"Beinahe ein Viertel Jahrhundert gestalteten Sie die Stadtpolitik mit", resümierte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) in seinem Grußwort am Montagabend im Kleinen Haus des Staatstheaters vor zahlreichen geladenen Gästen. 1984 trat Wolfram Jäger als CDU-Stadtrat in die Karlsruher Kommunalpolitik ein, 2004 führte er vier Jahre lang die CDU-Gemeinderatsfraktion an, bevor er als Bürgermeister des Dezernats 2 die Nachfolge von Siegfried König antrat. 2014 folgte zusätzlich das Amt des Ersten Bürgermeisters und damit ständige allgemeine Vertretung des Oberbürgermeisters.
Kultur, KOD, Krasnodar
"Ihr Wirken als Bürgermeister hat sich auf viele Bereiche erstreckt und viele Spuren hinterlassen", so Mentrup. Zuständig war Jäger für die Bereiche Kultur, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Statistik und Wahlen, Bürgerbeteiligung, Stadtteilentwicklung sowie Informationstechnik und Digitalisierung.
Als erfolgreiche Meilensteine nannte Mentrup die Gründung des Amts für Digitalisierung , die Einführung des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), die Stärkung der lokalen Kultur durch eine gemeinsame Kampagne (Kultur in Karlsruhe) sowie das Engagement bei Städtepartnerschaften, vor allem bei der Knüpfung der trilateralen Partnerschaft zwischen Nancy, Krasnodar und Karlsruhe .
"Sie waren mir eine verlässliche Unterstützung und dem Gemeinderat ein aufgeschlossener Partner", dankt Mentrup. Als Anerkennung für jahrzehntelanges Engagement in der Stadtpolitik, wurde Wolfram Jäger die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe verliehen. Nancys Bürgermeister Jean-Michel Berlemont dankte Jäger für seinen Einsatz als "Brückenbauer" für die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarländern.
"Berufsziel war ganz klar Jugendrichter"
In seiner Ansprache nahm Jäger seine Zuhörer mit in 33 Jahre Stadtpolitik, in der er viele positive Erfahrungen gemacht habe. Dennoch, macht der studierte Jurist deutlich, war sein Berufsziel immer "ganz klar Jugendrichter". Das setzte er zielstrebig durch, trat 1977 in den Landesjustizdienst ein und war 1986 bis zu seinem Antritt als Bürgermeister 2008 Richter am Amtsgericht Rastatt, 17 Jahre davon als Vorsitzender des Jugendschöffengerichts.
Seine Erfahrungen in der Justiz seien ihm in der Politik zuträglich gewesen, so Jäger, beispielsweise in der Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. So auch im Jahr 2013, als der Aufzug von Rechstextremen in Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht gestoppt worden ist. Die Stadt Karlsruhe hatte im Vorfeld versucht, mit juristischen Mitteln gegen die Demonstration vorzugehen. Zur Hürde wurden die beruflichen Erfahrungen während seiner Zeit als Staatsanwalt in Karlsruhe, als ein Verfahren gegen die Albtal-Verkehrsgesellschaft eröffnet worden ist - Jäger ließ sich daraufhin aufgrund von Interessenskonflikten versetzen.
Jäger spricht offene Kultur-Baustellen an
Zum Ende seiner Amtszeit ließ es sich Jäger nicht nehmen, offene Kultur-Baustellen und seine Hoffnungen für städtische Entwicklungen im Kulturbereich anzusprechen: Eine tragfähige Lösung solle für den Fortbestand der Majolika gefunden werden, genau wie für die Bibliothek im Prinz-Max-Palais - hier wünscht sich Jäger, dass auch dieser Kulturzweig neben kostspieligen Sanierungen an anderen Stellen nicht vergessen werde.
Für seine Vision des grenzenlosen Europas auch nach Osten, hofft er auf den Ausbau der guten Beziehungen zu Russland - wie es in der Städtepartnerschaft mit Krasnodar - bereits gelebt wird und den Ausbau der Beziehungen nach Taiwan, welche zum 300. Geburtstag ein kurzes Gastspiel in Karlsruhe hatten.
Gehört wurden die Ideen, Wünsche und Hoffnungen unter anderem auch von seinem Nachfolger Albert Käuflein (CDU), der ebenfalls im Publikum anwesend war. Er tritt die Stelle des Bürgermeisters für das Dezernat 2 am 1. Januar 2018 an. Erste Bürgermeisterin wird, ebenfalls zum 1. Januar 2018, Gabriele Luczak-Schwarz.