Wer am Durlacher Tor wohnt, hat in den vergangenen Tagen im Briefkasten ein Schreiben vom Karlsruher Ingenieurbüro "Engbarth & Yilmaz" vorgefunden. Die Anwohner werden darüber informiert, dass am Mittwoch, 7. September, die Ingenieure die Wohnungen in unmittelbarer Nähe der Baustelle begutachten. Die Sachverständigen sollen im Auftrag der Kasig bestehende Schäden an Häusern dokumentieren, damit später keine unberechtigten Schadensersatzansprüche an die Kasig gestellt werden können.
Bauschäden nicht zu erwarten
Die Ingenieure sind als "unabhängige Gutachter" von der Kasig beauftragt, die "Gebäude und Außenanlagen im Einflussbereich der Baustelle zu begutachten", heißt es in dem Schreiben, das ka-news vorliegt. Dabei würden Details in einem Beweissicherungsgutachten festgehalten, durch die ein "möglicher Einfluss der Baustelle auf die Umgebung" beurteilt werden könne. Mit anderen Worten: Die Kasig will sich als Bauherr gegen etwaige Schadensansprüche absichern.
Eine Begutachtung der Fassaden und Innenräume sei vorgesehen, heißt es weiter. Die Anwohner sollen daher den Sachverständigen Zutritt in ihre Wohn- und Kellerräume gestatten. Erfahrungsgemäß sei aufgrund der Bauarbeiten nicht mit Schäden an den Häusern zu rechnen, beruhigen die Ingenieure in dem Schreiben. Das Gutachten erfolge rein vorsorglich.
Kasig schützt sich vor Schadensersatz
Frank Nenninger, stellvertretender technischer Projektleiter der Kasig, sagte gegenüber ka-news: "Es handelt sich bei dem Gutachten um eine reine Vorsichtsmaßnahme." Beweissicherung werde generell bei jeder Tiefbaumaßnahme durchgeführt. Mit Bauschäden sei nicht zu rechnen. Die Kasig möchte vielmehr als verantwortlicher Bauherr verhindern, dass in Folge der Baumaßnahmen unberechtigte Schadensansprüche von Anwohner gestellt werden, so Nenninger.
"Wenn Eigentümer die großen Bagger und Bohrgeräte sehen, könnte der ein oder andere auf die Idee kommen, bereits bestehende Schäden auf die Bauarbeiten zu schieben und von der Kasig Schadensersatz verlangen." Die Kasig wolle sich mit dem Gutachten davor schützen, dass ein Hausbesitzer sein renovierungsbedürftiges Haus auf Kosten der Kasig sanieren lasse. Denn das könnte die Kasig viel Geld kosten.
Daher würden von den Gutachtern bestehende Schäden erfasst und fotografiert, damit später niemand behaupten könne, dass die Schäden durch die Tiefbauarbeiten am Durlacher Tor entstanden seien. "Die Beweissicherung ist auch in ihrem Sinn. Sie müssen hinterher nicht darüber streiten, ob Risse oder andere Bauschäden alt oder neu sind", heißt es in dem Schreiben weiter. Die Ingenieure würden dabei vollkommen unabhängig arbeiten und die Schädem neutral bewerten, betont die Kasig.
Ingenieure äußern sich nicht
Eine Anwohnerin, die lieber anonym bleiben möchte, sieht Eigentümer unter Generalverdacht gestellt: "Ich finde es nicht gut, dass hier Wohnungsbesitzer verdächtigt werden, sie wollten die Kasig betrügen." Den Eigentümern werde durch das Schreiben ein kriminelles Verhalten unterstellt. "So kommt es jedenfalls rüber", meint die Anwohnerin.
Der Gutachter-Termin wurde laut eines Bewohners am Montag ohne Angaben von Gründen kurzfristig auf den 22. September verlegt. Das beauftragte Karlsruher Ingenieurbüro wollte sich auf ka-news-Anfrage zu der bevorstehenden Begutachtung nicht äußern.
Am Durlacher Tor wird in den nächsten Jahren diefünfte unterirdische Haltestelle der Kombilösung gebaut. Derzeit wird die notwendige Baufläche freigemacht. Eine neu errichtete provisorische Haltestelle direkt vor dem KIT Campus Süd ersetzt bereits seit Montag für die kommenden zwei bis drei Jahre die bisherige Straßen- und Stadtbahnhaltestelle "Durlacher Tor" am Bernhardusplatz.
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