Startseite
Icon Pfeil nach unten
Archiv
Icon Pfeil nach unten

Herzbruch: Olli Schulz, Hund Marie und "Beiges Album"

Archiv

Herzbruch: Olli Schulz, Hund Marie und "Beiges Album"

    • |
    • |

    Nicht nur zahlenmäßig von zwei auf vier gewachsen - und nach wie vor wer hätt's gedacht begleitet vom kongenialen Max Schröder alias Hund Marie - busselt fortan sanfte Tragik aus den Boxen. Was auf dem 2003er GHvC-Debüt mehr als nur vielversprechend seine Anfänge nahm, gipfelt damit vorerst in herrlichem Indie-Pop mit über alle Maßen hübschem Songwriting! Die vor wenigen Tagen ebenfalls beim Grand Hotel erschienene Single-Auskopplung "Jetzt gerade bist du gut" (mit gleichnamiger Up-Tempo-Nummer und bis dato unveröffentlichten Songs wie "Ölmann" oder "Backstage Baby" und dem Videoclip zu "Die Ankunft der Marsianer" beim Country-Festival in Hamburg-Horn) sagt schon alles über den zugehörigen Longplayer - oder ums vorab zusammenfassend einmal mit dem rhetorischen Standardsatz eines waschechten Hanseaten zu versuchen: "Wie geil ist das denn?!"

    Ironie duldet Melancholie als gleichberechtigten Nebenbuhler

    Musste Schulzes Wauwau auf "Brichst Du mir das Herz, dann brech' ich Dir die Beine!" noch eher den instrumentellen Zuarbeiter abgeben, wächst das Duo (welches unter anderem dank weiterer Tomte-Verstärkung am Bass in Person von Dennis Becker die meiste Zeit keines mehr ist) musikalisch mehr und mehr zusammen, klingen die neuen Stücke trotz solcher Meßlatten wie "Der Moment", dem "Song ohne Grund", "Rock 'n' Roll Lifestyle", "Unten mit dem King" oder "Durch die Nacht" noch ein Ticken runder, gereifter, weil etwas weniger sperrig; aufs Album gesehen ist einfach (noch) mehr (textliche) Substanz da. Füllstoff fast Fehlanzeige.

    Vornehmlich der Lyrik wegen klingt das aktuelle Album hier und da aber auch etwas ernster und weniger offensichtlich-direkt als noch sein Vorgänger. Ironie duldet unversehens Melancholie als gleichberechtigten Nebenbuhler, machen lockere Sprüche im Gegenzug auch mal der Herzlichkeit Platz, hält man sich mit Zoten bis auf den Treppenwitz vom "Allerletzten Date" und dem nervigen Hidden-Track auf "Klappskalli" merklich zurück. Und doch ist auch "Das beige Album" durchweg geprägt von den schrulligen Alltagsanekdoten und Betrachtungen aus diesem wunderbaren ganz eigenen Schulz'schen Blickwinkel.

    Wenngleich die wahren Poeten-Pointen gar nicht selten nicht etwa in den Songs selbst stecken, sondern erst in Kombination mit den zugehörigen Stories ihre wahre Pracht entfalten können. Die ganzen Geschichten gibt's allerdings nur live geboten und je nach Gemütslage soll ein Olli Schulz ja auch schon mal mehr geredet als musiziert haben.

    Wie du mir, so ich dir, liebster Olli!

    Soll er ruhig. Denn in beiden Fällen ist es schlicht eine Freude ihn anzuhören! Tragik küsst Komik von Lied zu Spruch, von Leid zu Freud: Da macht er auf Dauerdruffi-Beach Boy Brian Wilson und erfindet sich mal eben seinen eigenen Superhelden namens "Bettmensch"; schmeißt das leidige "Spooky Girlfriend" raus aus seinem Kopf; stimmt eine flotte, countryeske Power-Ballade auf "Die Ankunft der Marsianer" an oder beseiert sich wiederum selbstironisch mit seinem zugehörigen wunderbaren ganz eigenen Schulz'schen Humor als "Human Of The Week". Dann schlägt dein Herz! Autsch! Dieses vermaledeite "Beige Album" hat's uns endgültig gebrochen und wie du mir, so ich dir. Also, Obacht: Ob mit oder ohne Hund an deiner Seite - nimm dich fortan fein in Acht, liebster Olli! Patrick Wurster

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden