Ein 80-jähriger Autofahrer landet am Dienstag in der Mathystraße im Gleisbett. Für die Bergung muss der Straßenbahnverkehr über eine Stunde gesperrt werden. Eine Woche zuvor beendete ein 48-jähriger Ortsfremder seine Fahrt in der Gleisanlage in der Karlstraße, weil er blind seinem Navi folgte. Ein 72-jähriger Autofahrer hatte sich im Mai am Durlacher Tor verfahren und imGleisbett geparkt. Wegen seines Irrtums mussten die Karlsruher Verkehrsbetriebe den Straßenbahnverkehr umleiten.
Ein- bis zweimal im Monat
Vorfälle dieser Art sind in Karlsruhe keine Seltenheit, weiß Fritz Bachholz vom Polizeipräsidium Karlsruhe. "Unabhängig von der Baustellensituation gibt es solche Unfälle immer wieder", erklärt er - laut Statistik der Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK) durchschnittlich ein- bis zweimal im Monat. Allerdings fanden sich in den vergangenen Monaten Autofahrer eben auch in den Baufeldern von Gleisbauarbeiten wieder. "Am Anfang hat die Baustelle am Durlacher Tor immer wieder für Verwirrung gesorgt", erinnert sich Bachholz. Die Verkehrsführung sei dort scheinbar nicht für jeden deutlich gewesen. "Da hat die Stadt Karlsruhe aber bereits nach den ersten Vorfällen sehr gut nachgebessert", lobt Bachholz die Verantwortlichen.
Die Ursachen für die unfreiwilligen Abwege seien sehr unterschiedlicher Art. Neben der persönlichen Wahrnehmung der Verkehrsteilnehmer, die die Polizei allerdings in keinem Fall beurteilen könne, spielten Navigationssysteme eine große Rolle. Vor allem ortsunkundige Autofahrer folgten der moderenen Technik nur allzu leichtgläubig. "Sie folgen brav der netten Stimme und finden sich auf den falschen Gleisen wieder."
Kosten für Schäden und Bergung übernimmt der Verursacher
Damit nicht genug. Im Gleisbett blieben viele Fahrer nicht stehen, sondern versuchten, ihr Fahrzeug allein zurück auf die Fahrbahn zu steuern. Mit dieser Aktion verursachten sie erst den richtigen Schaden. "Die Fremdschäden, beispielsweise an der Gleisanlage, halten sich dabei meist in Grenzen", erläutert Fritz Bachholz. Viel höher falle der Schaden am Auto selbst aus. Schrammt der Unterboden am Kies und dem Gleisstrang entlang, entstünden oftmals sogar Motorschäden.
Stehen bleiben und Hilfe anfordern, rät die Polizei. Das erleichtere die Bergung und reduziere deren Kosten. Diese kommen zum Schaden am Auto auf jeden Fall hinzu und sie muss der Unfallverursacher beziehungsweise dessen Versicherung tragen. Das kann deutlich ins Geld gehen, wenn die Bergung kompliziert wird. "In einem Fall musste ein spezielles jeepartiges Fahrzeug zur Bergung anrücken, weil das normale Kranfahrzeug an das Gleisbett nicht herankam, ohne die Oberleitung zu berühren", berichtet Bachholz.
"Auch Schilder schaffen keine 100 Prozent Sicherheit"
Diese Unfälle sind im Endeffekt nicht nur ärgerlich für den Beteiligten, sondern häufig auch für die Fahrgäste der Tram und Stadtbahnen, deren Fahrweg blockiert ist. Immer wieder komme anschließend der Straßenbahnverkehr komplett zum Erliegen oder müsse umgeleitet werden. Das beeinträchtige deren Weiterkommen und werfe ganze Tagesplanungen komplett über den Haufen.
Die Verkehrskommission der Stadt versuche gerade den Verkehrsfluss an Baustellen stets am Laufen zu halten. Doch ganz vermeiden ließen sich die unfreiwilligen Ausflüge ins Gleisbett nicht. "Auch Schilder schaffen keine 100 Prozent Sicherheit", gibt Bachholz zu bedenken. Zudem sollten sich Autofahrer nicht allein auf die Technik verlassen. Zwar helfe sie durchaus, um sich seinen Weg durch fremde Städte zu bahnen. Jedoch gebe es keine Software, die so schnell auf veränderte Verkehrsführung und Baustellen reagiere.