1. Aktuelle Corona-Lage - Infektionszahlen bleiben gleich
Die kurze Entspannung der Corona-Lage im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist vorbei: Waren in der vergangenen Woche 80 Personen in der Fächerstadt mit dem Virus infiziert, sind es am Donnerstag, den 01. Oktober, 81. Damit erhöht sich die Anzahl der Infizierten um eine Person.

Deshalb bleibt die Stellungnahme des Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellsten Lagebericht die gleiche wie letzte Woche: "Nach einer vorübergehenden Stabilisierung der Fallzahlen auf einem erhöhten Niveau ist aktuell ein weiterer Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher muss die Lage weiterhin sorgfältig beobachtet werden."
Wie entstehen Mutationen?
Viren vermehren sich, indem sie die Zellen von Lebewesen befallen. Dockt ein Virus bei einer Zelle an, schleust es sein eigenes Erbgut, die RNA, in die Zelle und zwingt sie so zur Vermehrung von weiteren infizierten Zellen, statt gesunder Zellen. Die platzen dann auf und setzen noch mehr Viren frei, die wiederum andere Zellen befallen.
Bei diesem Vorgang können Fehler passieren, bei denen das Ergbgut nicht eins zu eins kopiert wurde. Diese veränderten Gene nennt man Mutationen.

Stellt sich heraus, dass eine dieser Mutationen für das Virus von Vorteil ist, reproduziert sich das Virus mit eben dieser Mutation. Das Virus passt sich also den äußeren Umständen an. Eine wirkliche Veränderung des Virus selbst, findet dann durch aufeinander aufbauende Mutationen statt.
Kurzum: Das Virus kann so zum Beispiel seine Vermehrung oder seine Übertragbarkeit optimieren. Ein Prozess, der zumeist einen längeren Zeitraum umfasst. Doch ist Corona schon mutiert?
Mutation D614G - Ein Grund zur Sorge?
Die gute Nachricht vorab: Laut dem RKI besteht bei den bisher erworbenen "Fähigkeiten" des Corona-Virus durch Mutationen kein Grund zur Sorge. Das heißt, die bisherigen Mutationen sind noch nicht relevant genug, um den Krankheitsverlauf zu beeinträchtigen.
Dennoch ist immer wieder eine Mutation im Gespräch: D614G. Hierbei handelt es sich um einen Austausch im Oberflächen-Glykoprotein, das für die Verbindung von Virus und Zelle verantwortlich ist. Laut Medienberichten soll durch diesen Austausch ein leichteres "Andocken" von Virus und Zelle begünstigt werden.
Kurz: Die Infektion ginge mit dieser Mutation schneller einher als mit dem "Ursprungsvirus".

Christian Drosten, Virologe der Charité in Berlin, steht dieser Behauptung in seinem Podcast-Beitrag vom 09. September kritisch gegenüber: "Wenn dem so ist, dann nur in Maßen. Also nicht weltbewegend, sondern geringfügig. Und es gibt keine Hinweise, dass die krankmachende Eigenschaft sich dadurch verändert hat."

Etwas anders sieht es Dr. Bernhard Miller, Facharzt für Laboratoriumsmedizin beim MVZ Labor Volkmann. Seiner Meinung nach sorge die D614G Mutante für eine schnellere Ansteckung. Aber: Eine Verschlimmerung des Krankheitsverlaufes sei noch nicht bekannt. Auch aus dem Grund, da der Krankheitsverlauf bei Infizierten prinzipiell sehr unterschiedlich verlaufen kann.
"Viel mehr ist damit zu rechnen, dass das Virus immer wieder 'in Wellen' auftauchen wird und sich im Verlauf der Jahre oder Jahrzehnte sogar eher abschwächt", so der Facharzt im Gespräch mit ka-news.de. Das liegt daran, dass die ständigen Änderungen in der viralen Erbsubstanz die Viren zusätzlich schwächen.

Auch die Frage, ob derlei Mutationen Auswirkungen auf den zukünftigen Impfstoff haben, ließe sich, so Miller, noch nicht beantworten und machen Spekulationen schwierig.
2. Entwicklungen der Neuinfektionen in Karlsruhe
Im Verlauf der Corona-Pandemie hat Karlsruhe nun seinen dritten Höhepunkt hinter sich. Wie die Grafik zeigt, kletterte die Rate der Neuansteckungen während der Sommermonate und zum Schulbeginn erneut in die Höhe.
Neben den Lockerungen der Corona-Bedingungen ist das vor allem auf Reiserückkehrer aus Urlaubsländern und auf Privatfeiern zurückzuführen. Bei den bisherigen Corona Infektionen im Schulbetrieben hält sich der Kurvenanstieg in Grenzen.
3. So erfolgreich waren die Maßnahmen in Karlsruhe
Ob Schließung des Einzelhandels, Fernunterricht oder die Maskenpflicht: All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Wie die Grafik zeigt, haben die verschiedenen Beschränkungen ihre Wirkung entfaltet.
Jeweils rund eine Woche nach Einführung der Restriktionen war die Zahl der Neuinfizierten rückläufig. Dieser zeitliche Verzug ist durch die Inkubationszeit zu begründen. Im Mittel beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Covid-19 laut dem RKI fünf bis sechs Tage.
In anderen Worten: Sollte es beispielsweise aufgrund der Urlaubsrückkehrer und der Vernachlässigung der Corona-Vorschriften weiterhin zu vermehrten Ansteckungen kommen, kann dies erst rund eine Woche später an den Zahlen abgelesen werden.