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Die ganze Zeit mit ihm: Tomte - "Buchstaben über der Stadt"

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Die ganze Zeit mit ihm: Tomte - "Buchstaben über der Stadt"

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    Der CD-Tipp von Patrick Wurster

    Vom unfertigen "Korn & Sprite"-Geschrammel vergangener Tage sind Thees Uhlmann (Gesang, Gitarre), Dennis Becker (Gitarre), Timo Bodenstein (Schlagzeug) und Oliver Koch (Bass) seit dem hochgelobten "Hinter all diesen Fenstern" fast so weit weg sind wie man es als Rockband nur sein kann.

    "Schreit den Namen meiner Mutter", "Du bist den ganzen Weg gerannt", "Endlich einmal" und "Die Schönheit der Chance" - übers Vorgängeralbum gestreute Minuten für die Ewigkeit. Zwei Jahre danach klingt der Tomte-Sound noch eine Idee feiner, ausgefeilter, weil fundierter, abgestimmter. Überhaupt ist die ganze Platte total lebensbejahend. Uhlmann mimt nicht mehr den traurigen Jungen; das Ende der Suche ist's wovon er singt.

    Olli Schulz (ka-news berichtete) lässt derweil den Hund Marie von der Leine und Neuzugang Max Martin Schröders dezentes Tastenspiel ist Gleitgel für den Hörkanal! Das schadet hier und da nicht, denn in Sachen Gesang wird bei Tomte nach wie vor passend gemacht, was sich nicht auf Anhieb fügen mag. Uhlmann zerrt und zieht und zupft seine bedeutungsschwangeren Zeilen mal mehr, mal weniger passgenau auf Versmaß: "Die Sonne scheint so oder so, die Wolken entscheiden, ob du sie siehst", ist solch eine und eine wahrhafte dazu. Westentaschenphilosophie oder Lebensweisheit?

    Den ursprünglichen Weg durchs Dickicht seiner verzweigten Gedankengänge kennt wohl nur des Texters Tummetott. Doch ist es nicht so dicht, dass sich nicht hier und da eine trittfeste Hörerschneise schlagen ließe. Zumal geführt von kraftvollem und filigranem Gitarrenspiel - und hier dürfen die eingangs gepriesenen Songs "Ich sang die ganze Zeit von dir" und "Geigen bei Wonderful World" stellvertretend für ein ganzes Album stehen - bewirken Uhlmanns wunderbare Indie-Pop-Befindlichkeiten eine innere Aufgewühltheit, irgendwo zwischen unbändiger Euphorie und unglaublicher Berührtheit, wie das im deutschen Sprachraum sonst wohl nur die Labelkollegen Kettcar vermögen (ka-news berichtete).

    Buchstaben über der Fächerstadt am 31. März

    Nein, man fühlt sich viel mehr als nur berührt; man fühlt sich endlich mal wieder richtig ergriffen. Was Wunder bei "den schönsten Songs der Welt" - die die meisten von uns, Hand aufs Herz, verdammt gerne selber geschrieben hätten. Haben wir aber nicht. Keiner. Nur einer hat. Singen wir also doch die ganze Zeit von ihm. Und mit ihm natürlich. Auch ein verdammt erhebendes Gefühl.

    Am Freitag, 31. März, leuchten die Buchstaben auch über der Fächerstadt. Tomte spielen ab 20 Uhr im ausverkauften Substage - präsentiert von ka-news.

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