Aus dem Oststadtkreisel wird endlich ein richtiger Kreisverkehr und die Bahnen fahren dort künftig durch einen Tunnel statt über der Erde: Was mit dem Aprilscherz anfing, ist allerdings nicht allzu weit hergeholt - und dass die runde Kreuzung seit Jahren ein Unfallschwerpunkt ist, ist ebenfalls eine Tatsache. Um die Verkehrsteilnehmer sicherer durch den Knoten im Karlsruher Osten zu lotsen, hat sich die Stadt etwas einfallen lassen.
Die Fakten hinter dem Aprilscherz
Augen zu und durch, das möchte sicherlich so mancher Verkehrsteilnehmer, wenn er durch den Kreisverkehr - der übrigens per Definition gar keiner ist, sondern durch seine Verkehrszeichen und Vorfahrtsregeln als runde Kreuzung definiert wird- in der Oststadt muss.
Weil er für viele so unübersichtlich und ungewohnt ist, ist die Kreuzung an der Ludwig-Erhard-Allee ein absoluter Unfallschwerpunkt in der Fächerstadt. Das belegen die Zahlen der Polizei Karlsruhe: In den Jahren 2017 und 2018 hat es 64 mal gekracht - und das sind nur die offiziellen Zahlen zu Unfällen, bei denen die Polizei gerufen wurde.

"In den meisten Fällen kam es glücklicherweise nur zu Blechschäden, bei elf Unfällen wurden insgesamt zwölf Personen leicht verletzt", so Joachim Zwirner, Leiter des Referats Verkehr bei der Polizei Karlsruhe im Gespräch mit ka-news. "Obwohl es schon seit Jahren eine Unfallhäufungsstelle ist, so ist es doch beruhigend, dass nur so wenige Menschen verletzt wurden!"
"Das Navi sagt es ist ein Kreisverkehr, dabei ist es eine Kreuzung!"
Ein Blick in die Statistik zeigt außerdem, dass in den letzten beiden Jahren der Mittwoch der unfallträchtigste Tag war (zwölf Unfälle), gefolgt von Samstagen und Sonntagen (zehn beziehungsweise elf Unfälle). "Am Wochenende sind mehr Ausflügler unterwegs, die mit der Verkehrsführung nicht vertraut sind", so Zwirner weiter. "Das Navi sagt es ist ein Kreisverkehr, dabei ist es eine Kreuzung!"

Auch Zwirner und Kollegen haben bereits überlegt, was an der Kreuzung verändert oder verbessert werden könnte. "Allerdings ist der Kreisel verkehrlich so gestaltet, dass die Mängel nur mit Verkehrszeichen nicht in den Griff zu bekommen sind", erklärt der Polizeihauptkommissar im Gespräch mit ka-news.
Blitzer soll Unfallzahl senken
Ein Anfang wurde 2017 seitens der Stadt allerdings gemacht: Mai 2017 wurde auf der Ludwig-Erhard-Allee ein Blitzer in Betrieb genommen. "Die häufigste Ursache für Unfälle schien nicht angepasste Geschwindigkeit zu sein", so Gerrit Münster, Sprecher der Stadt Karlsruhe auf Nachfrage von ka-news. Seit der Blitzer installiert wurde, gingen die Unfallzahlen zurück: Von 29 noch im Jahr 2017 auf 25 im vergangenen Jahr. "Der Blitzer scheint sich positiv auszuwirken!"

Wenn in der Wolfartsweierer Straße die Fahrbahn neu gemacht wird, soll auch am Oststadtkreisel nachgebessert werden. "An der Einmündung zur Stuttgarter Straße soll die Eckausrundung mit einem kleineren Bogen ausgebildet werden", so die Stadt. Auch das soll die mitunter verwirrende Situation entspannen.
Aus dem Citypark bis zum Messplatz
Nicht nur Autofahrer sollen sicher durch die runde Kreuzung kommen, die noch von der Straßenbahn durchkreuzt wird, auch an die Fußgänger und Radfahrer wird gedacht. Schon 2013 wurde im Bebauungsplan der Zimmerstraße festgelegt, dass Brücken den Bereich überspannen: "Der Kreisverkehr wird mit Brücken kreuzungsfrei überquert, sodass eine direkte Verbindung der 'Esplanade' in den Otto-Dullenkopf-Park entsteht", so steht es im Bebauungsplan.

"Die barrierefreie Verbindung der Parkbereiche besteht weiterhin über das ebenerdige Wegenetz", hieß es einst in den Entwürfen. Somit wäre der Citypark in der Südstadt-Ost direkt mit dem Otto-Dullenkopf-Park verbunden. Fußgänger können so bis zum Alten Schlachthof und den Messplatz laufen. So die Idee der Stadtplaner.

Brückenbau des Tiefbauamtes"über Jahre hinweg ausgelastet"
Sechs Jahre später liegt eine detaillierte Planung allerdings noch nicht vor, das erklärt die Stadt auf Anfrage von ka-news, "Die Esplanade ist zwar fertig, aber da sich in dem Bereich noch Tennisplätze befinden, die auf die andere Seite der Stuttgarter Straße verlegt werden sollen, kann zu einer möglichen Realisierung noch keine Aussage getroffen werden", so ein Sprecher der Stadt weiter. Zudem sei die zuständige Abteilung Brückenbau des Tiefbauamtes mit anderen Aufgaben "über Jahre hinweg ausgelastet".

Auch ein Straßenbahntunnel unter dem Kreisel in der Oststadt ist keine Option, denn das hätte bei der Planung der Südostbahn schon berücksichtigt werden müssen. Die Untertunnelung wurde jedoch detailliert untersucht.
"Das hat sich jedoch als nicht machbar erwiesen", erklärt die Stadt. "Wesentlicher Grund hierfür ist ein Hauptsammelkanal unter der Kreuzung, aber auch die notwendigen Rampen im Ostauepark und der Wegfall der Haltestelle sprachen dagegen!"
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