Dominika Szope ist seit 2011 Leiterin der Abteilung Kommunikation und Marketing am ZKM in Karlsruhe und verantwortlich für das Marketing des Zentrums für Kunst und Medien auf nationaler und internationaler Ebene, sowie für Forschungsprojekte. "Technologisch entwickeln wir unsere Geräte schneller als wir uns selbst entwickeln", sagte sie. "Von Jahr zu Jahr wird das exponentiell weiter entwickelt." Unsere Arbeitsabläufe werden einfacher, und die Menschen höher ausgebildet, so Szope.

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Bild: Tim Carmele

Museumsbesucher wollen Teil der Ausstellung sein

Außerdem sei das Thema "interaktiv" ein sehr wichtiges Element im 21. Jahrhundert, welches aber schon im 20. Jahrhundert begann. Die Menschen möchten nicht mehr etwas nur anschauen, sondern eingebunden werden, fast ein Teil der Ausstellung sein.

Die ZKM-Ausstellung "Open Codes – Leben in digitalen Welten", ermöglicht den Besuchern, an dieser Kulturplattform teilzunehmen. Aufgesetzt als Coworking Space für alle, um sich über technologische Entwicklungen und deren Bedeutung für die Gesellschaft auszutauschen, können sich hier die Menschen frei bewegen. Das Feedback vom Publikum wird über Umfragen eingeholt.

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Staatliche Kunsthalle will mehr digitalisieren

Die Digitalisierung funktioniert nicht allein, sondern nur im Team, so Florian Trott, Leiter der Kommunikationsabteilung an der Staatlichen Kunsthalle. Trott berichtet, wie die Kunsthalle damit intern umgeht und über ihre vorhandene digitale Strategie. Nach dem Motto "digitales Reporting" untersuchen und beurteilen Mitarbeiter die Aktivitäten im Netz. Das Ziel: In wenigen Jahren soll die Kunsthalle ein digital denkendes und agierendes Unternehmen sein.

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Die Kunsthalle möchte Digitalbesucher zu analogen Besuchern machen und so eine neue, junge Zielgruppe im digitalen Raum erreichen. Neben dem klassischen Angebot gibt es deshalb auch zahlreiche Möglichkeiten für Digitalbesucher – über Facebook, Twitter und Instagram können sie Events und Geschichten verfolgen, und das Museum fördert und ermutigt das Fotografieren und posten von Aufnahmen. Die Webseite www.kunstnuss.org (externer Link) bietet eine ganz besondere Art von kultureller Wertschätzung: Hier werden die aktuellen Sonderausstellungen präsentiert, mit allen Bildern und zugehörigen Erklärtexten.

Kunst nur noch Content?

Helena Neubert malt riesige Kunstwerke und leitet auch das Projekt DHPRENEUR für die Duale Hochschule, das Gründungskultur unter Studierenden fördert. Das Digitale bietet Künstlern viel mehr Möglichkeiten, meint Neubert, ihre Kunst zu vermarkten und das Publikum zu finden, das man sucht. Ob es darum geht, einen Online-Kunstkurs anzubieten oder Kunst zu verkaufen, möchte Neubert den Mythos vom "hungernden Künstler" umdrehen - Umsätze in 6-stelligen Zahlen sind in der heutigen digitalen Szene durchaus möglich, behauptet sie.

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Bei der anschließenden Fragerunde kommt die Frage aus dem Publikum auf, ob Kunst keine Kunst mehr sei, sondern Content? "Die Staatliche Kunsthalle ist zwar ein traditionelles Haus, bemüht sich aber sehr zu öffnen und auch ein anderes Publikum anzuziehen", antwortete Florian Trott. Seiner Meinung nach sei es die Pflicht eines Kunsthauses, andere Zielgruppen anzusprechen. "Wir richten unser Augenmerk auf Gruppen, die normalerweise nicht ins Museum gehen", führte er fort. Während der Besuch vor Ort immer den stärksten Eindruck macht, ist der digitale Besuch eine sehr gute Ergänzung dazu.

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Helena Neubert hat einen digitalen und einen analogen Workflow. "Die Erschaffung der Kunst ist autonom", erklärte sie. "Andere dürfen nicht mitentscheiden", obwohl sie sich vorstellen könnte, manche Projekte mit anderen mitzuentwickeln. Über die Digitalisierung, etwa einen Twitter-Hashtag, kann sie ein lokales Publikum erreichen.

"Wir können heute das unterschiedlichste Publikum erreichen", sagte Dominika Szope, wobei das ZKM bereits 2012 feststellte, dass die Digitalisierung nicht alles ist. Nachdem sie aufgehört hatten, alles zu drucken und nur noch digital zur Verfügung zu stellen, ging die Besucherzahl zurück. Trotzdem fehlt weiterhin die Zielgruppe der 30- bis 40-Jährigen, die mitten im Karriereleben stehen.

Auf die Frage, ob zukünftig Künstler durch Maschinen ersetzt werden könnten, gibt es ein klares Nein vom Podium. "Am meisten interessiert die Leute der menschliche Prozess", erwiderte Dominika Szope.

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