Der 1. Mai wird bereits Ende des 19. Jahrhunderts zum Tag der Arbeit oder Tag der Arbeiterbewegung erklärt. Die Ursprünge dieses Kampftags der Arbeiterbewegung liegen in den USA. Hier streiken am 1. Mai 1886 400.000 Arbeiter und fordern die Einführung eines 8-Stunden-Tags. Es kommt jedoch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und viele Leute sterben.
Demo für die Arbeiterklasse
Im Jahr 1889 tritt der internationale marxistische Sozialistenkongress in Paris zusammen und verabschiedet eine Resolution für eine "große internationale Demonstration" zur Unterstützung der Forderungen der Arbeiterklasse nach dem Achtstundentag und an die Opfer des 1. Mai zu gedenken.
Die Demonstration wird in der Folge zu einem jährlichen Ereignis und seitdem finden traditionell an diesem Tag häufig Demonstrationen statt. Infolge der Streiks und Demonstrationen beschließt die SPD 1890 in Deutschland, den 1. Mai zum Tag der Arbeiterbewegung zu machen.
Das bleibt auch vor Allem in der Nachkriegszeit ein Thema für die Gewerkschaften – ab den 1960er Jahren feiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Karlsruhe zum Tag der Arbeit in der Stadthalle. Später, in den 1980er Jahren feiert der Bund mit einem Volksfest im Stadtgarten.
Noch wird der 1. Mai nicht zum Feiertag erklärt
Noch ist der 1. Mai kein offizieller Feiertag. Die Weimarer Nationalversammlung erklärt 1919 den 1. Mai erst mal zu einem gesetzlichen Feiertag. In späteren Jahren sollen die einzelnen Länder über die Regelung entscheiden. Jedoch kann sich das zerstrittene Parlament nicht auf eine dauerhafte Einführung einigen und nicht jede Partei begrüßt den Antrag.
Noch wurde der Versailler Vertrag nicht unterschrieben und man ist unsicher, wie es mit Deutschlands politischer und finanzieller Zukunft weitergeht. Ein "Tag der Arbeit" verbindet man mit sozialistischen Idealen und große Teile der Bevölkerung haben Angst vor dem "Bolschewismus".

In Karlsruhe schreibt die Badische Presse am 30. April 1919: "Es ist klar, dass der 1. Mai, wenn er ein Nationalfeiertag sein soll, es nur in einem Volke sein kann, in dem der sozialistische Gedanke sich durchgesetzt hat". Infolge wird der 1. Mai nur im Jahr 1919 ein Feiertag.
Aber es ist bekannt, schreibt die Badische Presse weiter, dass auch früher einige Arbeiter am 1. Mai "blau gemacht" haben, da dieser Tag auch als Tag der Freiheit gilt.
Der 1. Mai wird offizieller Feiertag
Es sind die Nationalsozialisten, die den 1. Mai zum offiziellen Feiertag machen – das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benennt ihn als "Tag der nationalen Arbeit". Und 1934 wird der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zu einem "Nationalen Feiertag des deutschen Volkes" erklärt.

"Morgen feiert das ganze deutsche Volk ohne Unterschied seiner Stände und Berufe den 1. Mai", kündigt Karlsruhes Zeitung "Der Führer" am 30. April 1933 an. Und: "Dann macht uns Amboss und Esse bereit, wir schmieden die sozialistische Zeit!" schreibt der örtliche Dichter Fritz Zorn.
Auch die Zeitung in Karlsruhe fällt am 1. Mai aus. Jedoch stürmen gleich am nächsten Tag Truppen der SA die Gewerkschaftsbüros und Funktionäre werden verhaften. Ab jetzt dient der Feiertag für Aufmärsche und Paraden.
Kostenloser Besuch im Stadtgarten und soziale Aktivitäten am Feiertag
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist man dankbar, dass die Ziele der Arbeiterschaft erreicht wurden – dazu gehört die Einführung der 40-Stunden-Woche. Millionen von Menschen, die durch den Krieg arbeitslos oder geschädigt wurden, brauchen eine soziale Sicherung in ihrer Not.
"Das kann nur erreicht werden, wenn Solidarität auch durch die Tat geübt wird – so wird der 1. Mai seine besondere Verpflichtung aufzeigen", schreiben die Badischen Neuesten Nachrichten im Jahr 1950.

In den 1950er und 1960er Jahren dürfen die Karlsruher am Maifeiertag den Stadtgarten kostenlos besuchen. Andere soziale Aktivitäten für Familien und Schulen werden von Karlsruher Gewerkschaften angeboten, beispielsweise einen Mal- und Zeichenwettbewerb zum 1. Mai-Feiertag 1985: "Die Welt, in der wir leben und arbeiten" für Karlsruher Schulen, veranstaltet von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom Deutschen Gewerkschaftsbund.
Der Maibaum – ein Freiheitsbaum oder Schmuck?
Der Gebrauch des Maibaumstellens reicht auch in das 18. Jahrhundert zurück und hat seine Ursprünge in den USA. Im Jahr 1765 gab es Widerstand gegen einen englischen Steuerstempel und zwei Steuereintreiber wurden an einer Ulme gehängt, die zum Treffpunkt der Widerständler wurde. Der Baum wird zum Symbol der Freiheit von unterdrückten Teilen der Bevölkerung und es entsteht das Konzept des "Freiheitsbaums".

Nach der französischen Revolution werden 60.000 Freiheitsbäume gepflanzt, auch nach der deutschen Revolution 1848 gibt es Freiheitsbäume. Heute wird der Gebrauch vielerorts gepflegt und Maibäume werden überall aufgestellt, auch in den verschiedenen Stadtteilen.
2014 wurde das Stellen des Maibaums im Rahmen der Walpurgisnacht beispielsweise in Durlach, Neureut, Stupferich, Grünwettersbach und Bulach musikalisch und kulinarisch begleitet. Hier wird zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Arbeitsgemeinschaft des jeweiligen Stadtteils einen Maibaum platziert. Danach wird eine Disko oder ein Konzert vom örtlichen Musikverein veranstaltet.
Die Gewerkschaften gehen wieder auf die Straße
Auch dieses Jahr plant der Deutsche Gewerkschaftsbund, auf die Straße zu gehen. Unter dem Motto "ungebrochen solidarisch" will der DGB ein Zeichen setzen – viele Menschen stürzen in existentielle Sorgen wegen der Energiekrise, der Klimakrise, des Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation und der Auswirkung der Corona-Pandemie. So ändern sich also mit der Zeit der Schwerpunkt und die Ziele, die hinter dem Freiheitskonzept des 1. Mai stehen.
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