Der Versandhandel boomt, viele Kunden lassen sich Waren lieber nach Hause liefern. Die Folge ist ein drastischer Anstieg der Pakete, die täglich in Karlsruhe ausgeliefert werden müssen.
Damit das Verkehrsaufkommen durch Lieferwagen trotz steigender Paketzahlen gering gehalten werden kann, hat die Abltal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) das LogIKTram-Projekt ins Leben gerufen.

Kapazitäten der Bahn nutzen
Ziel dieses Projektes ist es, mit möglichst wenig Personalaufwand, die überschüssigen Kapazitäten der S-Bahnen für die Paketzustellung auszunutzen, erklärt Michael Frey vom KIT:

"Wir wollen Leerfahrten vermeiden. Die AVG-Fahrzeuge fahren ohnehin in die Stadt, klassische Lieferfahrzeuge fahren vollbeladen in das Zentrum und fahren wieder zurück. Das ist nicht effizient" erklärt der Ingenieur.

Das Projekt könne zwar nicht im Alleingang den Anstieg an Paketen stemmen, wäre aber eine klimafreundliche Erweiterung des Logistiknetzes einer Stadt, erklärt der Leiter des KIT Institutes für Fahrzeugsystemtechnik Frey.
Das LogIKTram-Projekt in Zahlen:
- 4,18 Millionen Euro kostete das Projekt
- 2,75 Millionen Euro davon kamen aus Fördermitteln des Landes und des Bundes
- Seit 36 Monaten wird an der LogIKTram gearbeitet
- 30 bis 50 Pakete können in dem Anhänger untergebracht werden
- Der Prototyp kostete zwischen 7 und 8 Tausend Euro
- Ein eTrailer soll nach Abschluss des Projektes um die 2 Tausend Euro kosten
- 2027 sollen die ersten Tests im AVG-Netz beginnen

Wie Läuft eine Lieferung mit der LogIKTam ab?
- Der e Trailer wird im Logistikzentrum eines Unternehmens beladen
- Der eTrailer fährt selbständig zur nächsten Bahnhaltestelle und wartet dort auf die Bahn
- Der neuentwickelte Halteassistent der Bahn sorgt dafür, dass die Bahn genau dort hält, wo der eTrailer ungehindert "einsteigen" kann
- Durch eine Ansage und eine Anzeige in der Bahn werden die Fahrgäste darauf hingewiesen, dass ein eTrailer "zusteigen" wird
- Der eTrailer fährt autonom in die Bahn und an den für ihn vorgesehene Platz
- Eine besondere Haltevorrichtung greift den Wagen und hält ihn auch bei eventuellen Notbremsungen an Ort und Stelle
- Der eTrailer fährt an seine Zielhaltestelle. Durch die Vernetzung mit dem AVG-Fahrplan sind auch autonome "Umstiege" des eTrailers denkbar.
- An seinem Ziel angekommen, verlässt der eTrailer die Bahn und bleibt am Bahnsteig stehen
- Ein Fahrradkurier kann den eTrailer an sein Zweirad hängen und damit bis zur Haustür des Kunden Fahren
- Nach der Entladung des eTrailers, wird er vom Kurier wieder an eine Haltestelle gebracht und macht sich mit der Bahn wieder auf den Rückweg zum Logistikzentrum
Was passiert, wenn die Bahn zu voll ist?
Volle Bahnen sind in der Fächerstadt keine Seltenheit. Müssen sich jetzt Rollstuhlfahrer, Fahrradfahrer und Menschen mit einem Kinderwagen darauf einstellen, dass die eigentlich für sie reservierten Plätze, von dem eTrailer belegt werden? Christoph Rentschler, der Leiter des Projektes, kann hier Entwarnung geben:

"Haupt-Priorität der AVG wird nach wie vor die Personenbeförderung haben. Wir haben technische Lösung entwickelt, um die Konflikte zwischen Mensch und Maschine zu minimieren. Beispielsweise ist der eTrailer in der Lage zu erkennen, wenn die Bahn zu voll ist und wartet dann auf die nächste Bahn. Auch wenn der eTrailer eine Person im Rollstuhl an der Haltestelle feststellt, wird er dieser Priorität einräumen".
Bewerkstelligen soll das der eTrailer durch ein ausgeklügeltes Kamera-Navigationssystem und eine integrierte Künstliche Intelligenz (KI). Nun müsse man die rechtlichen Konsequenzen des Einsatzes einer solchen Technologie im öffentlichen Raum prüfen, erklärt Rentschler weiter:

"Der Datenschutz hat auch bei diesem Projekt oberste Priorität. Diese Hürde gilt es noch zu meistern, dann ist der Weg frei für Test unter realen Bedingungen im Netz der AVG. Bis 2027 wird es aber noch gehen, bis wir so weit sind".
Notwendige Punktlandung der Bahn könnte zu Problemen führen
Bei der live-Demonstration am 28. Juni auf dem Werksgelände der AVG musst die umgebaute Bahn die Anfahrt an den Bahnsteig zweimal ausführen. Dem erfahrenen Bahnführer gelang es beim ersten Versuch nicht, direkt vor dem eTrailer zum Stehen zu kommen. Damit dies zukünftig nicht mehr passiert, wurde ein Halteassistent entwickelt, der genau das ermöglichen soll.

Dieser war zum Demozeitpunkt jedoch noch zu fehleranfällig, um der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden. Bei der live-Demonstration musste der eTrailer noch von AVG Mitarbeitern in die richtige Ausgangsposition geschoben werden.