"Für Eltern, die Vollzeit arbeiten, ist dies ein Schlag ins Gesicht." Das sei nur eine der vielen Rückmeldungen der Eltern, die an der Umfrage der Elternbeiräte teilnahmen. Jetzt wolle man die Angelegenheit vor die Stadt Karlsruhe tragen.

Was ist passiert?
Verkürzte Öffnungszeiten seit Mai
Seit 1. Mai müssen die Kitas der AWO in Karlsruhe verkürzte Öffnungszeiten anbieten. Fortan könne nur noch von 7.30 bis 16.30 Uhr die Kinderbetreuung in Anspruch genommen werden. Damit reduziere sich die Betreuungszeit von 10,5 Stunden auf 9 Stunden.

Erhöhte Beiträge ab September 2024
Nur wenige Monate später informierten die Kindertagesstätten in einem Schreiben an die Eltern, zusätzlich die Beitragszahlungen ab September erhöhen zu müssen. Das Schreiben erklärt: "Gestiegene Energie- und Sachkosten, Tariferhöhungen sowie der Ausbau an Ausbildungsplätzen sind wesentliche Gründe für diesen Schritt." Darum erhöhe die AWO Karlsruhe den Kita-Beitrag für 2024/2025 um 5 Prozent.
Zudem habe der Gemeinderat am 16. Juli beschlossen, den Erstkinderzuschuss zu kürzen. Dies wirke sich auf die Höhe der Kita-Beiträge aus. Durch den geringeren Erstkinderzuschuss steigen die Kitabeiträge je nach Angebotsform zusätzlich um 8,9 bis 12 Prozent.

Beiträge erhöhen sich im Durchschnitt um knapp 50 Euro
Konkret: Haben Eltern für die Betreuung ihres Kindes zuvor 701 Euro als Grundbetrag zahlen müssen, habe es einen Erstkinderzuschuss von 202 Euro gegeben. Damit lag der Endbetrag bei 499 Euro. Jetzt soll sich der Grundbetrag der AWO um 5 Prozent erhöhen, sprich liege damit bei 736 Euro. Zusätzlich verringert sich der Erstkinderzuschuss auf 185 Euro. Damit ergibt sich ein neuer Betrag von 551 Euro.
Damit erhöht sich der Betrag um knapp 50 Euro.
Was fordern nun die Eltern von der Stadt?
Mittels einem Brief an den Oberbürgermeister Frank Mentrup fordern die Eltern "entschlossene Maßnahmen gegen die Personalnot und damit verbundene Kürzungen der Öffnungszeiten und fehlende Betreuungsplätze" in allen Kitas. Die Stadt müsse jetzt handeln und "ihre Anstrengungen in den Bereich Kita investieren".

Konkret fragen die Eltern in ihrem Schreiben nach folgenden möglichen Lösungsansätzen:
- Stadtteilbezogene Randzeitengruppen
- Kitas mit verschiedenen Öffnungszeiten (ÖZ) je Quartier
- Reine Nachmittagsplätze, geteilte Kita-Plätze, Platztausch-Möglichkeiten über ein Online-Portal oder ähnliches
- Zusätzliche Einstellung von Hauswirtschafts- oder Assistenzkräften
- Ist es möglich, mehr qualifizierte Erzieher aus dem Elsass zu gewinnen, die in den bilingualen AWO-Kitas bereits erfolgreich eingesetzt werden?
- Gibt es Initiativen der Stadt, Unternehmen die Gründung von Betriebs-Kitas oder "Einstieg" in/ Co-Finanzierung von Kitas über Belegplätze oder ähnliches zu erleichtern?
- Kann die Stadt Karlsruhe sich dafür einsetzen, dass bei den kommenden Tarifverhandlungen anstatt wie zuletzt zusätzliche Regenerationstage, die zwar finanziell entlastend bei Kommunen wirken, aber den Erziehermangel weiter verschärfen, andere Maßnahmen zur Attraktivität des Berufs vereinbart werden?
Eltern schätzen die Arbeit der AWO
Die Eltern erklären ausdrücklich, dass sie das Angebot der AWO schätzen: "Wir sind sehr dankbar für die tollen Erzieher, die unsere Kinder betreuen und fördern. Dass die Stadt Karlsruhe prinzipiell Wert auf kinderfreundliche Maßnahmen legt, wissen wir zu schätzen", heißt es im Brief an die Stadt.
Doch das reiche nicht. Denn die Krise in den Kitas betreffe alle: "Die Kinder, die Eltern, die Teams in den Kitas, aber auch die Arbeitgeber, die Kollegen und Kunden, Verwandten (sofern vorhanden) und deren Arbeitgeber sowie viele mehr."
Eine Antwort der Stadt steht noch aus.