Man möchte beinahe vom Füllen eines Verkehrsvakuums sprechen, wenn man sich die Kaiserstraße so ansieht. Wo noch bis vergangenen Dezember die Bahnen im Minutentakt zwischen Schloss und Marktplatz auf und ab fuhren, ist nun geschäftiges Fußgetrippel vorherrschend. Geschäftiges Fußgetrippel und sehr viel mehr Radfahrer und E-Scooter als früher. Illegalerweise, sagen die Karlsruher Verkehrspolizei und die Stadtverwaltung.

Verkehrskontrolle in der Kaiserstraße
Die Verkehrsvorschriften für die Fußgängerzone sind ausgeschildert. | Bild: Lars Notararigo

"Grundsätzlich gelten folgende Regeln für die Sicherheit der Kaiserstraße", erklärt Albert Käuflein, Bürgermeister für öffentliche Sicherheit der Stadt Karlsruhe, "Sie ist eine offizielle Fußgängerzone und für den Radverkehr nur von 20 Uhr bis 10 Uhr am darauffolgenden Tag sowie an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Das schließt E-Scooter mit ein. Für motorisierte Fahrzeuge ist sie, außer für den Lieferverkehr zwischen 8 und 11 Uhr, gesperrt."

Eben diese Regelungen scheinen aber nicht immer eingehalten zu werden.

Albert Käuflein (Vordergrund), Bürgermeister für Kultur, Öffent­li­che Sicherheit und Ordnung, Personal und Organi­sa­tion, Statistik ...
Albert Käuflein (Vordergrund), Bürgermeister für Kultur, Öffent­li­che Sicherheit und Ordnung, Personal und Organi­sa­tion, Statistik und Wahlen, Bürger­be­tei­li­gung, Stadt­teil­ent­wicklung, Infor­ma­ti­ons­tech­nik und Digita­li­sie­rung der Stadt Karlsruhe. | Bild: Lars Notararigo

Eine unterschätzte Gefahr im Radverkehr?

"Weil uns aber immer häufiger zugetragen wird, dass entweder Fahrradfahrer ungehemmt durch die Fußgängerzone radeln oder der Lieferverkehr über den ganzen Tag die Kaiserstraße nutzt - wobei das manchen durch Sondergenehmigungen gestattet ist - halten wir hier regelmäßig Verkehrskontrollen ab", erklärt Martin Plate, Direktor der Verkehrspolizei Karlsruhe. Den Radverkehr erklärt Plate dabei zu einer unterschätzten Gefahr in der Kaiserstraße.

Verkehrskontrolle in der Kaiserstraße
Martin Plate, Chef der Karlsruher Verkehrspolizei. | Bild: Lars Notararigo

"Von 20.000 Unfällen in Karlsruhe passierten rund 10.000 im Stadtgebiet. Bei 1.000 davon wurden Menschen verletzt und bei knapp 600 dieser 1.000 Unfälle waren Radfahrende beteiligt", erklärt Plate. "Natürlich ist verstärkter Radverkehr im Sinne der Mobilitätswende begrüßenswert und ein Fahrrad ist auch immer noch deutlich weniger gefährlich für einen Fußgänger als ein Auto, aber das heißt nicht, dass von einem rücksichtslosen Radverkehr keine Gefahr ausgeht."

"Das Sicherheitsgefühl sinkt in der Kaiserstraße"

Dabei sei die Kaiserstraße nicht einmal besonders auffällig, was die Unfallzahlen anginge. "Wir verzeichnen erfreulich wenige Verkehrsunglücke, die durch Räder oder E-Scooter motiviert sind. Gleichzeitig sinkt das Sicherheitsgefühl in der Kaiserstraße aber enorm, wenn die Regeln einer Fußgängerzone nicht eingehalten werden", sagt er. Ein Eindruck, den einige Passanten noch bestätigen.

Verkehrskontrolle in der Kaiserstraße
Während die Polizei spricht, fährt ein Kraftfahrzeug durch die Fußgängerzone. | Bild: Lars Notararigo

"Ich weiß nicht wie oft ich hier in der Kaiserstraße schon zur Seite springen musste, weil ein Fahrrad oder so ein E-Roller von hinten herangeprescht ist", sagt eine Fußgängerin, die anonym bleiben möchte. Parallel dazu bliebe auch der Kraftverkehr nicht unbemerkt, wie eine Frau mit Nachnamen Garcia anspricht: "Gegen Radfahrer habe ich eigentlich nichts einzuwenden, aber die Autofahrer sind viel zu schnell hier in der Kaiserstraße unterwegs."

"Wir wollen zur Rücksichtnahme animieren"

Umso dankbarer seien die Passanten darüber, dass die Polizei an diesem Tag den Verkehr kontrolliere. "Wir wollen dabei eigentlich auch keine abschreckende Wirkung erzielen", ergänzt Plate dazu. "Uns geht es darum, Radfahrer und Fußgänger zur wechselseitigen Rücksichtnahme zu animieren. Wenn wir aber sanktionieren müssen, werden wir dem auch nachkommen." In der Tat sei widerrechtliches Fahren durch die Fußgängerzone nicht billig.

Maximilian Lipp, Leiter des Ordnungsamtes Karlsruhe.
Maximilian Lipp, Leiter des Ordnungsamtes Karlsruhe. | Bild: Lars Notararigo

"Wenn ein Radfahrer durch die Fußgängerzone fährt und in eine Polizeikontrolle gerät kostet es ihn 25 Euro und eine Verwarnung. Beim unrechtmäßigen Autofahren wird es sogar doppelt so teuer", erklärt Maximilian Lipp, der Leiter des Ordnungsamtes. Dennoch zögen die Beamten der Verkehrspolizei an diesem Tag nicht wenige Radfahrer aus dem Verkehr, weil sie in der Fußgängerzone nicht abgestiegen sind.

29 Verstöße in zwei Stunden

"Heute haben wir von 10 bis 12 Uhr 29 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung erfasst", erklärt einer der Beamten der Polizeibehörde, der an der Kreuzung zur Ritterstraße kontrolliert. "Dabei waren es vermehrt Fahrräder, aber auch E-Scooter, die in die Fußgängerzone gefahren sind. In einem Fall ein Pedelec, dessen Leistung gesteigert wurde. Ein Radfahrer war sogar so dreist, vor dem Kontrollpunkt abzusteigen, das Rad in die Fußgängerzone zu schieben und dann wieder aufzusteigen."

Verkehrskontrolle in der Kaiserstraße
Bild: Lars Notararigo

Noch während die Polizisten den Kontrollablauf erklären, fährt nebenbei ein Lieferwagen in die Kaiserstraße ein und wird von den Beamten überprüft. "Der Fahrer hatte, anders als einige Lieferdienste, keine Sondergenehmigung und durfte damit nicht außerhalb der Lieferzeiten durch die Kaiserstraße fahren", so einer der Beamten. "Wir haben daher seinen Ausweis erfasst und ihm, beziehungsweise seiner Firma ein Verwarnungsgeld auferlegt."

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