Nur noch rund drei Wochen dann feiern wieder hunderttausende Menschen in Karlsruhe Weihnachten: Denn von den Karlsruhern sind je etwa ein Drittel Mitglied in den beiden großen Volkskirchen, der römisch-katholischen und der protestantischen Kirche.
Passend hierzu wollte ka-news.de von den beiden Kirchen wissen, was die Weihnachtszeit für diese bedeutet und wie sie sie verbringen. Schließlich stellt sich die Frage, ob es trotz der Nähe des Glaubens Unterschiede gibt.
Um dies zu klären, standen Volker Schwab, Gemeindereferent der Katholischen Seelsorgeeinheit Karlsruhe Allerheiligen, und Markus Mickein von der Evangelischen Kirche in Karlsruhe, für ein Interview zur Verfügung.
Wie verbringt Ihre Glaubensgemeinschaft typischerweise die Festtage in Karlsruhe? Gibt es bestimmte Traditionen oder Veranstaltungen?
Volker Schwab
In den Katholischen Kirchen gibt es eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Gottesdienste. Von den Tagzeitengottesdiensten, über Krippenfeiern, Friedenslichtgottesdiensten, Christmetten und Kirchenkonzerte finden alle, die sich für die Liturgie über die Festtage interessieren, zahlreiche (und meist sehr gut besuchte) Gottesdienste.

Diese werden von vielen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Helfern liebevoll vorbereitet und zelebriert. Ein besonderer Gänsehautmoment ist in jedem Gottesdienst der Moment, wenn es "Licht" wird. Das heißt: der Christbaum entzündet wird, das Friedenslicht weitergegeben wird oder man selbst die mitgebrachten Kerzen zum Beispiel bei einer Roratemesse entzündet und mit nach Hause nimmt.
Viele ehemalige Karlsruher, die an den Festtagen zum Familienbesuch in die alte Heimat zurückkommen, nutzen den Gottesdienstbesuch auch, um alte Bekannte wiederzusehen und nach dem Gottesdienstbesuch noch etwas auf dem Kirchplatz zu verweilen.
Markus Mickein
Das Weihnachtsfest ist nach Ostern das höchste Fest der Christen. Heiligabend ist der emotionale Höhepunkt im Jahr, viele Menschen möchten auf den Gottesdienst an Heiligabend nicht verzichten. Entsprechend viele Gottesdienste feiern wir. Die Christvesper mit Krippenspiel oder Anspielen ist meist etwas Bewegendes für die ganze Familie. Besinnlicher geht es dann abends zur Christnacht zu.

Dann heißt es bei Kerzenschimmer und Musik noch einmal zur Besinnung zu kommen und die frohe Botschaft von der Geburt Jesu zu hören. Die Gottesdienste an den beiden Weihnachtstagen sinnen der Botschaft in unterschiedlichen Schwerpunkten nach.
Welche Werte schreiben Sie während der Weihnachtszeit besonders groß? Was bedeutet Weihnachten für Sie?
Volker Schwab
An Weihnachten stehen vor allem Werte wie Gemeinschaft, Familie, Festlichkeit und Stille ganz oben. Wenn wir feiern, dass uns Menschen mit Gottes Sohn der Himmel ganz nah gekommen ist, dann sind es besonders die kleinen Dinge, die einen ganz besonderen Stellenwert bekommen (sollten). Ein paar staunende Kinderaugen sind mir da mehr wert als viele große Geschenke!
Markus Mickein
Weihnachten heißt: Gott wird Mensch, er kommt zu uns, ganz nah – das kann trösten und Menschen Halt geben. Dieser guten Botschaft geben wir Raum, nicht nur an Weihnachten. Oft erleben wir Weihnachten aber auch als ein Fest, an dem Frieden ganz besonders herbeigesehnt wird, im weltpolitischen, aber auch familiären Sinn.

Die Weihnachtsbotschaft der Engel, die sagt: "Fürchte Dich nicht!", kann dabei helfen, einen neuen Schritt zu wagen: Sie ist der weihnachtliche Hinweis darauf, dass die Hoffnung stärker ist als die Sorge vor Gegenwart und Zukunft. Und natürlich ist Weihnachten eine Zeit, in der besonders viel gesungen wird. Das gemeinsame Singen der Advents- und Weihnachtslieder in von Kerzenschein erleuchteten Kirchen hat etwas Erhebendes und Wärmendes.
Was macht Weihnachten in Karlsruhe – im Vergleich zu anderen Städten – besonders?
Volker Schwab
Karlsruhe hat eben noch "die richtige Größe", um nicht im totalen Weihnachtsrummel zu versinken. Der Weihnachtsmarkt, Aktionen, wie die „Winterzeit“ vor dem Schloss, das Stadionsingen… Das alles hat noch die richtigen Dimensionen, damit auch noch etwas vom heiligen, stillen und wunderbaren Weihnachtsgefühl bewahrt bleibt.
Markus Mickein
Da gibt es gleich zwei größere Veranstaltungen, an denen die christlichen Kirchen in Karlsruhe gemeinsam mit anderen Akteuren in der Stadt beteiligt sind. Da ist das "Weihnachtliche Stadionsingen" in einer herrlichen Kulisse im neuen BBBank Wildpark.

Das Mitmach-Konzert, bei dem jeder einzelne Teilnehmer zu einer Stimme im großen Chor wird, findet am 22. Dezember, um 18 Uhr, statt und ist eine großartige Gelegenheit, sich auf Weihnachten einzustimmen. Wer es noch größer und bunter mag, der ist eher bei "Weihnachten neu erleben" richtig, einer multimedialen Charity-Weihnachtsshow, die vom 7. bis 10. Dezember in der dm-arena stattfindet.
Wie unterscheiden sich Katholiken und Protestanten allgemein?
Zwischen der römisch-katholischen und der protestantischen Kirche gibt es gleich mehrere Unterschiede: Während die katholische Kirche bspw. sieben Sakramente feiert (darunter die Buße und Krankensalbung), bekennt sich die protestantische Kirche nur zu zwei Sakramenten, der Taufe und dem Abendmahl. Für die Protestanten stellt die Bibel zudem die einzige Quelle für das Wort Gottes dar, für die römisch-katholische Kirche sind auch die römischen Traditionen und Überlieferungen bindend.