Entstanden als Forschungszentrum Karlsruhe beherbergt das rund zwei Quadratkilometer große Gelände heute seinen Nachfolger: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). 2006 schlossen sich das Kernforschungszentrum und die Karlsruher Universität zusammen - das Gelände bei Eggenstein wurde zum "Campus Nord".
Heute sind dort das Fachinformationszentrum Karlsruhe und das europäische Institut für Transurane untergebracht. Einen großen Teil des rund zwei Quadratkilometer großen Geländes nimmt aber bis heute die radioaktive Vergangenheit in Anspruch.
1959 wird Karlsruhe "Reaktor-Standort"
Was früher der der Name für die kommerzielle Wiederaufarbeitung ausgedienter Brennstäbe war, ist heute namensgebend für den Rückbau und die Entsorgung der kerntechnischen Anlagen des Forschungszentrums: Die WAK Rückbau- und Entsorgungs-GmbH ist als Unternehmen des EWN-Verbundes für die "Grüne Wiese" in Karlsruhe zuständig.
Als Pilotprojekt 1960 errichtet, wurden in der Wiederaufarbeitungsanlage (WAK-Anlage) von 1971 bis 1990 Kernbrennstoffe aus verschiedenen Versuchs- und Leistungsreaktoren aufgearbeitet. Als das Projekt einer kommerziellen Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf 1989 beendet wurde, gab man 1991 auch den Betrieb in Karlsruhe auf. Für die Entsorgung des hoch radioaktiven Flüssig-Abfalls errichtete man die Verglasungsanlage (VEK): Im Endeffekt wurden 56 Tonnen Abfallglas produziert, welche wiederum in Castor-Behälter verbracht wurden.
1956 erhielt Karlsruhe vor München den Zuschlag als "Reaktor-Standort". Bereits wenige Jahre später ging 1961 mit FR2 der bundesweite erste und bis heute leistungsstärkste Reaktor in der Bundesrepublik Deutschland in Betrieb. Zwei weitere Reaktoren sowie eine Wiederaufbereitungsanlage sollten folgen - bis die Tschernobyl-Katastrophe in den 80er Jahren zum Umdenken in der Energiegewinnung führte. Zurück von der Euphorie der Kernenergie blieben drei Reaktoren, einige heiße Zellen und eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAK).
Was von der Kernenergie-Euphorie bleibt
Reaktor FR2 ist inzwischen zurück gebaut: Er wurde nach 20 Jahren Dienstzeit noch unabhängig von der sich später umkehrenden Energiewende 1981 abgeschaltet. 1986 sollte dann die endgültige Stilllegung folgen. Im FR2 erfolgten Versuche zur Brennstoffentwicklung und Materialforschung. Heute befindet sich der Reaktor im sicheren Einschluss - die restlichen radioaktiven Komponenten befinden sich in einer dicht verschlossenen Einhausung. Das Reaktorgebäude dient unter anderem als Ausstellungsfläche über die Entwicklung der Kerntechnik in Deutschland.

Soweit sind die weiteren Anlagen auf dem heutigen KIT-Gelände noch nicht: Seit 1987 ist man mit dem Rückbau des Mehrzweckforschungsreaktors (MZFR) beschäftigt. Die Anlage wurde bis 1984 zur Stromerzeugung und zur Fernwärmeversorgung des Forschungszentrums genutzt.
Seit 2003 befindet sich auch die Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage (KNK) im Rückbau: Das Versuchskraftwerk war bis 1991 noch in Nutzung. Darüber hinaus existieren auf dem ehemaligen Kernforschungsgelände noch sogenannte Heiße Zellen: In drei Abteilungen wurde in Reaktoren bestrahlte Materialien untersucht. Ein Bauabschnitt wird bis heute vom KIT betrieben - er ist baulich und technisch von den zwei anderen Bereichen abgetrennt.
Lager für radioaktive Abfälle sind zu klein
Der Rückbau wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen: Während die hoch radioaktiven Abfälle des Rückbaus 2011 in Castor-Behältern in das Zwischenlager Nord bei Greifswald verbracht wurden, lagern die schwach bis mittelaktiven Abfälle auf dem Campus Nord. Dekontaminiert werden sie durch die Hauptabteilung der WAK: Die HDB (Hauptabteilung Dekontaminationsbetriebe). Hier werden die Abfälle verschrottet, verbrannt, eingedampft oder verfestigt und in die Lagerhallen verbracht.
Doch der Platz wird knapp: Der Platz für die schwach und mittelaktive Abfälle reicht nicht aus. Bis 2020 will die WAK Rückbau und Entsorgungs-GmbH (WAK GmbH) ihre Lagerfläche um 4.212 auf insgesamt 82.562 Kubikmeter erweitern. Endgültig soll der Müll im geplanten Endlager im Schacht Konrad bei Salzgitter untergebracht werden. Doch dieses ist noch nicht fertiggestellt - Abtransporte aus Karlsruhe sind nicht möglich. Die Neubauten sollen einen Rückbau-Stopp verhindern und die nötige Lagerfläche bis 2023 schaffen. Dann soll auch Konrad fertig gestellt sein.
Wer mehr über den Rückbau des ehemaligen Kernforschungszentrums und die geplante Erweiterung der Lagerkapazitäten erfahren will: Am Donnerstag, 19. November, ist um 19 Uhr im Bürgerhaus in Linkenheim-Hochstetten eine Bürgerinformation geplant. Bereits im Vorfeld ruft das Unternehmen alle Interessierten dazu auf, Fragen und Anregungen über eine eigens eingerichtete E-Mail-Adresse (dialog@wak-gmbh.de) an die WAK GmbH zu schicken.