Da die Kritik am Badischen Staatstheater großen Wellen schlug, haben sich auch die Karlsruher Lokalpolitiker zu Wort gemeldet. Sie fordern zeitnahe Verbesserungen an Karlsruhes größtem Kulturhaus, das in den kommenden Jahren für über 300 Millionen Euro saniert wird.

Nach der Kritik an seinem Führungsstil hat Generalintendant Peter Spuhler Transparenz bei der Aufklärung der Vorwürfe versprochen. Er habe bereits "die Menschen, die sich durch sein Vorgehen verletzt fühlten", um Verzeihung gebeten und sagte den Betroffenen Veränderungen zu. Doch die Wunden scheinen tief zu sein. Wie stehen die Karlsruher Kommunalpolitiker zu den Vorkommnissen?
Missstände seit 2015 bekannt - doch niemand reagiert
Die größte Fraktion im Karlsruher Gemeinderat, die Grünen, stellen die Position des Generalintendanten Peter Spuhler derzeit noch nicht in Frage. "Wir drängen nicht darauf, die Reißleine zu ziehen", sagt Fraktionsvorsitzender Aljoscha Löffler gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN).

Die Fraktion der Linken und der CDU indes kritisieren jeweils in einer Pressemeldung, dass der Theater-Verwaltungsrat bislang bei den offensichtlichen Problemen weggesehen habe. Bereits im Jahr 2015 war die Schlichtung eines Streits zwischen Belegschaft und Intendanz notwendig. Seitdem sei allen Verantwortlichen bekannt gewesen, dass "es im Großen Haus wie auch hinter den Kulissen des Badischen Staatstheaters kriselt", so die Linken.
"In seiner Kontrollfunktion völlig versagt"
Darüber hinaus seien die Missstände bei den Arbeitsbedingungen und des Betriebsklimas bei einer Mitarbeiterbefragung im Jahr 2018 ans Licht gekommen. Doch: "Der Verwaltungsrat hat über Jahre weggeschaut und in seiner Kontrollfunktion völlig versagt", so die Linken in einer Stellungnahme. Stattdessen wurde - so die CDU - nur kurze Zeit später der Vertrag mit dem in der Kritik stehenden Intendanten Peter Spuhler um gleich sieben Jahre verlängert.

Kritik an Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup und Kulturministerin Theresia Bauer hagelt es von Seiten der Christdemokraten ebenfalls: Beide seien ihrer Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter des Theaters nicht nachgekommen und hätten den Beteiligten vorgeworfen, die Missstände an die Öffentlichkeit getragen zu haben.
"Inakzeptable Umgangsformen geduldet"
"Offensichtlich geworden ist, dass offenbar über Jahre hinweg inakzeptable Umgangsformen und patriarchalische Strukturen am Staatstheater geduldet worden sind", findet die Karlsruher CDU deutliche Worte. Das Image des Badischen Staatstheaters hätte nun deutlich gelitten.

Auch die Fraktion der Freien Wähler/Für Karlsruhe betont die Schwere der Vorfälle: "Wir sind nach Gesprächen der Ansicht, dass Generalintendant Spuhler bis auf weiteres beurlaubt werden sollte", sagt Petra Lorenz, Stadträtin im Kulturausschuss, im Gespräch mit ka-news.de. Der Posten der Intendant soll vorerst kommissarisch neu besetzt werden.
Wie es für Peter Spuhler und das Theater nun weitergehen soll, darüber will der Verwaltungsrat am Freitag ab 8 Uhr in der Karlsruher Nancyhalle beraten. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wollen Mitarbeiter des Badischen Staatstheaters vor der Sitzung vor Ort eine Demonstration abhalten. ka-news.de wird vor Ort sein und berichten.
Dieser Artikel wurde nachträglich überarbeitet. Zuvor hatte die ka-news.de-Reaktion ein vor rund zwei Wochen veröffentlichtes Statement der Fraktion der Freien Wähler/Für Karlsruhe zitiert. Dies wurde nun durch den aktuellen Stand ersetzt.