(Moritz Damm)

"Kaufen Sie alles online? Oder gehen Sie noch in den Laden?", fragte Moderator Oliver Koch bereits zu Beginn der Veranstaltung. Und es zeigte sich ein sehr ausgeglichenes Bild. Die Stimmung entsprach auch einer im Vorfeld durchgeführten Online-Umfrage bei ka-news. Über 700 mal wurde abgestimmt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 50 Prozent aller Umfrageteilnehmer überwiegend bis ausschließlich ihre Einkäufe online erledigen. Demgegenüber stehen 50 Prozent, die hauptsächlich bzw. nur im Laden einkaufen.

Online-Handel in Deutschland: "Es geht erst richtig los"

Ein Ergebnis, das auch Felix Wadewitz, Redakteur beim Unternehmer-Magazin Impulse, nicht verwundern dürfte. Er hielt einen von drei Impulsvorträgen. Sein Thema: "Das neue deutsche Exportwunder - wie Liefer-Startups den Weltmarkt erobern". Als Beispiel nannte er Zalando oder Lieferheld, die mittlerweile aus Berlin die Logistik für Lieferungen in der ganzen Welt organisieren und damit sehr erfolgreich sind.

Vom reinen Onlinevertrieb bis zu Lieferdiensten für den Einzelhandel oder Shopping als Erlebnis: Drei Referenten erläuterten ihre ...

Trotz dieser Erfolgsgeschichten sieht der Wirtschaftsjournalist den Online-Handel in Deutschland noch ganz am Anfang. "Es geht jetzt erst richtig los." Denn vergleiche man die weltweiten Onlineumsätze, hinke Westeuropa (6 Prozent) gegenüber den USA (14 Prozent) und China (11 Prozent) noch ziemlich hinterher. Das werde sich in Zukunft aber stark ändern, ist sich Wadewitz sicher. Während gerade im Reise und Technik-Sektor schon viel online bestellt werde, liege im Lebensmittel-Handel noch enormes Potential. "Die Supermärkte stürzen sich gerade auf das Online-Geschäft", so Wadewitz. Vor allem eine gute und durchdachte Logistik sei hier für den Erfolg entscheidend.

Wadewitz glaubt aber nicht, dass durch die Digitalisierung insgesamt mehr gekauft werde. Das  Konsumverhalten habe sich nur grundlegend verändert. "Die Smartphone-Nutzung führt dazu, dass mehr spontan gekauft wird". Außerdem haben die "Generation Mobile" den Anspruch, immer alles überall und zu jederzeit bestellen zu können und es dann am besten sofort zu bekommen.

"Einfach Offline-Geschäft ins Netz übertragen, funktioniert nicht"

Eine Herausforderung, der sich das Frankfurter Unternehmen Liefery stellt. Leonard Immisch, Manager Network & Operations bei Liefery, sieht in Same Day Delivery - also der Lieferung am gleichen Tag  - die Antwort des Einzelhandels auf die Online-Herausforderung.

Immisch und seine Mitstreiter wollen nichts anderes "als den Versandhandel revolutionieren". Hierfür kombiniert Liefery den Offline- mit dem Online-Handel. Und das bisher sehr erfolgreich. Das Konzept von Liefery: Der Kunde kann sowohl im lokalen Einzelhandel als auch im Online-Shop einkaufen und sich seine Einkäufe von Liefery nach Hause bringen lassen. Ein lokaler Kurier holt die Ware ab und bringt sie dann nach 90 Minuten oder zu einem Wunschtermin. Hierbei fungiert die Filiale als ein "dezentraler Lagerstandort".

Herausforderung "Zementsackonlineversand"

Dass der Kunde selbst  bestimmen kann, wann seine Bestellung kommt, ist ein ganz entscheidender Faktor für Immisch und aus seiner Sicht ein großes Problem der derzeitigen Paketdienste. "Was bringt es mir, wenn das Paket kommt und ich nicht da bin?", fragt er. Und prognostiziert: "In ein paar Jahren werden wir denken: Was war denn das für ein Quatsch? Sachen bestellt und die kamen, als ich nicht zu Hause war?!" Die Logistik sei der Knackpunkt für den Erfolg eines Lieferdienstes. "Einfach das Offline-Geschäft ins Netz übertragen, funktioniert nicht", betont Immisch.

Ein Zuhörer bemerkte, das Lieferdienste aber noch nicht alle Bereiche abdecken könnten. Er nannte als Stichwort den "Zementsackonlineversand". Immisch erläuterte, dass Liefery derzeit nur Ware bis zu einem Gewicht von 32 Kilogramm versende - aber aus Gründen des Arbeitsschutzes. Das Unternehmen sei aber auch schon mit Baumärkten in Gesprächen.

"Im Netz kann ich nicht schmecken, fühlen, probieren"

Als Kontrast zum Online-Handel positionierten sich die beiden Karlsruher Händler Sven Brunner, Inhaber von "Nick & Nora - Spirituosen" und Heiko Hoos, Inhaber von "Hoos London Gin". Sie gaben ein Plädoyer für den "Einzelhandel als Erlebnis" ab. Brunner betonte, dass ihm der persönliche Kontakt zu seinen Kunden und die Beratung sehr wichtig sei. Er setze auf lockere Atmosphäre und ein angenehmes Ambiente."Meine Kunden sollen sich wohlfühlen, probieren, anfassen, riechen und schmecken." Und all das funktioniere online eben nicht, sondern nur im "Laden um die Ecke".

Sven Brunner, Inhaber von "Nick & Nora - Spirituosen" (Karlsruhe): Einzelhandel als Erlebnis

Aber auch Brunner verzichtet nicht völlig auf die Dienste des Internets. Er habe eine Webseite, aber eben keinen Online-Shop - und zwar ganz bewusst. "Ich brauche das Internet, um gefunden zu werden". Eine Herausforderung für die kleinen Einzelhändler seien die Preise im Internet: "Wenn ich mit dem Online-Preis nicht mithalten kann, nehme ich das Produkt nicht ins Sortiment", so Brunners Standpunkt.

Ziel von #digitTALK: Networking, Dialog und Diskussion

Im Anschluss an die drei spannenden Impulsvorträge entwickelte sich eine lebhafte und spannende Diskussion zwischen den Referenten und dem Publikum über die Zukunft des Handels sowie die Vor- und Nachteile der Digitalisierung. Nach der Debatte gab es für alle Teilnehmer die Möglichkeit bei einem gepflegten Bier oder einem feinen Gin fleißig zu Netzwerken und mit den Referenten des Abends ins Gespräch zu kommen. Denn bei #digiTALK stehen Diskussion und Austausch im Mittelpunkt!

Ein Ziel von #digitTALK: Networking, Dialog und Diskussion.

Der 1. #digiTALK hat gezeigt: hier ist der geeignete Ort, um schon heute einen Blick auf die digitale Welt von Morgen zu werfen, sich inspirieren zu lassen und die neuesten Trends der Digitalisierung zu diskutieren. Auch die ersten Reaktionen im Netz fallen positiv aus.  "Great event, great discussion", twittert Lucas Pedretti. Auf Facebooklobt Kai Reinhardt :"Sche war's. Gerne wieder!" "Insgesamt ein inhaltlich durchdachtes und frisches Konzept, welches sicher seinen Platz  in der Karlsruher Veranstaltungswelt finden wird", schreibt dazu Mark Lotse auf seinem Blog.

#digiTALK ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtmarketing Karlsruhe GmbH, der Karlshochschule, ka-news und weiteren Akteuren aus Karlsruhe. Das neue am #digiTALK-Konzept ist, dass es bei jeder Veranstaltung um ein Thema der digitalen Welt geht, das von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. #digiTALK ist Treffpunkt und Plattform für Diskussionen, Vorträge und Austausch gemeinsam mit dem Publikum - und das in lockerer und ungezwungener Atmosphäre.  Der nächste #digiTALK findet am 7. Oktober statt. Dann dreht sich alles um das Thema "Smart Data".

Hier alle Bilder vom 1. #digiTALK!

Weitere Infos gibt's unterdigitalk-karlsruhe.de

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