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Karlsruhe: Fehlender Respekt? Feuerwehr gibt Hoffnungsschimmer: "Probleme gab es schon immer"

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Fehlender Respekt? Feuerwehr gibt Hoffnungsschimmer: "Probleme gab es schon immer"

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    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    In den ersten Teilen unserer dreiteiligen Serie berichteten Polizei und Notarzt über zum Teil schlimme Zustände, mit denen Sie sich während der Arbeit konfrontiert sehen. Ob die Feuerwehr in Karlsruhe mit ähnlich erschreckenden Problemen zu kämpfen hat, beantworte und Markus Pulm, Pressesprecher der Feuerwehrleitstelle Karlsruhe und selbst langjähriger Feuerwehrmann.

    Feuerwehr hat großes Ansehen in der Öffentlichkeit

    "Ein Anstieg an fehlendem Respekt kann ich bestätigen, gezielt gerichtet gegen die Feuerwehr ist dieser aber nicht. Überwiegend werden wir von der Bevölkerung sehr geschätzt. Andere Kollegen aus anderen Berufen, haben da mehr Probleme", sagt Pulm im Gespräch mit ka-news.de

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    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    Ähnliche Worte wählt auch Edgar Geißler vom Kreisfeuerwehrverband Karlsruhe: "Die Feuerwehren genießen in der Öffentlichkeit ein sehr großes Ansehen. Das wird uns immer wieder bei persönlichen Kontakten, bei Veranstaltungen der Feuerwehr, Tag der offenen Türen, Übungen und auch ganz besonders von Betroffenen nach Einsätzen bestätigt."

    "Das freut uns sehr und motiviert insbesondere unsere vielen jungen Mitglieder zum ehrenamtlichen Dienst in unseren Reihen", so  Geißler weiter.

    "Probleme gab es schon immer"

    Doch trotz der hohen Anerkennung, auch die Feuerwehr muss sich mit Problemen herumschlagen. Ein Beispiel: Zugeparkte Rettungswege. Sie sind ein nahe liegendes Problem, dass "es damals auch schon gegeben hat und hier und da ist auch eine Häufung im Vergleich zu früher zu beobachten," diese führt Pulm aber auf die steigende Verkehrsdichte zurück.

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    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    "Falschparker hat es immer schon gegeben und wird es auch weiterhin geben", meint Pulm. Unterschiede gibt es in der Reaktion der Menschen, die auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden: "In der Regel wird angemessen reagiert und sich entschuldigt, aber es gibt aber auch unangemessene Kommentare."

    Menschliche "Totalausfälle" gibt es selten

    Während Polizisten immer mehr körperlichen Übergriffen ausgesetzt sind, musste Pulm eine solche Tat bisher nicht erleben: "Handgreiflichkeiten oder körperliche Übergriffe habe ich persönlich noch nie erlebt." 

    Solche "Totalausfälle" sind laut Pulm eine absolute Seltenheit: "Einmal habe ich erlebt, wie ein Passant vor den Löschzug springt, um uns dann gegen das Auto zu spucken." Ein solches Verhalten kann sich der erfahrene Feuerwehrmann nur schwer erklären: "Drogen und Alkohol spielen dabei schon eine Rolle, denn ein normaler Mensch würde sowas nicht machen."

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    Foto: Thomas Riedel

    Auch Geißler berichtet, dass es vereinzelt vorkomme, bei der Ausübung des Dienstes beleidigt zu werden. "So was macht natürlich betroffen und ist eine sehr bedenkliche Entwicklung. Derzeit sind es aber sehr wenige Einzelfälle."

    Statistik zeigt: Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu

    Zwar berichten die beiden Feuerwehrleute, dass es selten zu Angriffen kommt und dies Einzelfälle sind. Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Innenministeriums Baden-Württembergs zeigt aber: Gewalttaten gegen Rettungskräfte nehmen zu. 

    Statistik: Gewalt gegen Rettungskräfte des Innenministeriums Baden-Württemberg. Screenshot
    Statistik: Gewalt gegen Rettungskräfte des Innenministeriums Baden-Württemberg. Screenshot

    Unter dem Oberbegriff "Gewalt gegen Rettungskräfte" werden Straftaten erfasst, die sich gegen Feuerwehrleute und Rettungsdienste richten. Für 2019 sind insgesamt 190 Straftaten registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 lag diese Zahl bei 54 Straftaten. Beleidigungen fallen nicht in diese Statistik.

    Problemzone Autobahn?

    Ein weiteres Problem neben der steigenden Gewalt: Die Rettungsgasse und ihr fehlen auf Autobahnen. Lange wurde in der Öffentlichkeit diskutiert. Mit Erfolg, wie Pulm bilanziert: "Teilweise gibt es immer noch Probleme, schnell an eine Unfallstelle zu gelangen, es ist aber eine klare Tendenz zur Besserung erkennbar."

    Er ergänzt: "Oft sind es Bilderbuch-Rettungsgassen, durch die wir mit hoher Geschwindigkeit schnell an die Unfallstelle kommen."

    Mit der Bildung einer solchen Rettungsgasse sollte man möglichst früh beginnen - also noch bevor die Autos stehen.
    Mit der Bildung einer solchen Rettungsgasse sollte man möglichst früh beginnen - also noch bevor die Autos stehen. Foto: Holger Hollemann/dpa/dpa-tmn

    Dort angekommen kann es vorkommen, dass sich die Feuerwehrmänner mit Gaffern herumschlagen müssen. Dabei zieht Pulm eine klare Grenze: "Wer uns aus sicherer Entfernung, ohne uns zu stören und ohne Persönlichkeitsrechte zu verletzten, bei der Arbeit beobachtet, ist kein Gaffer." Für Pulm ist es nachvollziehbar, nach Stundenlangen im Stau stehen, "mal schnell rüber zu schauen." Deswegen sei man nicht schon ein Gaffer.

    "Das Zuschauen an sich ist nicht das Problem", stellt Pulm klar. "Schließlich machen wir am Tag der offenen Tür Übungen, damit Menschen uns bei der Arbeit beobachten können." Problematisch wird es erst wenn die Feuerwehr bei der Arbeit behindert oder Persönlichkeitsrechte  der Betroffenen verletzt werden. Solche Vorkommnisse seien aber die Ausnahme.

    Rolle der Medien

    "Solche Einzelfälle werden medial auch sehr aufgebaut", bemerkt Pulm kritisch. Als Pressesprecher und Einsatzleiter ist er gewohnt, sich den Fragen der Medien zu stellen: "Das Interesse der Medien erlischt sofort, wenn ich erwähne, dass es bei einem Einsatz keine Probleme gab. Das Gegenteil ist der Fall wenn es Probleme mit der Rettungsgasse oder Gaffern gibt." 

    Pulm stellt dabei fest, dass über die negativen Erlebnisse ausführlich berichtet wird und über die positiven Beispiele unter den Tisch fallen. "Das führt natürlich zu einer Verzerrung" und weiter: "Auch Musterbeispiele müssen erwähnt werden", nimmt er die Medien in die Pflicht.

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