Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum des ersten Planetariums, das am 7. Mai 1925 im Deutschen Museum in München eröffnet wurde, möchte Björn Wirtjes nun auch in Karlsruhe ein Fenster zum Kosmos schaffen. "Es sei, als habe die Stadt auf ein Planetarium gewartet", sagt Wirtjes. Mit dem KIT und dem Zentrum für Kunst & Medien (ZKM) vereine Karlsruhe Technik, Kunst und Kultur wie kaum eine andere Stadt – genau diese Synergien will der Geschäftsführer nutzen.

"Die Astronomie ist wie eine Einstiegsdroge in die Wissenschaft"
Die Begeisterung für das Universum sei tief im Menschen verwurzelt, glaubt Wirtjes. "Die Astronomie ist wie eine Einstiegsdroge in die Wissenschaft", sagt er. Denn viele Disziplinen – von Physik über Chemie bis hin zur Philosophie – ließen sich mit der Astronomie verknüpfen.

"Das Planetarium ist ein Ort, in welchem bei Kindern schon früh ein Samen für die wissenschaftliche Begeisterung gesät werden kann." Wirtjes möchte den Zugang bewusst niedrigschwellig gestalten, besonders Familien sollen sich angesprochen fühlen.

"Ich habe hier ein schwarzes Loch"
Auf dem Gelände des alten Schlachthofs laufen die letzten Vorbereitungen – die Kuppel, das Herzstück des neuen Planetariums, steht bereits. Bei einem Rundgang durch die Räume gibt Wirtjes einen ersten Ausblick auf das, was die Besucher bald erwartet.
Neben einem Seminarraum, in dem künftig Kitas, Schulklassen und andere Gruppen empfangen werden, soll ein interaktiver Ausstellungsbereich entstehen. "Hier sollen nicht nur weiterführende Informationen sowie kleine Ausstellungen zu bestimmten Themen entstehen – ein Ausprobierraum soll hier geschaffen werden." Besonders Kindern soll so der Kosmos anschaulich und greifbar gemacht werden. "Ein Beispiel: Ich habe hier ein schwarzes Loch", sagt Wirtjes augenzwinkernd.

Das Modell, das einem Trampolin gleicht, veranschaulicht, wie Himmelskörper sich in Bahnen bewegen und wie ein schwarzes Loch durch seine gewaltige Masse andere Objekte anzieht und verschlingt. Den Kosmos physisch erfahrbar machen – das scheint Wirtjes’ Leitgedanke zu sein.
"Der Besucher erkundet den Weltraum, als sei er in einem Raumschiff"
Auch der Keller des Planetariums wird diesem Anspruch gerecht. "Hier haben wir bereits zwei Modelle des Physikers Wolfgang Steffen", so Wirtjes. Diese analogen Konstruktionen sollen in derselben Relation aufgestellt werden, wie sie auch im All existieren. "Der Besucher erkundet den Weltraum, als sei er in einem Raumschiff." Außerdem könne durch die spezielle Raumgestaltung das Beobachten mit einem Teleskop simuliert werden.

Polarlichter über Deutschland: Planetarium zeigt den Grund
"Wir haben nicht immer optimale Bedingungen hier in Karlsruhe, um tatsächlich die Himmelskörper zu beobachten. Doch so kann den Besuchern auch die Benutzung eines Teleskops wetter- sowie tageszeitunabhängig beigebracht werden", erklärt Wirtjes. Dennoch soll die Beobachtung nicht nur gekünstelt stattfinden – auf der Sonnenterrasse des Planetariums darf auch in den echten Himmel geschaut werden.

"Zurzeit ist es besonders für die Hobbyphysiker sehr spannend, die Sonne zu beobachten, da sie sogenannte Sonnenflecken aufzeigt – also schwarze Punkte, die im Teleskop sichtbar werden", erklärt Wirtjes. Diese Sonnenflecken treten in einem Sonnenmaximum wie dem kommenden im Jahr 2025 etwa alle elf Jahre vermehrt auf. Sie sind unter anderem verantwortlich für die Entstehung von Polarlichtern: "Polarlichter entstehen, weil die Sonnenflecken Plasmawolken Richtung Erde schleudern."
Herzstück ist die Planetariums-Kuppel

Den eindrucksvollsten Blick in die Weiten des Alls ermöglicht natürlich die Kuppel des Planetariums. Hier hebt Wirtjes mit den Besuchern von der Erde ab – und steuert zunächst den Gürtel des Orions an.

Der Oriongürtel besteht aus drei gut sichtbaren, bereits ausgewachsenen Sternen. Doch unterhalb davon liegt der Orionnebel (M42), eine aktive Sternenwiege. "Hier sehen wir die Sterne noch in ihrer Entstehung", erklärt Wirtjes.

Auch das Sternbild Stier hat etwas Besonderes zu bieten: die Plejaden.

"Diese Sterne sind im Teenager-Alter, könnte man sagen, mit ihren zirka 100 Millionen Jahren."

Als letztes nimmt Wirtjes uns mit in den sogenannte Krebsnebel. Der Nebel, auch bekannt als Messier 1 / M1 zeigt ein Supernova-Überrest im Sternbild Krebs. Die Supernova war im Jahr 1054.

Unsere Erde als Paradies im unendlichen All
"Der Blick ins All lässt uns nicht nur über unsere Dimension hinaus sehen, wir lernen dadurch auch mehr über uns selbst", ist Wirtjes überzeugt. Es zeige wie besonders und wertvoll unser Planet gegenüber dem Rest des Universums ist: "Unser Planet ist ein Paradies, welches erhalten und wertgeschätzt werden soll." Am Ende spiele es keine Rolle wer wir sind - wir sitzen alle im selben Boot, denn vor dem Weltall sind wir als Menschen alle gleich.
