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Karlsruhe: Alter Schlachthof: "Das System wird sich selbst kontrollieren"

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Alter Schlachthof: "Das System wird sich selbst kontrollieren"

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    Die ehemalige Schweinemarkthalle umgeben vom Bauzaun.
    Die ehemalige Schweinemarkthalle umgeben vom Bauzaun. Foto: sas

    "Die Festlegungen, welche Branchen zu diesem Wirtschaftszweig gehören, können sehr großzügig ausgelegt werden. Zunächst wird sicherlich der eine oder andere Kreative dort arbeiten, aber bei einer weiteren Vermietung in den darauf folgenden Jahren greifen diese Vorschriften überhaupt nicht mehr", befürchtet Anne Segor, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Gemeinderatsfraktion in einer Presseinformation.

    Fünf Flächen stehen zum Verkauf

    Deshalb sehe Segor die Gefahr, dass im Laufe der Zeit das Profil des Kreativparks "Alter Schlachthof" zumindest stark aufgeweicht werde. "Die Grundidee eines kreativen Zentrums wird nicht ausreichend getragen und weiterentwickelt, wenn sich an diesem attraktiven Standort hauptsächlich finanzkräftige und gut etablierte Unternehmen und Dienstleistungen niederlassen", findet auch die Grünen-Stadträtin Ute Leidig.

    Insgesamt fünf größere Flächen stehen auf dem Gelände des Alten Schlachthofes für den Verkauf an Investoren zur Verfügung. "Von Anfang an war klar, dass der Viehhof verkauft wird", erläutert Michael Obert, Vorsitzender der Fächer GmbH, im Gespräch mit ka-news. Das sei so vorgesehen, um die städtischen Baumaßnahmen auf dem Gelände zu refinanzieren. Lediglich die Fläche östlich der Schweinemarkthalle soll in städtischem Besitz bleiben. "Darauf wäre dann eine Erweitung der Halle nach Osten hin möglich, wenn der Bedarf besteht", so Obert. Für vier der fünf zum Verkauf stehenden Flächen gebe es bereits Interessenten, deren Ambitionen unterschiedlich weit gediehen seien.

    "Investoren müssen keine Kreativen sein. Sie bauen nur die Hülle"

    Doch sie alle müssten sich nach den Vorgaben richten, dass nur Unternehmen aus der Kreativwirtschaft auf dem Gelände ansässig werden dürften. "Das ist zum einen durch den Bebauungsplan geregelt, zum anderen durch den Kaufvertrag, den die Investoren unterschreiben", betont Obert. Darin sei die offizielle Definition, welche Branchen zur Kreativwirtschaft gehören, aufgenommen. Das sind Musik, Buch, Kunst, Presse, Rundfunk, Film, Design, Architektur, Werbung und Software beziehungsweise Spieleentwicklung. Aus dieser Sicht könne er die Bedenken der Grünen nicht verstehen.

    Die Investoren selbst müssen dabei aber nicht aus diesen Branchen stammen. "Sie bauen lediglich die Hülle. Die, die sich dann dort niederlassen, können nur aus den Bereichen kommen, die die Vorgaben bestimmen", versichert der Baubürgermeister. Vereinzelt könnten so genannte "begleitende Dienstleistungsunternehmer" in Büros im Kreativpark einziehen, räumt er gleichzeitg ein. Dies sei derzeit schon bei einem Steuerberater der Fall. Eine Zusammenarbeit mit den kreativen Köpfen vor Ort sei in dieser Branche nicht ausgeschlossen. "Der kümmert sich dann beispielsweise um die Steuererklärung der Jungunternehmer."

    Rechtliche Schritte bei Verstößen gegen den Kaufvertrag

    Obwohl die Fächer GmbH im Kaufvertrag festlegt, an wen die Investoren ihre Büroflächen vermieten dürfen, gebe es dennoch keine hundertprozentige Sicherheit, dass sich keine branchenfremden Firmen ansiedeln, gibt Obert zu. Diese Gefahr halte sich allerdings in Grenzen, da die Fächer GmbH auch zukünftig das Gebiet managen wird. Sollte diese zukünftig einen solchen Fall entdecken, könne sie rechtliche Schritte gegen den Vermieter einleiten, da dieser damit gegen den ursprünglichen Kaufvertrag verstoße.

    "Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das ein großes Problem sein wird", gibt sich Obert gelassen. "Das System wird sich selbst kontrollieren", ist er sicher. Die Investoren würden bewusst in die Kreativwirtschaft investieren und hätten somit kein Interesse, dass sich das Gelände zu einem normalen Gebiet entwickelt. Natürlich könne man jetzt noch nicht sagen, was in 20 Jahren sein wird. Breche die Kreativwirtschaft zum Beispiel zusammen, könne man nicht krampfhaft an der ursprünglichen Nutzungsidee festhalten. Dabei müsse man sich vielmehr nach aktuellen Entwicklungen richten.

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