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In einem offenen Brief haben sich Geschäftsleute und Gastronomen aus der Karlstraße an VBK-Geschäftsführer Walter Casazza und Vertreter der Stadt, darunter den Chef des Tiefbauamts, Gerhard Schönbeck, gewandt.

Einbußen teilweise existenzbedrohend

Sie schildern die aus ihrer Sicht katastrophale Situation für Einzelhändler und Restaurantbesitzer in der Karlstraße, seit diese baustellenbedingt für Kunden nur sehr schwer erreichbar ist: Die Geschäftsleute litten teilweise unter Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent - für einige sei dies bereits existenzbedrohend.

Seit April ist die Karlstraße buchstäblich lahmgelegt: Ein umfangreiches Bauprogramm soll zwischen Mathystraße und Ebertstraße barrierefreie Haltestellen bringen, die auch für Doppelzüge geeignet sind. Außerdem sollen die Verkehrsführung verbessert und Versorgungsleitungen erneuert werden. Bei den Haltestellen Kolpingplatz und Mathystraße ist gar eine Flächenumgestaltung über die gesamte Breite der Straßen und Wege vorgesehen. Ende 2012 sollen alle Arbeiten hierfür abgeschlossen sein.

Bis dahin ist die Karlstraße - und mit ihr alle Geschäfte und Gaststätten - äußerst schlecht erreichbar. Seit Beginn der Arbeiten fahren dort abschnittsweise immer wieder keine Bahnen, auch der Autoverkehr ist nur eingeschränkt möglich. Das hält Kunden fern und führt zu Umsatzeinbußen. Einige Inhaber von Ladengeschäften und Gastronomiebetrieben haben sich nun zu einer Initiative zusammengeschlossen und fordern nicht nur ein besseres Baustellen-Management von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe, sondern auch ein besseres Entschädigungs-Management. Denn: Warum sollen nur Geschäfte auf der Kaiserstraße entschädigt werden - und nicht auch die auf der Karlstraße?

Umsatz-Einbrüche seit April gravierend

"Uns allen ist klar, dass die Bauarbeiten durchgeführt werden müssen. Ebenso ist uns bewusst, dass dies nicht ohne gewisse Einschränkungen geschehen kann. Wir sind jedoch der Auffassung, dass viele von uns zwischenzeitlich durch die Baumaßnahmen in unangemessener und nicht mehr hinnehmbarer Weise benachteiligt werden und dass von Seiten der Betreiber der Baustelle deutlich mehr dafür getan werden muss, die Einschränkungen aufgrund der Bauarbeiten abzumildern und bestimmte Arbeiten zügiger durchzuführen", schreiben die Unterzeichner in ihrem Brief.

Karlstraße

Im Schnitt litten die Geschäfte unter einem Umsatzrückgang von deutlich über 20 Prozent. "Bei einigen von uns beläuft sich der Rückgang sogar auf bis zu 30 Prozent und nimmt existenzbedrohende Ausmaße an." Insbesondere seit April seien die Einbrüche besonders gravierend. "Dies führen wir unmittelbar darauf zurück, dass seitdem keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr die obere Karlstraße befahren und der Pkw-Verkehr nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. Parkplätze sind so gut wie gar nicht mehr vorhanden."

Warum liegt die Baustelle tagelang still?

Die Kunden und Gäste würden nun auf Alternativen ausweichen. Deshalb befürchten die Initiatoren des Briefes, dass sie sogar dauerhaft abwandern könnten. "Hierbei ist zu berücksichtigen, dass einige unserer Zielgruppen Kinder sowie ältere Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Problemen sind, für die es jetzt umso schwerer, teilweise unmöglich ist, zu uns zu kommen." Die Geschäftsleute wünschen sich deshalb deutlich mehr Möglichkeiten für eine Überquerung der Karlstraße und Alternativen zur Straßenbahn - beispielsweise eine Buslinie, die den Baustellenteil bediene. "Die Absperrungen sind stellenweise bis zu über hundert Meter lang, ohne dass eine Überquerung möglich wäre. Geschäfte in diesen Bereichen sind besonders benachteiligt."

Auch mache es den Eindruck, als würden weite Teile der Baustelle oft tage- und wochenlang nicht bearbeitet, sondern dienten lediglich als Lagerraum und Parkplatz für Baustellenfahrzeuge. Mit mehr Personalaufwand könnte die Baustelle schneller abgeschlossen sein, regen sie an. "Wir sind zudem der Auffassung, dass von Seiten der Baustellenbetreiber ein Entschädigungsmanagement eingerichtet werden muss, vergleichbar dem, welches die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH (Kasig) für Betriebe und Geschäftsleute anbietet", fordern die Ladeninhaber. Die Dauer der Bauarbeiten und die Intensität der Beeinträchtigungen rechtfertigten dies durchaus.

Unterstützung erhalten die Geschäftsleute von den Freien Wählern Karlsruhe. OB-Kandidat Jürgen Wenzel betont, dass Bauarbeiten viel zu oft als gottgegeben angesehen würden, und die Betroffenen die Einschränkungen zu selbstverständlich duldeten. "Aber wenn es um die Existenz von Unternehmen und um Arbeitsplätze geht, hört der Spaß auf", erklärt er im ka-news-Gespräch. "Daher haben wir Freien Wähler uns schon für die 'baustellengeplagten' Geschäftsleute in der Baumeisterstraße eingesetzt und ein besseres aber vor allem schnelleres Baustellen- und Entschädigungsmanagement gefordert." Wie der Offene Brief aus der Karlstraße jetzt zeige, seien die Unternehmen in der Südstadt nicht die einzigen Betroffenen neben den Geschäften in der Kaiserstraße. "Vergessen darf man dabei nicht, dass sowohl die Arbeiten in der Baumeister- als auch in der Karlstraße im direkten Zusammenhang mit der Kombilösung stehen", meint Wenzel. Beide Strecken würden bei der Sperrung durch die Arbeiten am Südabzweig als Ausweichstrecken benötigt. Eine Entschädigung der Einzelhändler hält er deshalb für angemessen.

Bauarbeiten beendet: Karlstraße ab Montag wieder frei

Laut einer Pressemitteilung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) können die Geschäftsleute wohl bald wieder aufatmen. Denn Anfang nächster Woche werden die Bauarbeiten in der Karlstraße nach ungefähr drei Monaten beendet. Ab Montag, 9. Juli, um 9 Uhr können Bahnen, Autos und Radfahrer die Karlstraße demnach wieder in beide Richtungen nutzen, so die VBK. Die Stadtwerke Karlsruhe, das Tiefbauamt und die VBK haben die Baumaßnahmen wie vorgesehen abgeschlossen, heißt es weiter.

Fahrgäste können demnach an der Haltestelle Mathystraße über die neu angelegten und barrierefreien Bahnsteige ein- und aussteigen. Die Bahnen halten auch wieder am Kolpingplatz, wegen restlicher Bauarbeiten aber noch bis Mitte September auf einer improvisierten Haltestelle zwischen Kolpingplatz und Welfenstraße. Wegen Straßenarbeiten, vom Mittwoch, 4. Juli, bis einschließlich Freitag, 13. Juli, wird die Zu- und Abfahrt in und aus der Augustastraße nur über die Jollystraße möglich sein.

"Wo es zu existenzgefährdenden Einbußen kommt, die eindeutig auf die Baustellensituation zurückzuführen sind, werden von den VBK nach einer Einzelfallprüfung Entschädigungen gezahlt", betonte Walter Casazza, Geschäftsführer der VBK, auf ka-news-Anfrage.

Hier können Sie den Offenen Brief im Wortlaut nachlesen.

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