Türkischer Wahlkampf in Deutschland? Hört man sich in Karlsruhe zu dem Thema um, hört man vor allem kritische Stimmen. "Ich bin der Überzeugung, dass der Wahlkampf in dem Land stattfinden sollte, in dem die Regierung sitzt", meint zum Beispiel Beate Bender. Sie ergänzt: "Unser Recht auf Versammlungen, darf nicht fremdgenutzt werden. Das ärgert mich."
Ganz ähnlich sieht das auch der gebürtige Schweizer Michi K. Er begrüßt grundsätzlich die Meinungsfreiheit in Deutschland. Aber: "Das mit dem Wahlkampf geht zu weit. Würde unsereiner das dort unten machen, die würden uns einsperren. Da stimmt ja schon was nicht."

"Frau Merkel fährt ja auch nicht nach Mallorca"
Die Rentnerin Herta Nagel hält die Türkei an sich für ein "herrliches Land", wie sie sagt. Zu den Wahlkampfauftritten hat sie aber eine ganz klare Meinung: "Ich würde das grundsätzlich verbieten. Wir holen uns die Probleme wieder ins Land." Warum hier für das türkische Referendum Wahlkampf gemacht werden soll, versteht sie nicht.

Auch Sabine Plenus und ihr Ehemann Fred sehen die Situation kritisch: "Ich habe das noch nirgendwo im Ausland erlebt", sagt sie. Ihr Mann ergänzt: "Frau Merkel fährt ja auch nicht nach Mallorca, um dort Wahlkampf zu machen."

Zu den Nazivergleichen Erdogans hat seine Frau eine klare Meinung: "Ich finde es unmöglich, dass Herr Erdogan uns als Nazis bezeichnet. Wie kann man sich als Staatschef nur so benehmen? Er möchte eine Alleinregierung. Das kann man nicht gutheißen", erklärt sie im Gespräch mit ka-news.

"Für so etwas haben wir das Verfassungsgericht"
Etwas positiver bewertet Giuliano T. das Thema und stützt sich dabei auf die Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Doch Giuliano, der selbst die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, versteht auch die Bedenken vieler Bürger.
"Es ist grenzwertig, wenn man in einem demokratischen Land wie Deutschland Werbung für eine Diktatur macht. Doch genau deswegen ist Deutschland eine Demokratie, weil sich hier jeder äußern darf", meint er im Gespräch mit ka-news. Ob man solche Form von Wahlkampf hier verbieten solle, müsse das Verfassungsgericht entscheiden."Dafür haben wir solche Behörden. Wir und die Politiker dürfen uns nicht darüber stellen."
Christina K. ist etwas zwiegespalten. "Die Frage ist, worauf das abzielt. Die Wahlkampagnen in Deutschland finden ja auch nicht in anderen Ländern statt." Dennoch kann die junge Frau dem Thema auch etwas Positives abgewinnen: "Ich finde es spannend zu erfahren, was dahinter steckt. Meine Meinung dazu ist gemischt."
Kritisch betrachtet sie unangemeldete Wahlkampfauftritte türkischer Politiker wie im Fall Erdogan, der 2015 überraschend in der Messe Karlsruhe vor seinen Anhängern sprach: "Warum müssen die türkischen Politiker das im Geheimen machen, wenn sie doch angeblich nichts zu verbergen haben?"

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