Bis auf den frischen Betonboden und das neue Dach ist von den Bauarbeiten an der alten Schweinemarkthalle für das Auge des Laien noch nichts zu erkennen. Und doch ist die Hälfte der Bauzeit nun vorbei, verkündete Michael Obert, Bürgermeister und Vorsitzender der Karlsruher Fächer GmbH am Mittwoch. "Wir hoffen, dass das Gebäude am Ende des Jahres bezugsfertig ist." Zum Jahreswechsel 2012/2013 sollen dann die ersten Nutzer einziehen.
Bis 2015 soll Schlachthof umgebaut sein
Die Umnutzung des alten Schlachthofs sei nach wie vor ein wichtiges städtebauliches Projekt, betonte Obert. Das Projekt sei mittlerweile schon weit gediehen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir 2015 zum Stadtgeburtstag mit allen unseren Baumaßnahmen fertig sein werden." Auch einen Namen hat die bald rundum erneuerte Schweinemarkthalle bereits. "Perfekt Futur" soll sie heißen. In Anlehnung an die grammatikalische Zeit der vollendeten Zukunft. "Es geht darum eine abgeschlossene Handlung in der Zukunft zu beschreiben", erläuterte Stadtplanerin Martina Baum, die das Projekt "Kreativpark" seit Beginn betreut. So soll es auch den Menschen gehen, die ihre Existenz in der Halle gründen, Ideen entwicklen und mit dauerhaft tragfähigen Projekten wieder hinausgehen.
Das Konzept des Gründerzentrums für Kultur- und Kreativschaffende haben junge Architekten der Fächer GmbH gemeinsam mit Karlsruher Architekten entworfen und geplant. 2007 begann die Suche nach einer neuen Nutzung des Gebäudes als Praktikantenprojekt bei der Fächer GmbH. Diana Dragan war eine der Architekturstudenten, die sich darüber Gedanken machten, obwohl das Gebäude zu diesem Zeitpunkt noch abgerissen werden sollte. "Wir haben uns die Halle angesehen und gleich festgestellt, dass wir hier keine Decken einziehen wollten, weil die den Raum zerstört hätten", sagt die junge Architektin, die mittlerweile Hochbauprojekte bei der Fächer GmbH betreut.
Gebrauchte Seefrachtcontainer werden wie ein 3D-Tetris gruppiert
Deshalb haben sie und ihre Mitstreiter sich dafür entschieden, den Raum mit einer Modullösung zu nutzen. So arbeiteten sie eine Raum in Raum-Konzeption mit Container-Architektur aus. Da die Nutzung und das Raumkonzept die zuständigen Stellen bei der Stadt überzeugte, blieb das Backsteingebäude stehen. Ist die Halle selbst fertig saniert, sollen bis zum Jahresende 70 gebrauchte Seefrachtcontainer darin Platz finden.
Sie stellen Arbeits- und Büroräume für die neuen Nutzer dar, die sich eine Existenz aufbauen möchten und dafür Räumlichkeiten brauchen. Zwar sei dies bereits in zahlreichen Gebäude auf der ganzen Welt angewendet worden. Die Schweinemarkthalle werde aber eines der wenigen Gebäude sein, in denen Seefracht-Container stehen, die zuvor jahrelang Waren rund um den Erdball transportiert haben, also quasi eine Geschichte hätten.
"Die Container werden wie ein 3D-Tetris aufeinander und nebeneinander gestellt. Dabei entstehen im Raum Terrassen, die die Nutzer der Container gemeinsam nutzen können", erklärt Diana Dragan. So gebe es ein Gleichgewicht, da zum einen Arbeitsplätze für die Nutzer vorhanden sind und zum anderen die Halle selbst ebenfalls Platz für die Nutzer bietet, sich miteinander auszutauschen. Das sei auch das Hauptanliegen des gesamten Konzepts. "Die Nutzer sollen nicht nur ihre Räumlichkeiten individuell, sondern den ganzen Raum gestalten", erläutert Dragan.
Nutzer sollen Ideen teilen und einander inspirieren
Obwohl von den Containern, bis auf zwei Mustercontainer vor der Schweinemarkthalle, noch nichts zu sehen ist, hätten bereits interessierte Kulturschaffende angefragt, weiß Barbara Rettenmeier von der Fächer GmbH. "Wir haben Anfragen aus den Bereichen Grafikdesign, Kommunikationsdesign, Architektur und Softwareentwicklung." Momentan seien es noch ausschließlich jüngere Existenzgründer, die sich für einen Arbeitsplatz in der Halle interessierten. Doch eigentlich wünschen sich auch die kreativen Köpfe um Diana Dragan, dass "eine bunte Mischung, egal ob, 70, 40 oder 25 Jahre alt" in die Räumlichkeiten einzieht. Auch eine berufliche Mischung soll es geben, "damit Synergien entstehen können."
In jedem Fall muss das Konzept stimmen, betont Barbara Rettenmeier. Mit diesem und einem Businessplan müssen sich Interessierte bei der Fächer GmbH bewerben. Diese entscheidet dann gemeinsam mit dem K3 Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe, wer einen Platz erhält. Nach diesem Vorgehen sollen auch in der weiteren Zukunft die Räumlichkeiten an junge kreative Existenzgründer vermietet werden. Damit wollen die Verantwortlichen sicherstellen, dass der ursprünglich angedachte Nutzen, Raum ausschließlich für Kreativschaffende zu bieten, weiterhin bestehen bleibt.
Siehe auch:
Alter Schlachthof: Kreativgründerzentrum kommt