20 Euro pro Impfung: So viel erhalten die Arztpraxen aktuell in der Corona-Pandemie. Verdienen tun sie daran nichts, doch hinter der ganzen Impfkampagne steckt ein enormer Aufwand, der Ärzte und Mitarbeiter an ihre Grenzen bringt.

Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes.
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes. | Bild: picture alliance / Stephan Jansen/dpa/Symbolbild

Eine davon ist die Fachärztin für für Allgemeinmedizin, Marianne Difflipp-Eppele. Ihre Praxis in Karlsruhe-Durlach gehörte zu den "Modellpraxen" bezüglich Corona-Impfung. Noch vor dem eigentlichen Impfstart in den Arztpraxen hat sie probeweise schon 150 ihrer eigenen Patienten gegen das Virus geimpft. Seither hat die gebürtige Durlacherin alle Hände voll zu tun.

30 Impfungen pro Woche

Aktuell hat die Ärztin für diese Woche drei Dosen Biontech und vier von Johnson & Johnson im Kühlschrank. Im Schnitt führt ihre Praxis 30 Impfungen in einer Woche durch. Viel zu wenig im Anbetracht der enormen Nachfrage. "Wir sind bei den ganzen Anfragen gar nicht hinterhergekommen, ständig hat das Telefon geklingelt", erzählt sie im Gespräch mit ka-news.de.

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Das Problem: Viele Menschen haben keinen richtigen Hausarzt und melden sich quer durch Karlsruhe bei sämtlichen Praxen an. Das erschwert wiederum die Organisation der Mitarbeiter, wie Difflipp-Eppele erzählt: "Da haben wildfremde Menschen bei uns angerufen, die eine Anspruchshaltung an den Tag legten, dass sie es jetzt überall probieren müssen, weil sie jetzt unbedingt in den Urlaub wollen."

Vor allem ältere Patienten seien wählerisch

Durch Hinweis auf ihrer Website, dass Anmeldungen nur noch per Mail angenommen werden, hat sich der Ansturm vom Telefon auf den Computer verlagert. Aber da kommt schon das nächste Problem: "Es kam auch vor, dass einige ihre Termine bei uns auch nicht abgesagt haben, wenn sie dann doch Glück im Impfzentrum hatten."

Ein Fläschchen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson wird gezeigt.
Ein Fläschchen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson wird gezeigt. | Bild: Federico Gambarini/dpa/Symbolbild

Aus diesem Grund impfen sie und ihr Team lediglich die eigenen Patienten noch nach der Prio-Reihenfolge. Aber die sind zum Teil ziemlich wählerisch: "Wir haben zwar nur noch wenige Patienten über 60, die noch geimpft werden wollen. Aber die Älteren ziehen  alle Biontech den Vektorenimpfstoffen vor, obwohl diese für junge Menschen weniger geeignet sind", so die Allgemeinmedizinerin und führt aus "Johnson & Johnson konnten wir vorher gar nicht bestellen und jetzt, wo es klappt, wollen ihn viele ihn nicht."

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Erstimpfungen bis in den September?

Insgesamt zeigt sich Difflipp-Eppele sehr unzufrieden mit der Umsetzung der Impfkampagne, weshalb sie von vorneherein auch dagegen war, die Priorisierung aufzuheben. Zum einen wegen des Ansturms der Impfwilligen, zum anderen aufgrund der mangelhaften Impfstoffversorgung. Treffe beides zusammen, sei Stress vorprogrammiert. 

"Es ist unglaublich aufwendig, da durchzurechnen, wer wann in welchem Abstand welchen Impfstoff bekommt und das auch bei den Bestellungen zu beachten. Hinzu kommen Aufbereitung, Dokumentation et cetera. Das ist enorm viel Arbeit."

Marianne Difflipp-Eppele, Ärztin aus Karlsruhe Durlach.
Marianne Difflipp-Eppele, Ärztin aus Karlsruhe Durlach. | Bild: Klaus Eppele

Doch nicht nur der Druck von außerhalb wächst, im Inneren macht sich ebenfalls immer mehr der Frust breit. Das Resultat: Viele medizinische Mitarbeiter kündigen ihre Jobs. Sogar in Durlach sollen bereits Mitarbeiter gekündigt haben. "Das ist aber nicht nur bei uns so, ich höre das auch von anderen Praxen, dass da die Mitarbeiter davonlaufen", so die niedergelassene Ärztin. 

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Doch gibt es angesichts der angekündigten Impfstofflieferungen nicht bald Freude auf ein wenig Entspannung? Dem steht Difflipp-Eppele sehr skeptisch gegenüber. "Klar, wenn Impfstoff da wäre, könnte ich doppelt so viele Menschen impfen. Wir wollen ja alle unser normales Leben zurück. Aber Ich befürchte, dass wir angesichts der fehlenden Erstimpfungen diese bis in den September hinein fortführen müssen."

 
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