Heiß, heißer, Hitzesommer: 2003 ächzte die Fächerstadt unter der bis dato heißesten und längsten Hitzewelle. Am 9. und am 13. August vermeldete der Deutsche Wetterdienst in Karlsruhe jeweils 40,2 Grad Celsius - ein nationaler Hitzerekord! Und zudem ein Szenario, das sich in der Zukunft wiederholen könnte. Man müsse mit mehr Hitze-Ereignissen rechnen, mahnt Bürgermeister Michael Obert beim Pressetermin am Mittwoch - möglicherweise auch dieses Jahr. Wie kann man der Hitzebelastung begegnen?
Wo ist es in Karlsruhe am heißesten?
Für Großstädte wie Karlsruhe bedeutet die Zunahme an sommerlichen Hitzeperioden eine besondere Herausforderung. Nach Aussage des Stadtplanungsamts führt eine vergleichsweise hohe Versiegelungs- und geringe Vegetationsrate dazu, dass sich Städte bis zu 10 Grad stärker aufheizen als das Umland. Hinzu kommt, dass die Fächerstadt mit ihren Durchschnittstemperaturen auf dem höchsten Bundesniveau rangiert.
Klettert das Thermometer dann in die Höhe, hat das Folgen. "Alle Lebensbereiche wie etwa Gesundheit, Landwirtschaft oder Tourismus sind betroffen", erklärt Werner Franke von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Besonders betroffen vom Hitzestress sind vor allem Kleinkinder, kranke sowie ältere Menschen. Dabei ist es aber entscheidend, wo genau man in der Fächerstadt wohnt - denn hier gibt es teils erhebliche Temperaturunterschiede.

(Diese Grafik des Stadtplanungsamts zeigt das Temperaturfeld von Karlsruhe um 4 Uhr morgens in 2 Metern Höhe während einer hochsommerlichen Wetterlage.)
Das zeigt sich vor allem nachts, wie Jürgen Baumüller, Honorarprofessor der Universität Stuttgart und ehemaliger Leiter der Abteilung Stadtklimatologie des Amtes für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart beim Pressetermin erklärt. Vergleiche man beispielsweise die Temperaturen der Innenstadt mit denen in der Umgebung, sei eine Differenz von bis zu acht Grad möglich. In größeren Städten falle diese Differenz sogar noch größer aus.
Zudem zeige sich ein zunehmender Aufwärtstrend der Temperaturen in der Fächerstadt. Gegenwärtig würden besonders betroffene Teilräume, die sogenannten Hot-Spots, in der Fächerstadt einen Flächenanteil von etwa 14 Prozent einnehmen. Mittelfristig, also bis zum Zeitraum 2046 bis 2055, betrage der Flächenanteil der Hot-Spots in der Fächerstadt bereits 32 Prozent, 2090 rechne man sogar mit einem Hot-Spot-Flächenanteil von 95 Prozent.
Rahmenplan schlägt Verbesserungen vor
Wie soll den negativen Auswirkungen von zunehmender sommerlicher Hitzebelastung planerisch begegnet werden? Über Bedarf, Erkenntnisse und Maßnahmenvorschläge soll nun ein Hitze-Masterplan mit dem Namen "Städtebaulicher Rahmenplan Klimaanpassung" informieren.
Der Planungsausschuss hatte die Verwaltung mit der Erarbeitung des Rahmenplans beauftragt, der Gemeinderat wiederum hatte den Plan bei der Sitzung am 24. März beschlossen. Das Projekt ist eingebunden in die gesamtstädtische Anpassungsstrategie und wird im Rahmen des Förderprogramms "Klimopass" des Landes Baden-Württemberg finanziell unterstützt.
Insgesamt 19 Maßnahmen sieht der Rahmenplan vor. Diese reichen von der Schaffung von Kaltluftschneisen die Entwicklung großräumiger Grünanlagen, Dachbegrünung, der Verschattung durch Bäume bis zu Kühlinseln, den sogenannten Pocket-Parks, in der Karlsruher City. Rechtlich bindend ist der städtebauliche Rahmenplan nicht, kann aber als Grundlage für Planungen herangezogen werden. "Er dient der Gemeinde allgemein für die Bestimmung und Darstellung städtebaulicher Ziele", hießt es vonseiten des Stadtplanungsamts.
Die Gemeinderatsunterlagen zum "Städtebaulichen Rahmenplan Klimaanpassung" finden sie hier. (Link führt auf externe Seite)
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