 Jahre nach der ersten Anfrage des schwedischen Möbelgiganten für eine Filiale in Karlsruhe steht nun die Zeitschiene für den Bau. Das berichtet Johannes Ferber, Geschäftsführer von Ikea und zuständig für die Expansion des Konzerns, bei einem Termin für ka-news vor Ort. Fest steht nun, dass auch der zuletzt anvisierte Termin für eine Eröffnung im Jahr 2019 nicht mehr zu halten ist. Die Arbeiten zur Bereinigung des Baufelds hätten sich einfach viel zu lange gezogen.
Ursprünglich sollte die neue Filiale bereits 2018 eröffnen. Doch der Bau konnte nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im Sommer 2017 beginnen. Die Eröffnung wurde zunächst auf das kommende Jahr geschoben, nun um ein weiteres Jahr in den Sommer 2020 verlegt.
Bohrpfähle im Boden machten Untersuchungen nötig
Der Grund sind die langwierigen Aufbereitungs-Arbeiten des Grundstücks. Fast 14 Monate haben die Verantwortlichen gebraucht, um Teile der kontaminierten Erde abzutragen und das Gelände auf Kampfmittel zu untersuchen. Allein hierfür wurden 12.000 Bohrungen vorgenommen. In den 1930er Jahren ist an der Stelle eine Deponie gewesen, deren Überreste noch heute rund acht Meter unter der Oberfläche ruhen. Bislang war die Fläche versiegelt, sprich mit einer Asphaltschicht überzogen - erst die Arbeiten für den Ikea-Bau machten eine neuerliche Behandlung der Verunreinigungen nötig.
In den Untergrund werden bald rund 1.000 Bohrpfähle eingebracht. Auf diesen wird dann das Fundament des Möbelmarktes gebildet. Damit diese Pfähle allerdings nicht auf einen Blindgänger stoßen, musste der Untergrund, samt der Verunreinigung, untersucht und zum Teil abgetragen werden. "Das hat uns deutlich länger aufgehalten, als es geplant war", so Ferber gegenüber ka-news.

Grundstück ist mittlerweile aufgeschüttet
Diese Untersuchungen seien nun aber am Ende angekommen - nur noch letzte Erdreste müssen abgetragen werden. Mit Erdresten, die nicht kontaminiert waren, sowie mit Material der bislang auf dem Grundstück stehenden Hallen wurde zwischenzeitlich das Grundstück aufgeschüttet, um eine eben Fläche zu bekommen. Bislang war die Seite an der Durlacher Allee rund zwei Meter höher, als die Seite auf der Gerwigstraße.
Auf dieser geraden Fläche werden ab Ende April die Bohrpfähle in den Boden gebracht. Dafür wird ein rund 20 Meter hohes Arbeitsgerät sorgen. Diese Arbeiten sollen bis Juli andauern, dann folgt das Fundament. "Im August kommt dann der Hochbau", erklärt Ferber weiter - eine sehr komplexe Angelegenheit, wie der Ikea-Geschäftsführer betont.
Termin könnte sich witterungsbedingt noch verschieben
In Karlsruhe habe man es mit einem vergleichsweise kleinen Grundstück zu tun. Daher könne hier, im Gegensatz zu anderen Ikea-Standorten, nicht mit großen Fertigteilen gearbeitet werden. Vieles müsse vor Ort hergestellt werden. Daher wird der Rohbau allein rund ein Jahr in Anspruch nehmen - darauf folgt dann der Innenausbau.
"Wir rechnen derzeit mit einer Eröffnung im Sommer 2020", sagt Ferber. Ob im Früh- oder Spätsommer stehe noch nicht fest. Nicht ganz ausgeschlossen ist zudem, dass es noch zu weiteren Verzögerungen kommt. "Der Rohbau wird über den Winter gebaut", erklärter der Expansions-Chef. Ein strenger Winter könnte die Arbeiten weiter ausbremsen.
Insgesamt rechnet der Konzern damit, dass der Neubau rund 80 Millionen Euro kosten wird - inklusive der Anpassung der Infrastruktur. Den Umbau der angrenzenden Straßen und der Haltestelle Weinweg werden ebenfalls vom Möbelriesen getragen. Eine Investition, die sich aber aus Sicht von Ikea lohnt: Immerhin bekomme man dafür einen Standort, der nahe am Stadtzentrum liegt, aber gleichzeitig über einen Autobahnanschluss verfügt. Auch die unmittelbare Nähe zu XXXLutz Mann Mobilia sieht der Ikea-Geschäftsführer als Vorteil für die zukünftigen Kunden.

Ikea Walldorf ist am Limit
Mit dem Karlsruher Haus erhoffen sich die Verantwortlichen zudem, die Filiale in Walldorf zu entlasten. "Walldorf platzt aus allen Nähten", daher wolle man rund 20 bis 30 Prozent der Kundschaft von dort nach Karlsruhe verlagern.
Man gehe auch weiterhin davon aus, dass rund 30 Prozent der Kundschaft nicht mit dem Auto kommen werden, sodass nicht mit einem Zusammenbruch der Verkehrsachse gerechnet werden müsse. Als Beispiel zieht Ferber das Haus in Hamburg-Altona heran: Das Einrichtungshaus steht direkt in der Innenstadt. Hier habe man mit einer "Autofahrerquote" von 50 Prozent gerechnet - tatsächlich würden mittlerweile aber rund 80 Prozent der Kunden ohne Auto anreisen. "Hier haben wir sogar zu viele Parkplätze", so Ferber weiter.
Doch bis die Kunden überhaupt anreisen können, müssen die Verantwortlichen noch einige Hürden meistern: So sei es derzeit im boomenden Baugewerbe schwierig, überhaupt ausführende Firmen gewinnen zu können. Es ist kein Generalunternehmer auf der Baustelle tätig, alle Gewerke werden getrennt vergeben. Ein Teil der rund 1,5 bis 2 Millionen Euro teuren Fassade steht zum Beispiel als Muster derzeit auf dem Gelände. Welche Firma aber die komplette Fassade bauen wird, steht aber noch nicht fest.
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