(ps)

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Obert,
sehr geehrter Herr Schönbeck,
sehr geehrter Herr Dr. Roth,
sehr geehrter Herr Dr. Casazza,

wir, die Unterzeichner dieses Schreibens, sind Inhaber von Ladengeschäften und Gastronomie-Betrieben in der Karlstraße im Bereich der oben bezeichneten Baustellen. Seit Anfang des Jahres sind wir massiv von den Auswirkungen der Baumaßnahmen betroffen, über die wir erstmals durch das gemeinsame Schreiben von VBK, Tiefbauamt und Stadtwerken aus dem Dezember 2011 informiert wurden. In diesem Schreiben warben Sie um unser Verständnis für die Erforderlichkeit der Baumaßnahmen und die daraus resultierenden Einschränkungen und Unannehmlichkeiten. Gleichzeitig sicherten Sie uns einen zügigen, möglichst kurzen Bauablauf zu.

Wir haben uns nun zu einer gemeinsamen Initiative zusammengeschlossen, um Ihnen folgendes mitzuteilen:

Uns allen ist klar, dass die Bauarbeiten durchgeführt werden müssen. Ebenso ist uns bewusst, dass dies nicht ohne gewisse Einschränkungen geschehen kann. Wir sind jedoch der Auffassung, dass viele von uns zwischenzeitlich durch die Baumaßnahmen in unangemessener und nicht mehr hinnehmbarer Weise benachteiligt werden und dass von Seiten der Betreiber der Baustelle deutlich mehr dafür getan werden muss, die Einschränkungen aufgrund der Bauarbeiten abzumildern und bestimmte Arbeiten zügiger durchzuführen. Wir verzeichnen mittlerweile - bei durchschnittlicher Betrachtung - einen Umsatzrückgang von deutlich über 20%. Bei einigen von uns beläuft sich der Rückgang sogar auf bis zu 30% und nimmt existenzbedrohende Ausmaße an. Insbesondere seit April sind die Einbrüche besonders gravierend. Dies führen wir unmittelbar darauf zurück, dass seitdem keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr die obere Karlstraße befahren und der PKW-Verkehr nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. Parkplätze sind so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Infolgedessen ist die Erreichbarkeit unserer Geschäfte bzw. Gastronomie-Betriebe erheblich erschwert. Unsere Kunden und Gäste weichen auf Alternativen aus und es besteht die Gefahr, dass sie zum Teil dauerhaft abwandern. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass einige unserer Zielgruppen Kinder sowie ältere Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Problemen sind, für die es jetzt umso schwerer, teilweise unmöglich ist, zu uns zu kommen.

Es ist nicht nachvollziehbar, wieso nicht wenigstens deutlich mehr Möglichkeiten für eine Überquerung der Karlstraße eingerichtet worden sind. Die Absperrungen sind stellenweise bis zu über hundert Meter lang, ohne dass eine Überquerung möglich wäre. Geschäfte in diesen Bereichen sind besonders benachteiligt. Zudem haben wir den Eindruck, dass weite Teile der Baustelle oft tage- und wochenlang nicht bearbeitet werden, sondern lediglich als Lagerraum und Parkplatz für Baustellenfahrzeuge genutzt werden. Hierfür müssen schnellstmöglich andere Lösungen gefunden werden, die unsere berechtigten Belange berücksichtigen. Auch stellt sich die Frage, wieso keine Alternativen zur Straßenbahn angeboten werden. Es muss machbar sein, eine Buslinie einzurichten, die es wenigstens ermöglicht, uns überhaupt noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Wir sind zudem der Auffassung, dass von Seiten der Baustellenbetreiber ein Entschädigungsmanagement eingerichtet werden muss, vergleichbar dem, welches die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH (KASIG) für diejenigen Betriebe und Geschäftsleute anbietet, die aufgrund einer Beeinträchtigung durch Baumaßnahmen für die neue U-Strab wesentliche Umsatzrückgänge über einen längeren Zeitraum zu verzeichnen haben und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbußen wenigstens teilweise kompensieren können. Wir sind uns darüber im Klaren, dass solche Entschädigungsleistungen nur unter bestimmten Voraussetzungen in Betracht kommen. Aber es gibt einzelne unter uns, die individuell besonders stark betroffen sind bis hin zu einer akuten Existenzgefährdung. Durch die Dauer der Baustelle und die Intensität der Beeinträchtigungen ist die Situation durchaus vergleichbar mit der, welche im Bereich verschiedener U-Strab-Baustellen in Karlsruhe vorzufinden ist. Für uns ist nicht ersichtlich, weshalb wir vor diesem Hintergrund anders behandelt werden, als die dort betroffenen Geschäftsleute und man uns nicht einmal die Möglichkeit einräumt, im Rahmen eines systematischen Entschädigungsmanagements prüfen zu lassen, ob im Einzelfall ein Anspruch in Betracht kommt.

Des Weiteren meinen wir, dass die Bauarbeiten noch wesentlich schneller vorangetrieben und zum Abschluss gebracht werden könnten. Wir können die Arbeiten täglich verfolgen und haben oft den Eindruck, mit etwas mehr Personalaufwand könnten bestimmte Arbeiten deutlich zügiger voranschreiten. Ein möglichst schneller Abschluss der Bauarbeiten ist unser zentrales Anliegen!

Uns wäre zudem geholfen, wenn durch bestimmte Unterstützungsmaßnahmen (z.B. durch die Finanzierung gezielter Werbemaßnahmen) für unsere Betriebe seitens der Baustellenbetreiber und der dahinter stehenden Stadt Karlsruhe eine Kompensation der durch die infolge der Baustelle erlittenen Einbußen erfolgen würde. Wir fordern Sie höflich auf, zu unseren hier erhobenen Forderungen Stellung zu beziehen sowie uns mitzuteilen, wie die Situation möglichst kurzfristig verbessert werden kann.

Ihrer Antwort sehen wir entgegen bis möglichst Donnerstag, den 12.07.2012, damit wir wissen, womit wir rechnen dürfen (oder auch nicht).

Mit freundlichen Grüßen

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:

Michael Grom (Metzgerei Sack, 130)

Mara Moretto (La Bottega, Karlstr. 120)

Andrea Scheib (Reformhaus Neuleben, Karlstr. Ecke Vorholzstr. 11)

Christiane Seeger (Bodyreform, Karlstr. Ecke Vorholzstr. 11)

Georg Barzcyk (Haarhaus Karlsruhe GmbH, Karlstr. 77)

Robert Becker (Fotostudio Becker, Karlstr. 68)

Petra Neumaier (Toto-Lotto / Schreibwaren, Karlstr. 77)

Fabienne Plan (Spinnrad Naturtextilien, Karlstr. 99)

Stefan Reinmuth (Bäckerei & Konditorei Reinmuth, Karlstr. 130)

Dieter Schaubhut (Juwelier Schaubhut GmbH, Karlstr. 73)

Heike Haden (Feldschlösschen, Karlstr. 71)

Jörg Kamm (Binder Optik, Karlstr. 97)