1. Aktuelle Corona-Lage: Inzidenz im Stadtkreis steigt weiter
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt, dass sich die Corona-Inzidenzen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe immer noch auf hohem Niveau bewegen.
Zum Vergleich: Waren am Freitag, den 22. Oktober, 585 Personen mit dem Virus infiziert, so sind es am Dienstag, 26. Oktober, 603. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert liegt im Stadtkreis Karlsruhe bei 131,3 und im Landkreis bei 163,4 (Stand: Montag, 25. Oktober, 16 Uhr). Die 7-Tage Hospitalisierungsinzidenz liegt mit aktuell 230 belegten Intensivbetten in Baden-Württemberg bei 3,8. Damit befindet sich das Land in der Basisstufe.

Sind ab dem 25. November die Maßnahmen passé?
Es scheint wie ein Aufeinandertreffen der Gegensätze: Auf der einen Seite die steigenden Corona-Zahlen und das Land Baden-Württemberg kurz vor der Warnstufe. Auf der anderen Seite Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der zum 25. November die epidemische Lage auslaufen lassen möchte.
Aber was hätte denn das Auslaufen der "epidemischen Lage von nationaler Tragweite" in Karlsruhe zur Folge? Wird dann alles wieder so wie vor den Corona-Maßnahmen?
Übergangsregelungen sollen durch den Winter helfen
Ganz so einfach wird dies wohl doch nicht werden. Nach Berichten diverser Medien wie dem "Ärzteblatt", "Focus" und der "Tagesschau" wird es weiterhin Vorsichtsmaßnahmen geben, quasi als eine Art "Übergangsregelung". Anders gesagt: Laut Paragraf 28a Absatz 7 des Infektionsschutzgesetzes haben die Länder auch nach dem 25. November die Möglichkeit, die Maßnahmen fortzuführen. Das bestätigt auch das Karlsruher Gesundheitsamt gegenüber ka-news.de.
"Das Hauptziel der epidemischen Lage war die Beschleunigung, Bündelung und Vereinheitlichung von Maßnahmen auf Bundesebene. Es ist nicht davon auszugehen, das mit dem Wegfall der bundesweiten epidemischen Lage unmittelbar wesentliche Regelungen wegfallen oder aufgegeben werden. Die Länder bleiben für die Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes weiterhin zuständig und können im Hinblick auf das Infektionsgeschehen (weiterhin) allgemeine (zum Beispiel Rechtsverordnungen) und konkrete (zum Beispiel individuelle Quarantäneanordnungen) Regelungen treffen", schreibt das Gesundheitsamt in einer Mail an die Redaktion.

Wie diese Übergangsregelung konkret umgesetzt werden sollen, ist derweil Gesprächsthema im Bundestag. Auch Spahn setzt sich laut Medienberichten sehr für die weitere Umsetzung der Maßnahmen - wie die AHA-Regeln oder die Maskenpflicht im ÖPNV - ein. Kritik an dem Vorhaben gibt es, weil viele einen "Flickenteppich" der Bundesländer bei der Umsetzung befürchten.
Was sagen Gesundheitsamt und Klinikum dazu?
Angesichts der steigenden Corona-Zahlen halten nicht alle dieses Vorhaben für eine gute Idee. In Karlsruhe ist das nicht anders. Allen voran: das Städtische Klinikum. Auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag hatte Franz Kehl, Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, schon seine Bedenken dazu geäußert.
So befürchtet Kehl, dass viele Menschen annehmen könnten, dass mit dem Auslaufen der "epidemischen Lage" auch die Situation allgemein nicht mehr von Bedeutung wäre "Es ist nicht damit zu verwechseln, dass Corona jetzt zu Ende wäre. Das ist nicht der Fall. Corona kommt jetzt nochmal und wird uns erneut herausfordern", so der Klinikdirektor.

Entspannter scheint es wiederum das Karlsruher Gesundheitsamt aufzufassen. Auf Nachfrage der Redaktion, ob mit dem Auslaufen der epidemischen Lage die Nachverfolgung außer Kontrolle geraten könnte, kann das Amt Entwarnung geben.
"Das Gesundheitsamt war bisher in der Lage alle gesetzlich vorgegebenen Ermittlungen ohne wesentlichen Verzug zu tätigen. Hierzu hatten wir uns bei Bedarf organisatorisch und personell verstärkt, um auf die Fallzahlenentwicklung zu reagieren. Dies tun wir derzeit erneut, weshalb die Infektionskontrolle aktuell gewährleistet ist."
2. Entwicklungen der Neuinfektionen in Karlsruhe
Im Verlauf der Corona-Pandemie hat Karlsruhe nun mehrere Hochs und Tiefs hinter sich. Wie die Grafik zeigt, kletterte die Rate der Neuansteckungen im November 2020 in die Höhe, danach im März 2021 und erneut im Sommer 2021. Verantwortlich dafür ist die zurzeit vorherrschende Delta-Variante.
Das Problem: Häufig sind Infektionsketten nicht mehr bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, weshalb eine eindeutige Zuordnung schwierig ist. Dies nennt das Gesundheitsamt ein "diffuses Infektionsgeschehen."
3. So erfolgreich waren die Maßnahmen in Karlsruhe
Ob Schließung des Einzelhandels, Fernunterricht oder die Maskenpflicht: All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Wie die Grafik zeigt, haben die verschiedenen Beschränkungen jeweils ihre Wirkung entfaltet.
Jeweils rund eine Woche nach Einführung der Restriktionen war die Zahl der Neuinfizierten rückläufig. Dieser zeitliche Verzug ist durch die Inkubationszeit zu begründen. Im Mittel beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Covid-19 laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) fünf bis sechs Tage.
In anderen Worten: Sollte es aufgrund der Vernachlässigung der Corona-Vorschriften zu vermehrten Ansteckungen kommen, kann dies erst rund eine Woche später an den Zahlen abgelesen werden.



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