Das bloße Ausstellen wird über kurz oder lang vom "Erlebnis Museum" abgelöst. Auch in der Region Karlsruhe haben sich einige kulturelle Institutionen, wie die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe oder das Zentrum für Kunst und Medien, bereits auf den Weg in die Zukunft, in das Zeitalter der musealen Digitalisierung gemacht – zu sehen und zu hören eindrucksvoll unlängst unter anderem beim #digiTalk zum Thema "Digitalisierung in der Kunst"  in der Karlshochschule.

Beispielsweise das Badische Landesmuseum möchte ganz neue Wege gehen, um Besucher im Museum zu halten und neue Zielgruppen für sich zu begeistern. Mit einem neu gegründeten Bürgerbeirat und einem "Museumscamp" versucht man fachfremde Menschen und Museumsbesucher in den Entwicklungsprozess einzubinden, um so neue Denkansätze für das Museum der Zukunft zu erschließen.

Landesmuseum will interaktiver werden

Zum einen finden im Landesmuseum gerade Umbauarbeiten statt, zum anderen werden Exponate und Archive digitalisiert, um in Zukunft ein individuell auf den "Nutzer" zugeschnittenes Museumserlebnis anbieten zu können. Erster Schritt wird ein so genanntes Kindermuseum sein, Gamification, Personalisierung und Storytelling sind zusätzliche Schlagworte, auf die man im Landesmuseum zukünftig vermehrt setzen will. Im Großen und Ganzen soll der Museumsbesuch interaktiver werden.

Badisches Landesmuseum
Bild: Tim Carmele

Dazu gehört auch eine so genannte Expothek, in der es ähnlich wie in einer Bibliothek Zugang zu allen Beständen – in den Sammlungsausstellungen wie in den Depots geben soll. Damit alle Objekte in einem frei zugänglichen Online-Katalog verfügbar sind, werden sie digital fotografiert, herausragende Stücke dreidimensional gescannt und allgemein verständlich beschrieben.

Kein starres, trockenes Ausstellen mehr

Das starre, trockene Ausstellen von Objekten, wie man es aus dem Museum kennt, ist damit Schnee von gestern. Über Nutzerprofile sollen sich Besucher ihren idealen Museumsbesuch zusammenstellen können, angeleitet unterstützt von neuen Ideen und Anregungen, die aufgrund der digital vorliegenden Informationen erstellt werden.

"Museum für alle" - das Badische Landesmuseum lud zum gemeinsamen Brainstorming im Barcamp
"Museum für alle" - das Badische Landesmuseum lud zum gemeinsamen Brainstorming im Barcamp | Bild: Heike Schwitalla

Am wichtigsten ist jedoch die Teilhabe der interessierten Bevölkerung an den Entscheidungsprozessen über das Museum von Morgen. Man ist sich im Badischen Landesmuseum sicher, dass ein Schritt in die Zukunft, in das Museum 2.0, nur dann gelingen kann, wenn man interessierte Bürger in den Findungsprozess einbindet.

Kultur erleben - mit einem Augenzwinkern

Auch bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs geht man diesbezüglich neue Wege: Unlängst wurde im Schloss Bruchsal die Ausstellung "#pARTicipate - #machdichkunst" eröffnet. Dort werden weltbekannte Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte von Michelangelo bis Banksy in Replikaten begeh- und erlebbar.

In Bruchsal kann der Besucher Mona Lisa einen Bart malen. Die Ausstellung #pARTicipate macht es möglich.
In Bruchsal kann der Besucher Mona Lisa einen Bart malen. Die Ausstellung #pARTicipate macht es möglich. | Bild: Heike Schwitalla

Mit dem Ziel, dass der Ausstellungsbesucher so ein Teil des Kunstwerks wird, daran Teil hat – wie der Name der Ausstellung schon sagt. Als Teil des Kunstwerks können die Besucher sich dann in einem Selfie so verewigen, dieses in den sozialen Netzwerken teilen und damit eine ganz eigene, neue Ausstellung entstehen lassen.

#pARTicipate - hier wird der Besucher zum Künstler und zum Kunstobjekt
#pARTicipate - hier wird der Besucher zum Künstler und zum Kunstobjekt | Bild: Heike Schwitalla

"Kultur muss immer wieder neu angepriesen werden, sie vermittelt sich nicht von selbst. Daher suchen wir immer nach neuen Wegen, die Menschen in unsere Schlösser und Klöster zu locken", sagt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Michael Hörrmann.
Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Michael Hörrmann. | Bild: Uli Deck/Archiv

Einen leichten, lustigen Zugang wolle man auch musemsfernen Bevölkerungsschichten ermöglichen – mit Humor und Augenzwinkern. "Im besten Fall wecken wir so Neugier, die Leute vertiefen ihr Wissen, schauen sich nach der Ausstellung auch noch das Barockschloss an. Im schlechtesten Fall hatten die Besucher einen guten, erlebnisreichen Nachmittag mit Kultur, auch das ist doch schon erstrebenswert", meint er.

Fotografieren und Teilen von Kunstwerken ausdrücklich erwünscht!

#pARTicipate
#pARTicipate | Bild: Heike Schwitalla

"Pose, share, like" - das Handy ist in der neuen Ausstellung im Bruchsaler Schloss unbedingt erwünscht, denn der Bekanntheitsgrad der Ausstellung wächst mit ihrer Verbreitung in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Snapchat oder Instagram. Die Zielsetzung ist klar: Gerade jüngeren Besuchern soll das Museum, die Ausstellung so in guter Erinnerung bleiben.

Mitmachen, teilhaben - das neue Museum

Allen neuen Museumskonzepten ist eines gemein: Die Teilhabe des Besuchers an der Ausstellung, am Museumskonzept - ganz praktisch: mit lebendig gestalteten Ausstellungen, aber auch intelektuell, in Form einer Einbindung in den Entwicklungsprozess selbst. Denn ein modernes Museum, da sind sich Experten einig, funktioniert nur, wenn es mehr auf Nutzerwünsche eingeht und maßgeschneiderte Angebote für jedes Nutzerprofil bietet.

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