Nadine bietet deutschlandweit einen Aufräum-Service an. Ganz egal, ob Kleiderschrank, Regale oder die ganze Wohnung – für 39 Euro die Stunde beseitigt sie Chaos, Stilsünden und schafft Struktur und einen klaren Überblick im Haushalt. Wer seine Kleidung nicht selbst bügeln möchte, kann sich diese Aufgabe ebenfalls von ihr abnehmen lassen.
Eigentlich ist sie im öffentlichen Dienst ausgebildet und auch noch zwei Tage die Woche im Rathaus Bruchsal beschäftigt. Doch ihr selbst hochgezogenes Business läuft gut – aktuell ist sie für die kommenden vier Monate ausgebucht. Doch wie ist sie auf diese Idee überhaupt gekommen?
Motiviert von einer guten Freundin
"Eigentlich haben mich meine Freundinnen dazu bewegt, aus meinem stark ausgeprägten Ordnungssinn einen Beruf zu machen", erzählt Nadine. Schon als kleines Kind habe sie mit Leidenschaft die Schränke ihrer Freunde auf- und umgeräumt. Der Beschluss, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, folgte dann einige Jahre später.
"Den letzten Mut, meinen kleinen Traum wahrzumachen, verdanke ich schlussendlich meiner Freundin Lili. Sie erzählte mir eines Morgens von einer Reportage im Fernsehen. Drei junge Leute berichteten, wie sie durch ihre Begabungen ihre Träume verwirklicht haben. Eine der Erzählenden war eine junge Frau. Sie räumte Kleiderschränke ein, fing ganz klein an und reist mittlerweile durch die ganze Welt. Das war für mich der letzte Ansporn", so die 42-Jährige.

Ein Wortspiel, das einfach passt
Wenige Monate später, im Jahr 2018, gründete sie schließlich "BdeB". Wofür dieser Name steht? Da muss Nadine ein wenig ausholen: "Ich bin ein großer Spanien-Fan und lerne die Sprache seit ein paar Jahren. Meine Verbundenheit dazu drückt sich auch in meinem Firmennamen aus, denn die Abkürzung "Bdeb" steht für "Brendelberger de Bruchsal", was soviel heißt wie: Brendelberger aus Bruchsal."
Dass der Name ihres Unternehmens sie besser beschreibt, als gedacht, ist ihr erst im Nachhinein aufgefallen: "Ich habe dann witzigerweise festgestellt, dass diese vier Buchstaben auch der Reihenfolge nach in meinem Nachnamen enthalten sind", erzählt sie schmunzelnd.

Ein abwechslungsreicher Job
Nadine erlebt viel bei ihrer Tätigkeit und ist mittlerweile in ganz Deutschland unterwegs: "Die weiteste Strecke bisher waren sechs Stunden nach Hamburg. Die längste Aufräum-Aktion hat mehrere Tage gedauert, weil manche Leute das ganze Haus von mir einräumen/umräumen/strukturier
Die Kunden sind meistens Frauen. "Meine jüngste Kundin war 18 Jahre alt, meine Älteste 83 Jahre. Dazwischen waren alle Altersklassen dabei", erzählt sie im Gespräch mit ka-news.de. Aber nicht nur der Ordnungssinn sei bei diesem Job wichtig. Auch ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen müsse ein Ordnungs-Coach für diese Arbeit mitbringen.

"Meine Kunden lassen mich in ihren privaten Bereich, das ist etwas Intimes. Oft schämen sie sich für ihre Unordnung, aber ich schaffe es, schon nach kurzer Zeit eine entspannte Atmosphäre und Vertrauen aufzubauen. Ich gehe nämlich ohne jegliche Vorurteile in Deutschlands Haushalte und das spüren meine Auftraggeber sehr schnell."
Mediale Aufmerksamkeit und Covid haben ihre Bekanntheit stark gesteigert
Doch was zunächst klein anfing, hat sich mittlerweile zu einem richtigen Business entwickelt. 2021 erschien ein Zeitungsartikel über Nadine, darauf folgten Auftritte im Radio und im Fernsehen. Darunter Reportagen mit dem SWR, RTL und ein Live Interview in der Landesschau.

Auch Corona habe ihrer Arbeit keinen Abbruch getan, meint die 42-Jährige. Ganz im Gegenteil: "Durch die Pandemie waren viele Menschen hauptsächlich Zuhause, oft auch die ganze Familie. Das hatte zur Folge, dass mehr Chaos in den Haushalten entstanden ist, die Menschen auch durch das ständige Miteinander keine Nerven für die 'unangenehmen Dinge' im Leben hatten und somit Hilfe bei mir gesucht haben."

"Ich liebe den Prozess, einer positiven Veränderung"
Für Nadine fühlen sich die Termine nicht wie arbeiten an. "Ich liebe den Prozess der positiven Veränderung", meint sie auf unsere Frage, was ihr am meisten an der Arbeit Spaß mache. "Aus einem Chaos etwas Schönes zu machen und hinterher glückliche Kunden zu haben. Das ist ein wunderschönes Gefühl."
Doch auch der Profi hat eigene Baustellen, was das Thema Ordnung angeht: "Ich muss meine ganzen Bilder auf dem Handy und dem Rechner ordnen und teilweise löschen. Digital bin ich also etwas im Verzug", gesteht Nadine.

Aber welche Tipps kann Nadine denn auf dem Weg geben, ohne, dass man sie gleich buchen muss?
Drei Tipps vom Profi
"Alles braucht einen festen Platz, das ist die Basis aller Ordnung", sagt Nadine. Heißt: Wer seinen Kleiderschrank oder gar die ganze Wohnung auf Vordermann bringen will, sollte sich zunächst gut überlegen, wie und wo die ganzen Objekte verstaut werden sollen. Doch damit nicht genug.
Denn danach muss diese neue Ordnung auch längerfristig eingehalten werden. "Alles sollte nach Gebrauch sofort wieder auf seinen Platz zurückkehren", sagt Nadine. Denn so bestehe erst gar nicht die Möglichkeit, Dinge woanders abzustellen. Als letztes empfiehlt die 42-Jährige, das Aufräumen als eine Art Ritual in den Tag zu integrieren. Ein Wecker kann dabei helfen. Da reichen dann auch 15 Minuten pro Tag aus, um einmal durch die Wohnung zu gehen, und aufzuräumen, so die Expertin.
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