Mitten im Hardtwald, zwischen Eggenstein und Blankenloch, zirka zwölf Kilometer weit weg vom Stadtkern, ist der nördliche Campus des KIT für viele Karlsruher wohl ein unbekannter Ort. Doch auf dem Gelände gibt es einige interessante Dinge zu entdecken.

Was genau, das konnten Besucher am Tag der offenen Tür, am 17. Juni bei einem Rundgang über die insgesamt etwa zwei Quadratkilometer große Fläche herausfinden.
Hälfte aller KIT-Mitarbeiter am Campus Nord beschäftigt
Von aktuell ungefähr 9.900 Angestellten am KIT ist knapp die Hälfte am Campus Nord beschäftigt. Insgesamt studieren am KIT etwa 22.370 Personen, die meisten Einrichtungen der universitären Lehre und der studentischen Selbstverwaltung befinden sich am Campus Süd am Durlacher Tor.
Bevor die das KIT im Jahr 2009 gegründet wurde, war auf dem Gelände seit 1956 ein Kernforschungszentrum angesiedelt. Karlsruhe hatte sich damals zusammen mit Aachen und München für den Standort eines deutschen Atomreaktors beworben und konnte sich gegen die anderen Städte durchsetzen.

Forschungsstation No. 1: Wertstoff aus CO2
Zu den vorgestellten Highlights gehört unter anderem das Forschungsprojekt NECOC. Hierbei wird mithilfe einer Anlage klimafreundlich Kohlenstoff aus CO2 produziert und der Hightech-Wertstoff "Carbon Black" hergestellt.
Er kann unter anderem für Batterien, die Farbindustrie, den Agrarsektor oder Baustoffe verwendet werden und ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Bisher läuft NECOC testweise – eines der aktuellen Ziele ist es, die Abläufe energieeffizienter zu machen.

Forschungsstation No. 2: Die Zukunft wird elektrisch
Im Energy Lab 2.0 dreht sich alles um das Thema Energiewende: Forschende beschäftigen sich hierbei mit der Frage, wie man Energie mit Sonne und Wind umweltfreundlich erzeugt, aber auch verlustarm speichert und sinnvoll verteilt.
Im Labor selbst kommen vielfältige Technologien an einem Standort zusammen – es ist das Größte seiner Art in ganz Europa. Auf Basis von echten Verbraucherdaten werden potenzielle zukünftige Energiesysteme simuliert und getestet. Damit wird ein großer Teil zu diesem Forschungsfeld beigetragen.

Ein Teil der Infrastruktur des Energy Lab 2.0 ist das Carbon Cycle Lab, wie Dr. Salar Tavakkol der Redaktion erklärt. Er ist Teamleiter beim Institut für Technische Chemie. "Wir fokussieren uns auf das chemische Recycling von Kunststoffen, damit man sie, anders als bei der mechanischen Verwertung, im Wirtschaftskreislauf weiterhin nutzen kann."

Forschungsstation No. 3: Kara
Die dritte Station, KARA, ist eine Abkürzung für Karlsruhe Research Accelerator. Dieser 110 Meter große Speicherring, mit dem zum Beispiel Elektronen und Strahlung untersucht werden können. Dabei sind neuste Technologien, wie Magnete, ultraschnelle Detektoren und Robotik im Einsatz.
KARA wird vom Institut für Beschleunigerphysik und Technologie betrieben. In der Corona-Krise kam die Forschung vor allem der industriellen Fertigung für die Diagnostik und somit neuen Diagnoseverfahren, Medikamenten und Therapien zugute.

Forschungsstation No. 4: Renn- und E-Autos - made by students
Engineered Excitement – dies ist das Motto des studentischen Rennteams KA-RaceIng, welches das Ende der Tour bildete. Die Hochschulgruppe wurde 2006 gegründet. Knapp 70 Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen nutzen gemeinsam ihr Wissen aus dem Studium und entwickeln und fertigen Rennwagen.
KA-RaceIng nimmt regelmäßig am internationalen Konstruktionswettbewerb Formula Student teil, mit Erfolg: 2016 gewann das Team die Formula Student Germany in der Kategorie Elektrofahrzeug. Die Garagen, Container und das Testareal befinden sich allerdings auf dem Campus Ost unweit des Fächerbades.

Wissenschaft - nicht nur zum Anschauen
Am Tag der offenen Tür konnte man nicht nur über den Campus schlendern, dessen Größe und Umfang an Stationen schon fast einer kleinen Stadt ähnelt - zu den rund 200 Programmbeiträgen gehörten unter anderem auch Vorträge sowie Mitmachangebote für Groß und Klein.

Mit der Veranstaltung am KIT fiel außerdem der Startschuss für das einwöchige Wissenschaftsfestival EFFEKTE, das dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert.
