Als "Moderator" führte, wie schon beim letzten Treffen des Forums (ka-news berichtete), der Zürcher Verkehrsexperte Heinrich Brändli durch den Abend. Er ermahnte die verschiedenen Interessensgruppen zur "Orientierung" und erinnerte daran, dass "Streitpunkte ausdiskutiert werden müssen". Dann ergriff Gerhard Schönbeck, Prokurist der KASIG, das Wort und sprach gleich die äußerst wichtige Frage der Vergabe von Fördermitteln für die Kombi-Lösung an. Konkretes gab es hierbei jedoch nicht zu berichten: Der Karlsruher Antrag werde vom Land Baden-Württemberg und dem Bund nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) geprüft, eine Entscheidung mit dem Planfeststellungsbeschluss werde im November erwartet. Vermutlich werde sich der Bund nach der Entscheidung Baden-Württembergs richten.
Webcam soll den Fortschritt dokumentieren
Eine Zukunftsvision am Ettlinger Tor (Foto: pr) |
Der Sieger für den geplanten Info-Pavillon zur Kombi-Lösung am Ettlinger Tor steht indes fest und wurde den Anwesenden präsentiert. Das Gebäude soll den Bürgern ermöglichen, sich über den Stand der Bauarbeiten zu informieren und diese von einer Plattform aus zu beobachten. Die Kosten für den Pavillon sollen bei der nächsten Sitzung des Forums bekannt gegeben werden. Wilhelm Schofer, Vorstandsmitglied der City Initiative Karlsruhe, schlug vor, Führungen zu der Baustelle für Interessierte anzubieten. Casazza entgegnete, man wolle eher im Internet per Webcam Bilder des Fortschritts übertragen, auch seien Events im Pavillon denkbar.
Nun kam Casazza auf die jüngsten Informationsveranstaltungen zur U-Strab (ka-news berichtete) zu sprechen und zeigte sich mit ihnen sehr zufrieden. Man sei von den Karlsruher Bürgern "ermutigt" worden und hätte mit interessanten Werbegeschenken Pluspunkte sammeln können. Vor allem junge Menschen hätte man mit den Veranstaltungen gut erreichen können, doch auch für "ältere Semester" wolle man sich noch etwas einfallen lassen. Die nächste Infoveranstaltung ist für die Karlsruher Messe "Offerta" geplant. Um die Stimmung in der Bevölkerung zur Kombi-Lösung und den Kenntnistand über die Planungen einschätzen zu können, hatte die KASIG im Juni dieses Jahres zudem eine telefonische Umfrage mit über 1.000 Fächerstädtern durchgeführt.
Ein Drittel fühlt sich zum Untergrund unterinformiert
(v.l.) Karl Bücker, Heinrich Brändli, Walter Casazza und Gerhard Schönbeck leiteten das Forum (Foto: ka-news) |
Laut der Umfrage frequentieren zwei Drittel der Karlsruher mindestens einmal wöchentlich die Kaiserstraße, die Kriegsstraße wird von etwa der Hälfte der Karlsruher mindestens wöchentlich besucht. Viele Bürger wären also von den dort geplanten Baustellen betroffen. 61 Prozent der Bürger konnten den Begriff "Kombi-Lösung" dann auch richtig zuordnen, vor allem viele Rentner kannten den offiziellen Namen der U-Strab. Über die geplanten Umbaumaßnahmen wussten immerhin 70 Prozent der Karlsruher Bescheid. Allerdings fühlt sich weniger als ein Drittel der Fächerstädtler über die Kombi-Lösung gut informiert, bei den Nutzern von Internet-Nachrichten waren es 40 Prozent.
Wichtig sei den Bürgern bei der Kombi-Lösung vor allem, ohne Wachsamkeit vor Straßenbahnen bummeln zu können, Karlsruhe attraktiver zu machen sowie Sicherheit und Schnelligkeit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gewährleistet zu wissen. Allerdings äußerte auch etwa die Hälfte der Befragten Bedenken. Vor allem die Bauzeit, Kriminalität an unterirdischen Haltestellen (besonders von Frauen und älteren Menschen befürchtet) sowie die Kosten würden die Karlsruher nachdenklich stimmen. Auch Verkehrsbehinderungen in der stark befahrenen Kriegsstraße würden befürchtet.
Bauarbeiten "unterm rollendem Rad"
Bald Bau- statt Haltestelle? (Foto: ka-news) |
Die von vielen Bürgern erwarteten extremen Verzögerungen im Straßenbahnverkehr würden jedoch ausbleiben, da man "unter rollendem Rad" an der U-Strab arbeiten würde. Hierbei sollen zusätzliche, temporär verlegte Schienen den Ost-West-Verkehr auf der Kaiserstraße ermöglichen, während bei den alten Schienen schon gebuddelt wird. Auf der Kriegsstraße könnte es dennoch aufgrund der Baustellen für Autofahrer "etwas heftiger" werden, wie Schönbeck bemerkte. Brändli warf ein, dass die Kaiserstraße "kein Monolith" sei, sondern viele verschiedene Facetten aufweise, die es trotz Baustellen zu bewahren gelte.
Bei den geplanten Baumaßnahmen für die unterirdischen Haltestellen der U-Strab gehe man "sehr kooperativ" mit den Anliegern vor, so Schönbeck. Zunächst müssten am Kronenplatz, Marktplatz und Europaplatz sukzessiv wichtige Gas- und Wasserleitungen umgelegt werden. Den Start hierfür sollen die 18-monatigen Bauarbeiten am Kronenplatz bilden, die täglich von 7 bis 22 Uhr terminiert sind. Bereits Ende 2009 könnten erste konkrete Maßnahmen erfolgen. Dann könnte auch mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen am Kronenplatz aufgrund von Betonlieferungen und Bauarbeiter-Verkehr zu rechnen sein. Die Bauarbeiten am Markt- und am Europlatz werden wohl auch etwa 18 Monate dauern, bei Ersteren würde der Straßenbahnverkehr Richtung Kongresszentrum wohl für ein Jahr stillgelegt werden.
Wenigstens keine Römer...
(v.l.) Schönbeck, Brändli, Bücker und Casazza waren mit der Forumssitzung zufrieden (Foto: ka-news) |
Die momentanen Schwerpunkte in der Planung lege man auf die Umlegung der Leitungen, die Konstruktionsplanung sowie den Innenausbau, berichtete Schönbeck. In einer animierten Projektion konnte das Publikum dann eine mögliche Transformation des Europaplatzes bestaunen. Zum Schluss wandte sich noch kurz Karl Brücker, der in Köln mit der Nord-Süd-Bahn Köln, einem Nahverkehrstunnelprojekt ähnlich der Kombi-Lösung, betraut ist, zu Wort. "Man ist nie sicher vor Überraschungen", so Bücker, doch Karlsruhe sei noch in einer guten Position, denn in Köln habe man aus baurechtlich-archäologischer Sicht "noch die Römer am Hals". Jede alte Tonscherbe könne für gewaltige Verzögerungen im Bau sorgen.
Tatsächlich, mit solchen Problemen kann die junge Fächerstadt nicht aufwarten. Und trotzdem wird es sicherlich noch einiges zu diskutieren geben, wenn im Januar 2009 die nächste Sitzung des Forums stattfinden soll. Aber so ist das nun einmal, bei einer so wechselhaften, langwierigen Beziehung...