In einer Sitzung Anfang Februar dieses Jahres hatte der Karlsruher Gemeinderat sein Einverständnis gegeben, auf die temporär geplanten oberirdischen Gleise auf dem Südabzweig am Marktplatz zu verzichten. Ursprünglich war geplant, dass nach dem Abschluss der Rohbauarbeiten die Gleise wieder an diese Stelle zurückkehren sollten. Bis zur Einmündung Augartenstraße in die Ettlinger Straße sollten sie neben dem Tunnel verlegt werden - eine Übergangslösung für die Zeit zwischen 2016 und 2018.

Einsparungen fallen niedriger aus als erhofft

Doch der Karlsruher Gemeinderat entschied sich gegen den Südabzweig am Marktplatz: Vor allem aus Kostengründen schlug die Stadt vor, auf das Provisorium zu verzichten. Durch den Verzicht auf den provisorischen Südabzweig entfalle der aufwende Rückbau der Gleis- und Fahrleitungsanlage nach Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels, argumentierte sie.

Die finanzielle Ersparnis fällt dabei allerdings nicht so hoch aus wie im Februar angenommen: Zwischen sieben und acht Millionen Euro wollte die Stadt durch den Verzicht auf den Südabzweig sparen. In ihrer aktuellen Stellungnahme spricht sie von einem Einsparpotential von ungefähr vier Millionen Euro.

"Entscheidend in diesem Fall ist die Tatsache, dass erst nach Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels und nach Rückbau des Provisoriums mit der Fertigstellung der endgültigen Oberfläche begonnen werden könnte", erklärt die Stadt in ihrer Stellungnahme. Das hätte zur Folge, dass die Ettlinger Straße über einen weiteren längeren Zeitraum eine Großbaustelle darstellen würde. Dies verhindere nicht nur eine frühere Entlastung der Anlieger, sondern auch des Einzelhandels.

Karlsruher Stadträte sorgen sich um Einzelhändlern

Nicht alle sind mit der im Februar beschlossenen Lösung einverstanden. Vor allem die Einzelhändler in der Ettlinger Straße fürchteten um ihre Existenz. Auch die Stadträte Tom Høyem (FDP), Jürgen Wenzel (Freie Wähler), der parteilose Stefan Schmitt und Friedemann Kalmbach (GfK) sorgen sich in einer Anfrage an die Karlsruher Stadtverwaltung um die Folgen für die Einzelhändler. Diese hätten ohne Straßenbahnanschluss mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die auch durch Entschädigungszahlen nicht ausgeglichen werden könnten, schreiben sie in ihrer Anfrage.

Dem Beschluss des Gemeinderates im Februar zum Trotz, sprechen sie sich für eine Teilinbetriebnahme des Südabzweiges aus. Die Idee: Auf einer Strecke von zirka 450 Metern wird der Südabzweig provisorisch von der Haltestelle Augartenstraße bis zur Kreuzung Ettlinger Straße/Baumeisterstraße/Hermann-Billing-Straße eingerichtet- quasi ein "Südabzeig light", wie die Stadträte ihren Vorschlag in einem Konzept nennen, welches ka-news vorliegt. Dadurch könnte, so die Stadträte, die Buslinie 10, die derzeit zwischen dem Hauptbahnhof und dem Ettlinger Tor verkehrt, in Höhe von 720.000 Euro entfallen.

Durch eine Linienführung der Tramlinie 3, der S1/11 und der S41 über den Südabzweig könne man Umwegkilometer einsparen. Ein weiteres Argument in der Anfrage: Der zusätzliche Gleisbogen mit den erforderlichen Weichen von der Philipp-Reis-Straße in die Rüppurrer Straße könnte entfallen. Kostenpunkt für diese Maßnahme: weitere 970.000 Euro, die die Stadträte einsparen möchten.

Das sagt die Stadt zu einer "Teilinbetriebnahme"

Durch diese vorgeschlagenen Maßnahmen wäre die Südstadt direkter an den Kronen-, Markt- und Europaplatz angebunden. Die Stadträte gehen von einer Belebung der Geschäfte und Gastronomie in der Ettlinger Straße aus. Die Stadtverwaltung ist von den Vorschlägen der Stadträte weniger überzeugt. An ihrem Plan hält sie auch in einer aktuellen Stellungnahme fest: Die im Februar angeführten Gründe haben aus Sicht der Stadtverwaltung nach wie vor Gültigkeit.

Eine ringförmige Bedienung der Tramlinie 3 über den Südabzweig und die Hermann-Billing-Anlage zum Europaplatz, wie sie die Stadträte in ihrer Anfrage vorschlagen, lehnt die Stadtverwaltung ab. Der Grund: Die Bahnkunden müssten sich dann auf Nachteile einstellen. So müsste beispielsweise den Fünf-Minuten-Takt der Tramlinien 3 und 4 in der Karlstraße zwischen dem Europaplatz und dem Hauptbahnhof aufgeben werden- und zwar in beide Richtungen.

Auch von einer neuen Wegführung der Linien S1/11 und 41 über den Südabzweig rät die Stadtverwaltung ab. "Der Fahrweg ist der Länge nach identisch wie der jetzige Fahrweg über die Rüppurrer Straße", meint sie, "insofern ergeben sich dadurch keine Veränderungen, also auch keine Einsparungen, bei den Betriebskosten."

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